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Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern
Autoren: Kajsa Ingemarsson
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Arbeit bevor.«
    Mikael drehte sich um und machte sich auf den Weg in die Küche, doch genau in dem Augenblick klingelte es wieder an der Tür. Stellan öffnete. Da standen zwei bullige Typen, jeder mit einer Sackkarre, und wollten anfangen. Nachdem Mikael ihnen ein paar Anweisungen gegeben hatte, gingen sie ins Schlafzimmer und fassten jeder an einem Bettende an. Stellan war beeindruckt.
    »Ich fange auch schon mal an, aber du isst erst etwas, sonst klappst du zusammen. Solche Bürohengste wie du sind ja echt empfindlich.« Er boxte Mikael in den Oberarm. »Willst du das etwa Muskeln nennen?«
    Mikael warf Stellan einen bösen Seitenblick zu, nahm aber die Tüte und ging in die Küche. Dort setzte er sich an den Tisch, der noch immer an Ort und Stelle stand. Der Kaffee war mittlerweile lauwarm, doch er nahm den ersten Schluck und machte ein zufriedenes Gesicht. Die Nacht war kurz gewesen, und er würde jedes Gramm Koffein brauchen, um den Tag zu überstehen. Hastig aß er sein Käsebrot und trank den Joghurt direkt aus der Verpackung.
    Die neue Wohnung lag in Richtung des Stadtteils Gärdet und war nicht so groß wie die alte, doch immer noch recht geräumig. Vielleicht war das unklug. Er hätte auch eine kleinere mieten können, eine bedeutend kleinere, aber es hatte sich so ergeben. Sofia hatte ihn begleitet und einige Objekte mit angeschaut, bevor er sich entschieden hatte. Mikael hatte die komplett renovierten Badezimmer unter die Lupe genommen, sich für Balkone und Kachelöfen begeistert, war mit der Hand über weißgetünchte Türrahmen und exklusive Küchenbänke gefahren, doch Sofia gab selten einen Kommentar zur Ausstattung ab, wenn sie eine Besichtigung hinter sich hatten. Stattdessen sprach sie von der Atmosphäre in einer Wohnung, ob sie ein gutes Gefühl habe, es als angenehm empfunden habe, sich dort aufzuhalten. Er konnte das selbst nur schwer auf den Punkt bringen, doch wenn sie es aussprach, kam es ihm selbstverständlich vor, und er freute sich, sie dabeizuhaben.
    Als er sie gebeten hatte, mit ihm die Wohnung in der Nähe des Tessinparks anzuschauen, war sie ganz begeistert gewesen, was er gar nicht erwartet hatte. Ohne ein Wort zu sagen, wanderte sie lächelnd durch die leeren Räume. Zu seiner Entschuldigung hatte er etwas davon gemurmelt, dass die Wohnung für ihre Größe sehr günstig sei und dass er dank seiner Verbindungen durch seinen Job die Chance hätte, zu einem guten Preis zuzuschlagen. Sofia hatte nur genickt. Von den Finanzen hatte sie keine Ahnung, meinte sie, doch ihr gefiel die Wohnung. Das wäre ein schönes Zuhause, sagte sie voller Überzeugung, als sie anschließend durch das Viertel spazierten und neugierig die Boutiquen und Schaufenster inspizierten, die es in der Nähe gab. In der Wohnung musste noch einiges renoviert werden, doch nichts war dringend, und alles Wichtige war bereits erledigt. Ein neuer Kühlschrank sowie ein Gefrierschrank waren bereits angeschafft, und im Badezimmer waren Boden und Fliesen neu gemacht worden. Tapezieren und streichen konnte er selbst. Er wusste noch nicht genau, wie er es gern hätte. Aber damit wollte er sich Zeit lassen.
    Mikael nahm einen roten Apfel aus der Tüte, während er gleichzeitig die gegenüberliegende Fassade, die ihm so vertraut war, betrachtete. Wie oft hatte er hier gesessen. Allein. Mit Rebecka. Jetzt war es an der Zeit, all das hinter sich zu lassen. Niemand hatte ihn gedrängt, aber sowohl Stellan als auch seine Eltern waren erleichtert gewesen, als er von seinen Plänen erzählt hatte. Jetzt, da er hier zum letzten Mal saß, war es nicht ohne ein Gefühl von Wehmut. Es war mehr als eine Wohnung, was er zurückließ.
    Wie es mit Sofia weitergehen würde, wusste er noch nicht, aber er genoss es, mit ihr seine Zeit zu verbringen. Eigentlich auch mehr als das. Im Sommer hatten sie gemeinsam Urlaub gemacht. Nur sie und er, während Melvin bei seinem Papa war. Sie waren eine Woche in Italien gewesen und hatten mit dem Auto die Dörfer an der kalabrischen Küste abgefahren. Hatten Seeigel gegessen, die ihnen in Plastikeimern serviert worden waren, hatten in einfachen Hotels übernachtet und waren von steinigen Stränden ins tiefblaue Wasser getaucht. Sie waren Hand in Hand spazieren gegangen und hatten in der Nacht das Bett geteilt. Wie ein verliebtes Paar. Als ob es Rebecka nie gegeben hätte. Am letzten Tag hatte Sofia beim Essen mit ernster Miene das Glas mit Chianti erhoben und einen Toast auf ihre Schwester
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