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Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)

Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)

Titel: Der Hundeflüsterer - Thriller (German Edition)
Autoren: B.C. Schiller
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auf einen Nachschubeinsatz vorbereiten musste. Bei diesem Einsatz war Toms Frau Jane für die Hintergrundlogistik zuständig und sie absolvierte deshalb ein Spezialbriefing mit einem Drill Instructor. Mit ihrem Ehrgeiz wird sie es in der „Abteilung“ noch weit bringen, dachte Tom stolz und blickte auf seine große Armbanduhr.
    08:24 Uhr. Lebend würde David seine Frau Jane nur noch einmal sehen, doch im Augenblick dachte er noch immer an die vergangene Nacht mit ihr, während er mit den Händen nervös seine kugelsichere Camouflage-Jacke abklopfte, auf der Suche nach seinen Zigaretten.
    Jane hatte noch genau sechs Minuten zu leben.
    „Guten Morgen, Mister Nowak!“ Ein Adrenalinschub schoss durch Toms Venen, er schreckte hoch und vergaß für einen Moment die Zigarettensuche. Doch genauso rasch entspannte er sich auch schon wieder. Amir Karsai, der Übersetzer, stand vor ihm am Security Point und lächelte gekünstelt.
    „Hallo, Amir!“, murmelte Tom und reichte Karsai eine gesprungene Plexiglasschale, ihr beinahe tägliches Ritual. Karsai leerte gehorsam seine Taschen und ließ alles in die Plexiglasschale fallen: Schlüssel, Gebetsschnur, Nagelclip, Sonnenbrille, Uhr – beides Markenfälschungen, Handy, Streichhölzer und Zigaretten.
    „Die sind beschlagnahmt!“, sagte Tom mit eisiger Stimme und wies mit seinem Finger auf die Zigaretten.
    „Wie? Was?“ Karsai erbleichte und feine Schweißperlen traten ihm auf die Stirn.
    „Ein Scherz, Amir! Bloß ein Scherz! Ich habe meine Zigaretten zu Hause vergessen! Darf ich?“ Fragend hielt Tom die zerknautschte Marlboro-Packung in die Höhe. Karsai nickte und Tom klopfte eine Zigarette heraus, warf die Schachtel wieder zurück in die Plexiglasschale, die auf dem schwarzen Förderband langsam in den Scanner fuhr. Mit angehaltenem Atem starrte Karsai der abgeschlagenen Schale hinterher und wippte nervös auf seinen weißen Sneakern auf und ab.
    „Was ist los, Amir? Du machst heute so einen gestressten Eindruck“, fragte Tom zerstreut, während er sich die Zigarette in den Mund steckte. Unbewusst blickte er an der grauen Betonfront des Gebäudes nach oben, sah einen Schatten im oberen Stock am Fenster stehen. Jane hob lächelnd die Hand und schüttelte missbilligend den Kopf, während sie auf die Zigarette deutete, die Tom im Mundwinkel hatte. Er schickte ihr einen angedeuteten Kuss nach oben und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Sie hatte ja recht, er rauchte zu viel, aber die verdeckten Einsätze waren gefährlich und die Zigaretten entspannten ihn. Tom wusste noch nicht, dass er zum letzten Mal das unverwundbare Lächeln von Jane gesehen hatte, als sie sich vom Fenster wegdrehte und ihm nur noch die Erinnerung daran bleiben würde.
    Er zog ein Streichholzbriefchen aus der Gesäßtasche seiner Combathose und musste lächeln, als er das Briefchen öffnete, um ein Streichholz abzuknicken. „Smokey Lover“ hatte Jane irgendwann vor Tagen auf die Innenseite geschrieben. Ob sie ihm wohl auch noch in zehn Jahren diese spontanen Worte schreiben würde?, ging es ihm durch den Kopf. Doch Jane würde nie wieder etwas schreiben, weder für ihn noch für jemand anderen, denn Jane würde in drei Minuten sterben.
    Eine Windböe fegte über den Platz vor der Schule, wirbelte den Staub auf, die rostigen Eisenrohre einer Schaukel quietschten und Tom hatte schon das dritte Streichholz verbraucht und die Plastikschale mit den Utensilien von Karsai war in der Scanneröffnung verschwunden. Der Wind heulte, Karsai wippte unruhig auf seinen weißen Sneakern und Tom trat zwei Schritte zurück, um in der windgeschützten Ecke eines Torbogens endlich seine Zigarette anzuzünden. Er drehte dem staubigen Bildschirm des Scanners den Rücken zu, hielt das Streichholzbriefchen schützend vor sein Gesicht, „Smokey Lover“ jetzt ganz nah bei seinen Augen, dann der erste Zug, wie jeden Morgen war die erste Zigarette einfach göttlich.
    Als Tom sich wieder umdrehte, bemerkte er zwei Dinge: Karsai, der in seinen nagelneuen weißen Sneakern gerade durch die Halle lief und schon bei der Treppe war, die hinauf zum Besprechungsraum führte, und den Screenshot, den das System automatisch von unbekannten Objekten machte, die durch den Scanner liefen. Amir Karsais Handy war ein „unidentified object“, wie die blinkenden Buchstaben anzeigten. In der Plexiglasschale lagen Zigaretten und Schlüssel, Uhr und Sonnenbrille, Nagelclip und Streichhölzer, Karsais Gebetsschnur und sein Handy waren
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