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Der Hund von Welt

Der Hund von Welt

Titel: Der Hund von Welt
Autoren: Katharina von der Leyen
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Überredung, Wutanfällen oder klassischer Konditionierung mithilfe von Wiener Würstchen dem Hund einzutrichtern versucht, eben nicht besitzen. Das verstehe, wer mag, nicht mal der Mensch kann es erklären, wenn er gefragt wird. Weil der Hund nicht sprechen kann, fragt ihn sowieso keiner.
    Die meisten Hunde pflegen eine lebenslange Obsession mit Katzen, weil diese solch widersprüchliche Wesen sind: Sie sind unglaublich fähige Fluchttiere, die draußen umgehend auf Bäumen, Mauern oder unter Autos verschwinden, sobald sie eines Hundes ansichtig werden – sind allerdings weder Baum, Mauer oder Auto vorhanden, bleiben sie stehen und zerkratzen dem Hund das Gesicht. Warum hauen sie dann überhaupt ab, wenn sie sich doch in Wirklichkeit so gut wehren können? Das ist den Hunden dieser Welt ein ewiges Rätsel, das wohl nie gelöst werden wird.
    Ist die Katze erst einmal im Haus, muss der Hund sich irgendwie mit ihr arrangieren. Das ist insofern einerseits nicht so schwierig, weil Katzen sich normalerweise ihrerseits um Hunde nicht wirklich kümmern. Sie genießen Vorteile im Haus, die der Hund ihnen nur schwer verzeihen kann: Sie bekommen ein Futter, das unglaublich intensiv riecht, sie dürfen überall herumlaufen und müssen bei Regen nicht spazieren gehen, sondern dürfen in einer Box aufs Klo gehen.

    Sie dürfen ohne Diskussionen beim Menschen auf dem Schoß sitzen, sie hören nie auf ihren Namen, solange das Begleitgeräusch nicht der Dosenöffner ist, Katzen legen sich immer mitten auf die Zeitung, wenn der Mensch gerade darin lesen will, und der findet es gar nicht schlimm.
    Die Katze findet das alles völlig normal und bemüht sich nicht im Geringsten, den Hund in diese Vorteilsbehandlung miteinzubeziehen: Im Gegensatz zu Hunden sind Katzen keine Demokraten, sondern Prinzessinnen – der üblen Sorte, derer mit Erbsen unterm Kissen.
    Ab und zu hört man von Hunden, die eine Art Freundschaft mit einem Katzentier entwickelt haben. Das passiert normalerweise, weil die Katze irgendwann das unterwürfige Verhalten und die ständige Selbsterniedrigung des Menschen ihr gegenüber satt hat und sich nach Kommunikation mit einer gewissen Tiefe sehnt. Im Gegenzug lässt sie sich häufig dazu herab, Kopf und Ohren des Hundes zu säubern.
    Dennoch sind Katzen emotional nicht zuverlässig – von einem Moment auf den anderen können sie plötzlich genug haben und demonstrieren diesen Launen-Umschwung gewöhnlich per scharfer Ohrfeige, oder sie stehen einfach auf und gehen weg, als hätten Hund und Katze nicht gerade einen unwiederbringlichen Moment der Nähe geteilt, als wäre da nichts zwischen ihnen.
    Der Hund braucht gar nicht erst versuchen, Katzen zu verstehen: Daran sind schon ganz andere gescheitert. Seine einzige Genugtuung ist es, dass in der Tat kein Fall bekannt ist, in dem eine Katze den Menschen zu Freunden, ins Restaurant oder in den Wald begleiten durfte (Letzteres höchstens ohne Wiederkehr). Das nennt man ausgleichende Gerechtigkeit.

Der Hund und Tischmanieren

    Das Tempo, mit dem Hunde ihr Futter verschwinden lassen, gehört zu den großen Naturwundern. Das liegt daran, dass Hunde in der Lage sind, ihre Mahlzeit komplett und auf einmal zu schlucken, ohne wertvolle Zeit mit Kauen zu verschwenden. Der Grund dafür ist, dass Hunde immer befürchten, Menschen könnten ihnen wegessen, was ihnen zusteht, und meist beruht diese Angst auf tatsächlichen Erfahrungen.
    Entgegen landläufiger Meinung der Menschen ist der Hund kein Alles-, sondern vornehmlich ein Fleischfresser. Und es ist eben dieser karnivore Instinkt, derHunden verrät, wo sie Roastbeef, Lammrücken oder Kalbspastete finden können. Wenn es allerdings unbedingt sein muss, überwindet der Hund seine natürlichen Vorlieben ganz selbstlos und macht keinen großen Unterschied mehr, was er frisst – sei es Schwarzwälder Kirschtorte, Spaghetti Arrabiata oder Kartoffelsalat.
    Tatsächlich ist der Hund der in den meisten Fällen berechtigten Meinung, der Mensch habe keinerlei Gefühl für eine ausgewogene Mahlzeit, sobald es um ihn selber geht: Stattdessen isst der Mensch alles, was vor ihm auf dem Teller liegt – sei es nun gut für ihn oder nicht. Ein kurzer Blick auf den mittleren Teil des menschlichen Körpers reicht gewöhnlich schon, wenn man herausfinden möchte, ob die Versorgung angemessen ist oder in der Menge etwas reduziert werden sollte.

    Manche Hunde haben ein äußerst effizientes System entwickelt, bei dem sie kerzengerade direkt neben
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