Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hypnosearzt

Der Hypnosearzt

Titel: Der Hypnosearzt
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
»Die Brandfläche dort? Da ist eine Gasflasche explodiert. Der arme Teufel hat sich selbst in die Luft gejagt …« Das lag nun etwa drei Monate zurück. Aber der ›arme Teufel‹, Fabiens Vater, hatte sich nicht selbst in die Luft gejagt, das hatten andere besorgt, wie das Mädchen sagte. Und dieser Pascal Lombard war auch nicht der einzige Tote? Unfaßlich …
    »Der andere, dieser Lehrer, Max Ortiz – das war auch Mord, sagen Sie?« fragte Stefan.
    Régine nickte nur.
    »Und die Geschichte mit dem Polizeiauto, das in die Schlucht fiel?«
    »Da haben sie's ebenfalls versucht.«
    »Mein Gott …« Sein Nacken war verspannt, seine Zunge wollte ihm nicht gehorchen, und auch sein Vorstellungsvermögen streikte.
    »Uns wollten sie auch umbringen«, sagte Régine ruhig. »Und auch bei uns sollte es nach einem Unfall aussehen, nach einer Sprengung.«
    »Und das wissen Sie?«
    Sie nickte.
    »Warum gehen Sie nicht zur Polizei?«
    »Die sind alle gekauft. Die stecken alle unter einer Decke … Das haben sie prima eingefädelt«, setzte sie hinzu, »und mit viel, viel Geld.«
    »Sie wissen doch, daß ich Lindner kenne? Warum …«
    »Das war meine Idee«, sagte sie und lächelte. Ihre Zähne schimmerten in der Dunkelheit des Stalls. Ihre Augen erreichte das Lächeln nicht; sie waren ruhig und fest auf Stefan gerichtet. »Wir wissen, daß Sie in Le Castelet wohnen. Und wir wissen auch, Madame hat mit alldem nichts zu tun. Sie war sogar dagegen, daß man den Bauern die Grundstücke wegschnappte und darauf baute.«
    Sieh mal einer an! Davon hatte Maria ihm keinen Ton gesagt …
    »Und woher wissen Sie, daß ich …«
    »Wir haben jemanden in der Villa des Deutschen, eine Frau. Sie ist eine Nichte von Fabiens Vater. Sie arbeitet dort. Sie hört alles. Und sie meint auch, daß Sie nicht zu diesen Leuten gehören.«
    »Trotzdem …«
    »Wir wollen, daß es möglichst viele Leute wissen … Und wir wollen, daß diese Klinik nicht entsteht …«
    »Und die Presse? Warum gehen Sie nicht zur Presse?«
    »Das haben wir schon versucht. Aber wir haben wahrscheinlich nicht die richtigen Verbindungen …«
    Bergmann schwieg.
    Die Ahnungen, die Fragen, die er sich und Maria gestellt hatte, das, was er bereits wußte, all das rotierte in seinem Kopf. Aber was nun Gestalt anzunehmen begann, war wie eine Tonnenlast, die Stefan auf die Erde drückte. Er versuchte nachzudenken, doch er kam nicht sehr weit damit.
    Wenn das wahr war – um Himmels willen, dann hatten sie es nicht nur mit einem Menschen, sondern einer ganzen Organisation von Verbrechern zu tun.
    »Und da ist noch etwas, Monsieur …«
    Er wartete.
    »Fabien …«
    »Sein Sprachfehler?«
    »Ja. – Wir haben in diesem Prospekt der Société gelesen, daß Sie Spezialist sind und so etwas heilen können …«
    Er suchte schon wieder in seiner Hosentasche nach Zigaretten, und schon wieder tat er es vergeblich. Schließlich griff er nach einem dürren Zweig und kaute darauf herum. In jeder Situation frei von Panik und ausgeglichen zu bleiben, das benötigte er in seinem Beruf, und deshalb hatte er über Jahrzehnte trainiert. Doch nun?
    Gut, er war ruhig – und warum auch nicht in der Nähe dieses jungen Menschen, der von ihm Hilfe wollte? Hilfe gegen den Mann seiner Geliebten, Hilfe gegen einen Mann, der sich sein, Stefans, Freund nannte, in Wirklichkeit jedoch der Boß einer eiskalten Verbrecherbande war …
    Ein Monster … Gestern nacht hatte Maria es gesagt.
    Nun wußte Bergmann, warum.
    Er zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. »Hatte Fabien diese Sprachstörungen schon früher, ich meine, als Kind oder während der Pubertät?«
    Er war froh, diese Frage stellen zu können. Er befand sich auf vertrautem Gebiet, für einige Minuten wenigstens.
    Régine schüttelte heftig den Kopf: »Nein.«
    »Noch mal, Régine … Sie kennen ihn ja schon seit langem, nicht wahr?«
    »Seit zehn Jahren.«
    Eine Sandkastenliebe also. »Sie glauben, das Stottern hat etwas mit dem Tod seines Vaters zu tun. Aber ist Ihnen irgendwann, vielleicht in der Schule, aufgefallen, daß er nach Worten suchen mußte? Oder daß er bei gewissen Worten Schwierigkeiten hatte, sie auszusprechen?«
    Wieder das Kopfschütteln. Plötzlich sprang Régine auf, preßte die Hände gegen den rauhen Stein hinter sich und starrte Bergmann an. »Es kam in dieser Nacht!« Ihre Stimme schwankte. »Seither ist Fabien so. Alles fing in dieser Nacht an.«
    »In der Nacht, als Fabiens Vater starb?«
    Sie konnte nicht sprechen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher