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Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand

Titel: Der Hundertjaehrige der aus dem Fenster stieg und verschwand
Autoren: Jonas Jonasson
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Nachbarn, deren er irgendwie habhaft werden konnte. Er sei in der Umgebung nicht sonderlich beliebt, erzählte Julius, und Allan antwortete zwischen zwei Bissen Elch, dass er das sogar irgendwie verstehen könne.
    Als Julius meinte, dass sie noch ein letztes Gläschen nehmen sollten – »zum Nachtisch« –, erklärte Allan, dass er für derlei Nachtische schon immer eine Schwäche gehabt habe, aber zunächst ein stilles Örtchen aufsuchen müsse, wenn es dergleichen denn im Hause gebe. Julius stand auf, machte die Deckenlampe an, da es schon zu dämmern begann, und teilte ihm gestenreich mit, dass es rechts von der Treppe im Flur ein funktionierendes WC gebe. Außerdem stellte er Allan in Aussicht, dass ihn bei seiner Rückkehr ein frisch eingeschenkter Schnaps erwartete.
    Allan fand die Toilette am von Julius angegebenen Ort. Er stellte sich zum Pinkeln hin, und wie immer schafften es nicht alle Tröpfchen bis in die Schüssel. Ein paar landeten stattdessen weich auf seinen Pisspantoffeln.
    Als er zur Hälfte fertig war, hörte Allan Schritte auf der Treppe. Im ersten Moment – das musste er zugeben – dachte er, dass es vielleicht Julius war, der sich gerade mit Allans frisch gestohlenem Koffer aus dem Staub machte. Aber dann wurde es immer lauter. Irgendjemand war auf dem Weg nach oben.
    Wie Allan schlagartig klar wurde, bestand ein gewisses Risiko, dass die Schritte jenseits der Tür einem schmächtigen jungen Mann mit langen, fettigen blonden Haaren, struppigem Bart und einer Jeansjacke mit der Aufschrift Never Again auf dem Rücken gehörten. Und wenn er es denn tatsächlich sein sollte, dann war mit ihm jetzt sicher nicht gut Kirschen essen.
    * * * *
    Der Bus aus Strängnäs traf drei Minuten vor der fahrplanmäßigen Ankunft am Reisezentrum Malmköping ein. Da der Bus leer war, hatte der Fahrer nach der letzten Haltestelle ein bisschen aufs Gas gedrückt, weil er gern eine rauchen wollte, bevor er die Fahrt nach Flen fortsetzte.
    Doch kaum hatte der Fahrer seine Zigarette angesteckt, als ein schmächtiger junger Mann mit langen, fettigen blonden Haaren, struppigem Bart und einer Jeansjacke mit der Aufschrift Never Again auf dem Rücken auftauchte. Das heißt, die Aufschrift auf dem Rücken sah der Busfahrer in dem Moment nicht, aber sie war trotzdem da.
    »Wollen Sie mit nach Flen?«, fragte er etwas unsicher, denn irgendwie kam ihm der junge Mann nicht ganz koscher vor.
    »Ich fahre nicht nach Flen. Und Sie auch nicht«, erwiderte der junge Mann.
    Vier Stunden lang auf die Rückkehr dieses Busses warten zu müssen, hatte das bisschen Geduld des jungen Mannes nicht unwesentlich strapaziert. Nach der Hälfte der Zeit war er außerdem darauf gekommen, dass er den Bus ja leicht auf dem Weg nach Strängnäs noch hätte einholen können, wenn er sofort ein Auto beschlagnahmt hätte.
    Obendrein kurvten plötzlich jede Menge Streifenwagen durch die kleine Ortschaft. Die konnten auch jeden Moment beim Reisezentrum vorbeikommen und den kleinen Beamten hinter dem Schalterfenster fragen, warum er so verschreckt dreinblickte und warum die Tür zum Schalterbereich eigentlich so schief in den Angeln hing.
    Es wollte dem jungen Mann nicht in den Kopf, was die Polizei eigentlich hier machte. Der Chef von Never Again hatte Malmköping aus drei Gründen für die Transaktion ausgewählt: erstens, weil es so nahe an Stockholm lag, zweitens, weil es eine relativ gute Verkehrsanbindung besaß, und drittens – sicher der wichtigste Grund –, weil der Arm des Gesetzes nicht bis hierher reichte. Kurz und gut, in Malmköping gab es praktisch keine Polizei.
    Beziehungsweise: sollte es keine geben. Aber jetzt wimmelte es ja nur so von denen! Der junge Mann hatte zwei Autos und insgesamt vier Polizisten gesehen, was in seinen Augen gleichbedeutend mit Gewimmel war.
    Erst glaubte er, sie seien hinter ihm her. Aber das hätte ja vorausgesetzt, dass der kleine Schalterbeamte geplaudert hätte, und das konnte der junge Mann mit Sicherheit ausschließen. Während er auf den Bus wartete, hatte er wenig anderes zu tun gehabt, als den Kerl genau im Auge zu behalten, sein Telefon in Stücke zu schlagen und die Tür notdürftig wieder instandzusetzen.
    Als der Bus endlich kam und der junge Mann sah, dass kein Passagier darin saß, hatte er sofort beschlossen, den Fahrer mitsamt Bus zu entführen.
    Er brauchte gerade mal zwanzig Sekunden, um den Busfahrer zu überreden, den Bus zu wenden und wieder Richtung Norden zu fahren. Das kommt
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