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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition)
Autoren: Judith Lennox
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an ihrer Schule ärztlich betreute. Dr. Hughes war verheiratet und hatte, soweit Rebecca wusste, keine Ahnung von Meriels Gefühlen. Rebecca, die ihm nur einmal begegnet war, einem Mann Ende vierzig, still, mit schütterem Haar und rotem Gesicht, fiel es schwer, Meriels heimliche Liebe zu verstehen. Einmal, nach einem Martini zu viel, hatte sie Milo von Meriel und Dr. Hughes erzählt und es sofort bereut. Milo hatte das Ganze zum Schreien komisch gefunden. Rebecca, die ihre Schwester gernhatte, schämte sich, Meriels Geheimnis preisgegeben zu haben und lebte fortan in der Angst, Milo könnte die Geschichte nur dünn verschleiert in einen seiner Romane einarbeiten.  
    Sie und Milo hatten nie Kinder gewollt. Nein, das stimmte nicht ganz. Milo hatte nie Kinder gewollt, das war wahr, aber hätte er damals, als sie Anfang zwanzig und jung verheiratet gewesen war, gesagt, ›Ich möchte mindestens vier Kinder‹, so hätte sie sich wahrscheinlich seinem Wunsch gefügt. Sie hatte ihn so blind geliebt, dass jedes Wort aus seinem Mund ihr Befehl gewesen war.  
    Aber es war die richtige Entscheidung gewesen. Sie hatten anfangs sehr wenig Geld gehabt, ein Kind wäre eine zusätzliche finanzielle Belastung gewesen, und später, als Milo von Erfolg zu Erfolg eilte, wäre da in ihrem Leben für ein Kind Platz gewesen? Milo und Rebecca Rycroft zu sein, das von allen bewunderte und beneidete Vorzeigepaar, kostete eine Menge Zeit und Energie. Irgendwann hatten sie es mit der Verhütung nicht mehr ernst genommen, schwanger war sie dennoch nicht geworden.  
    In letzter Zeit bedauerte Rebecca es manchmal, dass sie nicht wenigstens ein Kind hatten. Sie stellte sich einen Sohn vor, einen hübschen Jungen, so klug und intelligent wie Milo und mit ihren grünen Augen, deren Blick damals beim Künstlerball in Chelsea Milo behext hatte. Er würde Oscar heißen oder vielleicht Archie und wäre ein selbstständiger kleiner Junge, der an jedem ersten Schultag frohgemut in sein Internat abreiste und am Ende des Schuljahrs ebenso frohgemut nach Hause zu seinen Eltern zurückkehrte.  
    Wo blieb er nur? Wieder schaute Rebecca auf die Uhr. In ihre Ungeduld mischte sich Unbehagen. Ihr war seit geraumer Zeit immer unbehaglich, wenn sie nicht wusste, wo Milo war. In den ersten Ehejahren war es zu Riesenkrächen zwischen ihnen gekommen, wenn sie das Gefühl gehabt hatte, er kümmere sich zu viel um andere Frauen. Sie hatten gebrüllt und geflucht und mit Gegenständen um sich geworfen – einmal hatte sie ihn mit einer Butterschale so hart an der Schläfe erwischt, dass ein blauer Fleck geblieben war, und war sich vorgekommen wie die übelste Furie. Aber so viel Feuer hatte auch etwas Lustvolles gehabt, etwas Erregendes; die Versöhnungen im Bett waren umso leidenschaftlicher gefeiert worden und hatten alle ihre Qualen der Eifersucht mehr als aufgewogen.  
    Doch diese Zeiten waren vorbei. Jetzt hinterließen ihre Auseinandersetzungen einen bitteren Nachgeschmack anstatt die Atmosphäre zu reinigen. Sie hatte Angst, dass Milo sie nicht mehr so glühend begehrte wie früher. In den ersten Jahren ihrer Ehe hätte Milo ihr die Sterne vom Himmel geholt. In ihrem ersten gemeinsam verbrachten Sommer schenkte er ihr jeden Tag eine rote Rose. Sie waren damals noch arm wie die Kirchenmäuse, und manche Rose war wohl aus einem fremden Garten geklaut, aber wie romantisch!  
    Mit den Jahren hatte ihr Leben sich verändert. Der Erfolg von Penelopes Webstuhl und der folgenden Romane hatte es ihnen ermöglicht, die Alte Mühle zu kaufen. Anfangs hatten sie die Renovierung des Hauses gemeinsam geplant und einen Teil der Arbeiten selbst ausgeführt. Wie sie damals einträchtig Sockelleisten gestrichen und Tapeten geklebt hatten, das gehörte mit zu Rebeccas glücklichsten Erinnerungen.  
    Doch als Milos Karriere in Schwung kam, hatte er keine Zeit mehr für das Haus, Rebecca musste allein die Tapeten aussuchen oder den Installateur anrufen, wenn ein Rohr brach. Zur Alten Mühle gehörte ein großer Garten und auch dafür war Rebecca zuständig. Inzwischen spielte sich ein großer Teil von Milos Leben ohne sie ab. Milo fuhr nach London zu Lunches und Festen, zu denen sie nicht eingeladen wurde. Zeitungsartikel wurden über ihn geschrieben, hin und wieder wurde er zu Rundfunksendungen gebeten. Manchmal hatte Rebecca das Gefühl, nicht mitgehalten zu haben.  
    Sie wusste, dass ihr Leben Außenstehenden beneidenswert erscheinen musste. Aber vor vier Jahren hatte Milo
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