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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter
Autoren: Vampira VA
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wollte er schließlich nichts anderes als die schlichte, erschreckende Wahrheit sagen.
    »Es ist soweit! Der Tag ist gekommen!«
    Salvat zuckte zusammen wie unter dem berühmten Peitschenhieb. Die Blicke aller Anwesenden wandten sich von ihm ab - denn nicht er war es gewesen, der die Worte mit Stentorstimme gebrüllt hatte!
    Ein einzelner Mann brach in die starr stehende Menge in der Arena ein. Salvat erkannte einen fast kupferroten Haarschopf, doch schon die Stimme des anderen hatte ihm verraten, wer der Überbringer der Hiobsbotschaft war. Sie nannten ihn der Macht seiner Stimme wegen »Bruder Banshee« - sein richtiger Name war Sean O'Meara gewesen, in seinem anderen Leben, in Irland. Natürlich in Irland ...
    Ein absurdes Lächeln huschte über Salvats Gesicht, ehe seine Züge wieder zur altgewohnten Kantigkeit zurückfanden.
    Sein eigener Ton stand dem Bruder Banshees an Gewalt kaum nach. Laut hallten seine Worte durch das felsumschlossene Oval.
    »Was ist geschehen?«
    Bruder Banshee sah zu Salvat empor. Blutschlieren machten sein Gesicht zu einer schrecklichen Maske, in der die Augen selbst über die Entfernung sichtbar flackerten.
    »Ein Fremder!« rief er herauf. »Er ist ins Kloster eingedrungen, und oben im Hof tobt ein blutiger Kampf! Er ist kein Mensch, Bruder Salvat! Seine Macht ist der unseren ebenbürtig, überlegen vielleicht! Er muß -«, der Ire schluckte hart, »- der Leibhaftige selbst sein!«
    Das ist er gewiß nicht, erwiderte Salvat in Gedanken. Laut sagte er nur: »Auf, Brüder! Tut, was zu tun ist ...!«
    ... und Friede euren Seelen.
    Aber auch diese Worte behielt Salvat für sich, während unter ihm die versammelten Brüder aus der Arena stürmten. Von hier oben sah es aus, als würde die Menge hinausfließen.
    Salvat schloß sich ihnen nicht an. Nicht, weil er das Gemetzel nicht mitansehen wollte. Er hatte anderes zu tun, mußte sich um andere Maßnahmen kümmern.
    Der Große Plan ... Einer mußte ihn in die Wege leiten - oder zwei.
    Salvat stieß Adrien an.
    »Komm mit«, sagte er im Davoneilen.
    »Wohin?« rief der Alte ihm nach, während er Salvat schon folgte.
    »Ein paar Jungs aus den Federn werfen!«
    *
    Gabriel fühlte sich - großartig. Glücklich. Wie ein Kind, das überreich beschenkt worden war.
    Er glaubte die Welt aus den Angeln heben zu können. Doch er wußte, daß das nicht erforderlich sein würde.
    Er lächelte ein fremdes Lächeln. Er mußte nichts aus den Angeln heben, nur etwas - öffnen. Dann jedoch würde etwas geschehen, was die Welt, wenn schon nicht aus den Angeln heben so doch in jedem Fall verändern würde.
    Verändern in ihrem Sinn, wie sie es wollten seit Anbeginn.
    »Und der Herr sah«, kicherte Gabriel hämisch, »daß es schlecht war!«
    »Aleksej?«
    Der junge Mann blieb stehen, wandte sich nach der Stimme um. Durch seine Augen sah Gabriel einen uralten Mönch, und im ver-drängten Bewußtsein Aleksejs fand er den zugehörigen Namen.
    »Bruder Cadfael?« entgegnete er mit fremder Zunge.
    Der Alte trat gebückt näher heran. Er mußte hinter einer der zahllosen Abzweigungen, die von dem Felsstollen wegführten, hervorgekommen sein.
    »Was tust du hier, Junge?« fragte Cadfael verwundert. »Du weißt, daß es jedem verboten ist, hier einzudringen, der nicht zu den Wächtern gehört.«
    Gabriel zuckte mit Aleksejs Schultern. »Mir ist nichts verboten.«
    »Wie redest du denn?« brauste der Alte entrüstet auf. »Bist du von Sinnen?«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Verschwinde, dann will ich vergessen, daß ich dich gesehen habe und was du dir an Dreistigkeit herausgenommen hast.«
    »Oh, das tut mir leid ...«, erwiderten Aleksejs Lippen.
    »Was?«
    Ein überlegender Zug zwang sich in die Miene des jungen Adepten.
    »Nein, das war gelogen«, sagte er dann leichthin und grinste den Alten frech an.
    »Junge, wovon sprichst du?« fragte Bruder Cadfael, nun eher besorgt denn aufgebracht.
    »Es tut mir nicht leid«, erklärte Aleksejs Stimme.
    »Was denn, im Namen aller Heiligen? Daß du hierher gekommen bist ...?«
    »Nein. Das ich - dich töten muß!«
    Aleksej sprach's, und Gabriel tat's. Entseelt sank Bruder Cadfael zu Boden.
    Dann ging der junge Russe Gabriels Weg weiter. Der steuerte den fremden Körper fast blind. Er wußte, wie er an sein Ziel gelangte. Er hatte es schon einmal aufgesucht, im Traum allerdings nur.
    Diesmal würde er selbst vor das Tor treten.
    Leibhaftig gewissermaßen .
    Fröhliches Kinderlachen geisterte durch die Gänge und Stollen tief
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