Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der im Dunkeln wacht - Roman

Der im Dunkeln wacht - Roman

Titel: Der im Dunkeln wacht - Roman
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
um eventuelle Spuren zu beseitigen.
    »Hast du ihn gesehen?«, fragte Irene.
    Kopfschütteln. Das kam nicht unerwartet, schließlich hatte er sie von hinten angegriffen.
    »Hast du sein Auto gesehen?«
    Erneutes Kopfschütteln. Die Krankenschwester räusperte sich und sagte:
    »Jetzt glaube ich, ist es genug. Efva ist müde.«
    Der Blick, den die Kommissarin der Krankenschwester zuwarf, war nicht gnädig, aber Irene sah ein, dass diese recht hatte. Thylqvist war womöglich noch bleicher als bei ihrem Kommen. Unter den Augen hatte sie blauschwarze Schatten. Etwas unbeholfen tätschelte Irene die Hand ihrer Chefin, die bewegungslos auf der Frotteedecke lag.
    »Gute Besserung. Ich soll dich von allen grüßen. Wir durften keine Blumen mitbringen, aber die bekommst du, wenn du auf die andere Station verlegt wirst …«
    Irene hielt verlegen inne. Tränen standen in Efvas Augen.

N ach einer unruhigen Nacht hatte Irene ihren Entschluss gefasst. Nach der Morgenbesprechung klopfte sie bei Tommy an und trat in sein Büro.
    »Hallo. Du siehst furchtbar aus«, sagte sie.
    »Danke, gleichfalls«, erwiderte er.
    Sie wussten beide, dass der andere recht hatte. Plötzlich begann Irene zu lachen. Nach einer Weile lachten sie beide. Einen Moment war es genauso wie früher, als sie noch beste Freunde und unzertrennlich waren. Jetzt war es höchste Zeit, diese Freundschaft wieder aufleben zu lassen. Aber wahrscheinlich ist es besser, erstmal behutsam vorzugehen, dachte Irene.
    »Tommy, ich habe die ganze Nacht nachgedacht. Wir müssen versuchen, in dieser festgefahrenen Ermittlung weiterzukommen, und zwar jetzt.«
    »Klar. Hast du irgendeinen konstruktiven Vorschlag?«
    »Ich glaube schon. Irgendwie kommt es mir so vor, als hätten wir etwas Wichtiges übersehen. Etwas, das wir bereits wissen, aber nicht deuten konnten. Ich denke an Daniel Börjesson.«
    »Seinen Namen haben wir jetzt schon wiederholte Male verworfen. Es gibt keine konkreten Beweise. Er hat kein Auto. Er war zu Hause, als ihn Jonny nach dem Überfall auf Efva anrief. Er wohnt in einer Wohnung, in der es keine Katze gibt, und so weiter und so fort. Das Phantombild sieht ihm ähnlich, aber das beweist auch nur, dass er Marie Carlsson bei ICA seltsame Fragen gestellt hat …«
    »Ich weiß. Wir sind das unzählige Male durchgegangen. Aber irgendetwas, das ich gehört habe … Ich kann es nicht greifen.
Ich würde diesen Daniel heute gerne noch einmal unter die Lupe nehmen. In die Basungatan rausfahren und das Terrain etwas eingehender sondieren. Efva hat uns angewiesen, ihn auszuklammern, aber jetzt bist du ja der Chef und kannst entscheiden. «
    Sie lächelte, aber er erwiderte ihr Lächeln nicht. Ein langes Schweigen breitete sich im Zimmer aus, und Irene hatte keine Lust, es zu brechen. Schließlich sagte er:
    »Okay. Ich habe Respekt vor deiner Intuition. Aber ich gebe dir nur den heutigen Tag.«
    »Danke. Das reicht.«
    »Du solltest jemanden mitnehmen.«
    »Das ist nicht nötig. Ich habe nicht vor, mit Daniel zu sprechen. Es geht um etwas anderes.«
     
    Irene war an diesem Morgen die erste Kundin in dem kleinen Laden. Theo Papadopoulos trug gerade schwere Obstkisten in sein Geschäft, als sie kam. Er begrüßte sie so fröhlich, als sei sie eine Stammkundin.
    »Hallo. Haben Sie ein paar Minuten Zeit?«, fragte sie.
    »Klar. Morgens ist nie viel los«, antwortete er.
    Er führte sie ins Pausenzimmer. Dort duftete es nach frischem Kaffee. Theo ging in den Laden und holte zwei Zimtschnecken. Sie waren noch warm.
    »Es wundert mich nicht, dass Sie wieder hier sind«, sagte er, nachdem er den Kaffee eingegossen hatte.
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Melina und ich finden, dass Daniel seit dem Tod seiner Großmutter noch seltsamer geworden ist. Sie war nett. Aber er ist komisch. Melina hat Angst. Sie sagt, er habe den bösen Blick. Das hat sie aus Griechenland. In meiner alten Heimat glaubt man an den bösen Blick. Leute mit dem bösen Blick muss man meiden und schlimmstenfalls töten!«

    Letzteres sagte er mit einem fröhlichen Lächeln.
    »Inwiefern verhält er sich seltsamer als früher?«, fragte Irene.
    »Er war natürlich immer ein Einzelgänger. Keine Freunde und so, wissen Sie. Aber jetzt sieht man ihn fast nie. Manchmal kommt er kurz vor Feierabend hier rein. Er sagt kaum Hallo. Er arbeitet auch nicht mehr. Das hat er früher noch getan. Er hat gelegentlich dem Hausmeister geholfen. Wenn er keine andere Arbeit hatte, dann hat er sich um die Büsche und Bäume hier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher