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Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)

Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)

Titel: Der Hurenkiller - Teil II (Wegners schwerste Faelle)
Autoren: Thomas Herzberg
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mit allen Abarten des Grauens zu tun. Gewalt und Tod gehörten zu
seinem Alltag wie Brot zu dem eines Bäckers. In diesem Moment jedoch fühlte er
sich derart hilflos und traurig, dass er nicht einmal mehr Worte fand.
    Jetzt ergriff die junge Ärztin das Wort: »Ich sehe
das anders«, begann sie, und registrierte zufrieden Wegners hoffnungsvollen
Blick. »Auf dem Ultraschall ist ein Schatten zu sehen, zwischen Magen und
Dünndarm. Mein Kollege meint, dass es Krebs ist, aber ich glaube das nicht.«
    »Was meinen Sie«, drängelte Wegner.
    »Ich weiß es nicht, aber ich habe bei Hunden schon
alles erlebt. Hat er irgendetwas Unverdauliches gefressen ... einen großen
Knochen vielleicht?«
    »Er frisst gern meine Socken«, platze es aus Wegner
heraus, »keine Ahnung warum.«
    Der ältere Tierarzt schüttelte sich angewidert.
    »Dann würde es mich nicht wundern, einen davon in
Rex` Bauch zu finden. Wenn Sie einverstanden sind, operiere ich ihn. Schlimmer
kann es ja nicht werden.«
    »Und Sie meinen, dass das Tier ... `Tschuldigung ...
dass Rex die Narkose überlebt?«, erwiderte der zweite Arzt gereizt.
    »Dafür sollten Sie beten«, warf Wegner ein und
klopfte dabei der jungen Tierärztin ermunternd auf die Schulter.

Kapitel 2
     
    Vera Meiser flog fast die Treppen hinunter und
erreichte atemlos ihr kleines Cabrio. Durch ihre Arbeit, in der Redaktion einer
großen Hamburger Tageszeitung, war sie nächtliche Störungen gewöhnt. Diese
jedoch stellte sie vor eine ganz besondere Herausforderung, denn es betraf sie
selbst, beziehungsweise einen liebgewordenen Kumpel und Weggefährten: Rex.
    Manfred Wegner, ihr Freund und seit letztem Monat
sogar ihr Verlobter, hatte sie auf dem Weg nach Stapelfeld angerufen und sie
damit grob aus ihren Träumen gerissen. Fast unverständlich war sein nervöses
Gestammel. Einige Dinge hatte sie seinen wirren Aussagen allerdings entnehmen
können. Es ging Rex schlecht ... sehr schlecht sogar.
    Mit großer Sorge, vor dem, was am Ende dieser Nacht
vielleicht unausweichlich feststünde, legte sie jetzt den Gang ein und raste in
Richtung Stapelfeld davon. Die letzten Monate gingen ihr durch den Kopf,
während sie krampfhaft versuchte, die trüben Gedanken um das Schicksal des
Schäferhundes zu vertreiben. Nach und nach hatten Manfred und sie selbst sich
immer mehr aneinander gewöhnt ... ihre Leben aufeinander eingestellt. Beide
genossen dieses ganz neue Gefühl, die oft stumme Einigkeit, wenn es sich um die
wesentlichen Dinge drehte. Natürlich hatte sie, auch heute noch, oft genug mit
seiner polterigen und bärbeißigen Art zu kämpfen. Im Laufe der Zeit aber hatte
sie sich daran gewöhnt und wusste nur zu gut, wie auch sie ihn zur Weißglut
bringen konnte.
     
    Als Vera auf den Parkplatz vor der Tierklinik fuhr,
konnte sie Manfred Wegner bereits sehen. Zusammengesunken saß er in der offenen
Heckklappe seines Kombis und rauchte. Zögernd öffnete sie die Autotür und ging
langsam auf ihn zu. Jetzt hob er träge den Kopf, sodass sie seine rot
verquollenen Augen erkennen konnte. Schweigend setzte sie sich neben ihn und
legte ihren Arm um seine breiten Schultern. Minuten vergingen, bis sie sich
traute, zum ersten Mal etwas zu sagen. »Ich wusste gar nicht, dass du rauchst.«
    »Die Letzte vor über zehn Jahren, als Gisela sich
vom Acker gemacht hat.«
    »War das damals so schlimm für dich?«, wollte Vera
wissen.
    »Schlimm? Ich hatte mindestens zwanzig Bier dazu und
hab in meiner Lieblingskneipe gehockt.«
    Jetzt lachten sie beide verhalten und kuschelten
sich noch dichter im schmalen Heck des Kombis zusammen. Wieder verging eine
ganze Weile, bis Vera allen Mut zusammennahm, um die unausweichliche Frage zu
stellen: »Wie geht es ihm?«, flüsterte sie und spürte im gleichen Moment
bereits Tränen in sich aufsteigen.
    »Ich weiß es nicht«, gab Wegner ebenso leise zurück,
»aber wenn er tot wäre, dann wüsste ich es wohl schon.«
    Vera nickte und drückte sich jetzt sogar noch ein
wenig fester an seine Schulter.
     
    Eine weitere Stunde verging, bis beide Tierärzte aus
der breiten Eingangstür kamen. Der Kittel der jungen Frau war blutüberströmt,
während der des Mannes fast unbenutzt erschien. Wegner und Vera sprangen zugleich
auf und stürmten den beiden entgegen. Dann folgten drei Worte, deren erlösende
Wirkung erneut Sturzbäche von Tränen auslösten: »Er kommt durch«, platzte es
aus der jungen Ärztin heraus. Lachend umarmte sie den bulligen Hauptkommissar
und ließ sich, ohne
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