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Der höchste Preis (German Edition)

Der höchste Preis (German Edition)

Titel: Der höchste Preis (German Edition)
Autoren: Wolfgang Schweiger
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als sein Handy klingelte. Es war Frau Doktor Erika Werner, seine Lieblings-Staatsanwältin.
    „Seit wann ist es üblich, dass ich vom Stand der Ermittlungen aus dem Fernsehen erfahre?“, fragte sie schlecht gelaunt.
    „Hat Ihnen Frau Bischoff noch keinen Bericht geliefert?“
    „Hat sie. Allerdings einen sehr fragmentarischen. Wo stecken Sie überhaupt? Wir haben gleich eine Pressekonferenz.“
    „Die übernimmt auch Frau Bischoff, die kanndas besser. Ich fahre inzwischen ins Krankenhaus. Wäre doch gelacht, wenn uns der Hauser nicht doch noch einen Hinweis geben könnte.“

9
     
    Frau Oberkommissarin Bischoff!
    Das Gesicht der Frau gefiel ihr. Ein gutes Gesicht. So wie das ihrer Biologielehrerin. Würde die es vielleicht schaffen, sie hier rauszuholen? Wohl kaum. Sie waren doch alle gleich dumm. Seit Wochen redeten und redeten sie. Und nichts passierte.
    Alexandra griff nach der Plastikflasche mit dem Wasser und trank einen Schluck. Mordversuch an so einem Finanzmenschen! Konnte denen doch egal sein, der Mann lebte ja noch. Aber sie hier unten, wie lange würde sie noch leben? Irgend wann würden die genug haben von ihr, das spürte sie. Auch wenn ihr der Knochenmann fast jeden Tag versicherte, dass sie sich keine Sorgen machen müsse. Dass alles gut ausgehen würde.
    Für wie blöd hielten die sie eigentlich?
    Sie wandte sich vom Fernseher ab und ließ sich rücklings auf das Bett fallen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Fragte sich zum tausendsten Mal, warum gerade sie. Und warum sie nicht sofort weggelaufen war, als der Wagen neben ihr angehalten hatte. Dann hätten die nie eine Chance gehabt, sie zu kriegen. Nie im Leben.
    Aber wie hätte sie auch wissen können, dass die alte Frau am Steuer gar keine Frau war, sondern der Fettsack? Und im Fond plötzlich der Knochenmann hochkommen und sie in den Wagen zerren würde?
    Wie es wohl wäre, tot zu sein. Einfach nicht mehr da zu sein. Gab es überhaupt einen Himmel? Einen lieben Gott? Aber nein, sie durfte nicht sterben. Schon wegen Stefan. „Wenn du Ärger machst oder versuchst, dich umzubringen, wird dein kleiner Bruder dafür büßen!“ Das hatten sie ihr oft genug angedroht. Und deswegen würde sie auch weiter alles über sich ergehen lassen, all diese dreckigen Sachen. Ohne zu schreien oder sich zu wehren. Wenn nur diese ständigen Magenkrämpfe nicht wären.
    Sie erhob sich und lief um das Bett herum. Ob draußen die Sonne schien? Natürlich, hatte sie im Fernsehen ja gesehen. Noch einmal die Sonne sehen, lieber Gott, das wäre schön, bitte, bitte, bitte. Und sie würde auch nie wieder frech zu ihren Eltern sein. Würde nie wieder meutern, wenn sie auf ihren kleinen Bruder aufpassen sollte. Würde das bravste Mädchen auf der Welt sein.
    Sie setzte sich wieder aufs Bett und blickte zum Fernseher. Ihrem kleinen Fenster zur Welt. Wieder mal Werbung. Für eine Rosenheimer Firma. Vielleicht kam sie ja wieder, diese Kommissarin. Oder ein anderes Gesicht, das sie kannte. Sie verspürte Hunger und blickte auf den Wecker am Nachttisch. Schon eins vorbei. Seltsam. Sonst war er um diese Zeit längst hier gewesen und hatte ihr das Mittagessen gebracht. War vielleicht etwas passiert? Und sie müsste jetzt hier unten verhungern?
    Aber nein, vielleicht war er nur verunglückt, lag tot oder verletzt im Krankenhaus? Dann würde die Polizei kommen, um die Angehörigen zu verständigen. Und man würde vielleicht das Haus durchsuchen. Und sie finden.
    Sie sprang auf und lief zur Tür, um zu horchen.

10
     
    „Ich kann Ihnen nicht mal sagen, ob der Scheißkerl maskiert war oder nicht“, sagte Hauser. „Alles, was ich gesehen habe, war ein Schatten, eine Bewegung links am Garagentor, dann ist auch schon die Scheibe explodiert und ich habe einen Schlag am Kopf verspürt.“
    Gruber nickte resigniert. „Verstehe ...“
    „Das nächste, was ich mitbekommen habe, war dann, als hätte mir jemand ein glühendes Eisen über die linke Schulter gehauen. Von da ab weiß ich nicht mehr viel. Ich weiß nur, dass ich mich über den Beifahrersitz geworfen und versucht habe, keine Zielscheibe mehr abzugeben, während es draußen weiter gekracht hat.“
    „Müssen ein paar schlimme Sekunden gewesen sein, so dazuliegen und sich nicht wehren zu können“, sagte Gruber, um irgendwie sein Mitgefühl auszudrücken.
    „Das können Sie laut sagen.“
    „Vor allem, wenn man eine geladene Pistole im Handschuhfach liegen hat!“
    Hauser richtete seinen massigen Oberkörper weiter
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