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Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)

Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)

Titel: Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
Autoren: Thomas Herzberg
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gegenüber
zeigen. Beim Pokern war er fast unschlagbar. Er hatte eben häufig Pech. Nur
nicht heute ... heute war sein Abend.
    Als er wieder aufsah, bemerkte er einen Mann, der
Position auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches bezogen hatte. Er stand
direkt hinter seinem Kontrahenten, der immer noch mit dem Zählen seines
Gewinnes beschäftigt war uns dabei grinste, wie ein kleines Kind an
Weihnachten.
    Dieser andere Typ beobachtete ihn. Selbst wenn er
nicht hinsah, fühlte er die prüfenden Blicke, als ob sie auf seiner Haut
brannten. Heute Mittag erst hatte Mike das Interview mit diesem überheblichen
Hauptkommissar Wegner gelesen. Dieser sei sich sicher, dass sie den Händler des
Todes, so nannte man Dr. Mike Gerlach seit einigen Wochen, schon sehr bald
fassen würden.
    Er hatte sich die blonden Locken bereits vor
vierzehn Tagen abrasiert und lief seitdem mit einer solariumgebräunten Glatze
umher. Dazu hatte er sich einen breiten Schnauzer wachsen lassen, der ihn nicht
nur zehn Jahre älter machte, sondern auch sein ganzes Gesicht deutlich runder
erscheinen ließ. Ob dieser Mann ihn trotzdem erkannt hatte? Betont lässig erhob
er sich nun vom Tisch und deutete dem Croupier, dass er den Platz nicht mehr
benötige. »Ich geh wieder zum Roulette rüber«, brachte er noch mit einem
gequälten Lächeln hervor und verabschiedete sich.
    Zügig, aber nicht hektisch, wandte er sich Richtung
Ausgang. Nachdem er seine Chips gewechselt und den breiten Tresen der Bar
umrundet hatte, schaute er unauffällig über seine Schulter. Der Mann schien ihm
nicht gefolgt zu sein. Zumindest konnte er ihn nirgends ausmachen. Aber es war
ihm jetzt auch völlig egal, denn zum Spielen hatte er keine Lust mehr. Er
könnte nun das ganz ungewohnte Gefühl genießen, eine Spielbank mit mehr Geld zu
verlassen, als er dorthin mitgebracht hatte. Er lachte still in sich hinein und
erreichte leichten Schrittes das Foyer, in dem sich der große Hauptlift befand.
Dieser sollte ihn ohne weitere Verzögerungen zur Tiefgarage bringen, in der er
seinen Porsche geparkt hatte. Mit den Raten für dieses Nobel-Geschoss war er
schon seit Monaten in Verzug. Er erinnerte sich daran, wie er nach dem letzten
Öffnen seines Postkastens mindestens ein halbes Dutzend Briefe seiner Bank
einfach ungelesen weggeworfen hatte. Das war jetzt fast vier Wochen her.
Seitdem hangelte er sich von einer billigen Pension zur anderen. Oft genug
brach er auch dort mitten in der Nacht auf, damit er die Wirte um ihre Zeche
prellen konnte. Letzte Nacht hatte er sogar in seinem Porsche schlafen müssen.
Es war Messe in Hamburg und alle erschwinglichen Quartiere schienen in den
nächsten Tagen ausgebucht zu sein. In dieser Nacht jedoch wollte er in einem
weichen Bett übernachten. Er hatte dreitausend Euro in der Tasche. Das sollte
wohl für eine bequeme Schlafgelegenheit ausreichen, dachte er, als ihm wieder
dieser Mann auffiel. Der Typ lehnte, nur ein paar Meter weiter, an einem der
Stehtische. Scheinbar unterhielt er sich angeregt mit einem Bekannten, musterte
Mike dabei allerdings auf eine Art und Weise, dass es ihm kalt den Rücken hinablief.
    »Wann kommt denn endlich dieser beschissene
Fahrstuhl?«, schoss es ihm durch den Kopf, als sich die beiden Männer energisch
in Bewegung setzten. Mike fühlte Panik in sich aufsteigen, versuchte aber,
einen kühlen Kopf zu bewahren. Ein Stück entfernt schob sich die Tür eines der
kleineren Nebenlifte auf und entließ ein älteres Paar, welches sich lautstark
über die hohen Gebühren im Parkhaus aufregte. Mike eilte ihnen mit langen
Sätzen entgegen und sprang entschlossen in die Kabine. Sofort drückte er den
P-Knopf und stellte zufrieden fest, dass sich die Türen augenblicklich zu
schließen begannen. Kurz bevor sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte, konnte er
noch das wütende Gesicht von einem der Männer durch den letzten Spalt erkennen.
     
    Ungeduldig riss Mike Gerlach die Parkkarte aus dem
Automaten und rannte zu seinem Porsche hinüber. Als sich kurz darauf die
Schranken öffneten und er in die frische Abendluft hinausfuhr, da glaubte er
schon, es geschafft zu haben. Obwohl der Motor eiskalt war, ließ er den 6-Zylinder-Boxer
richtig brüllen.
    »Nur noch links weg zur Alster ... heute schläft
Vati im Atlantic«, waren seine letzten unbeschwerten Gedanken, als er
Blaulichter im Rückspiegel flackern sah. Von allen Seiten schienen sie zu
kommen. Alle Häuser rundum blitzen und blinkten wie bei einem Feuerwerk.
    Einen Moment
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