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Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin
Autoren: Hans Kneifel
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Luxon, sie bergen viele Geheimnisse. Wir müssen erfahren, wo wir sind.«
    Die Flotte ankerte zwischen der Bucht und der kleinen Insel. Überall waren Boote zu sehen. Männer drangen ins Innere der Inseln vor und sammelten Nahrungsmittel. Von den Bewohnern gab es keinerlei Spuren. Die Seeleute lagen im Sand, wuschen sich, hängten ihre moderige Kleidung zum Trocknen und genossen die vorübergehende Ruhe. Bratengeruch wehte von den Feuern heran. Die Krieger wußten aber, daß es eine trügerische Idylle war, und keiner entfernte sich mehr als einige Schritte von seinen Waffen.

3.
    Hunderte von Lichtern spiegelten sich im Wasser zwischen den Buchten der beiden Inseln.
    Ein klarer Sternenhimmel spannte sich über dem Meer und dem Archipel. Vom Lager aus war die Düsterzone nicht zu sehen. Langsam wanderte der Mond über das Firmament; seine Rundung nahm langsam ab. Es war warm, ein auflandiger Wind wehte, und die meisten Krieger aus Logghard schliefen, nachdem sie die Proviantlager des Zaketerschiffs geplündert und die Sklaven freigelassen hatten. Luxon-Casson hatte den Rest des Tages genossen. Nach vorsichtigen Erkundungsgängen, einem Treffen mit seinen Kapitänen und einem ausgedehnten Bad in der Bucht hatte er sich im Süßwasser gewaschen und neue Kleidung angezogen. Jetzt schlief er in einem Boot, das trocken auf dem Strand lag. In seiner Nähe war der Glutkreis eines Feuers. Wachen waren gegen den unsichtbaren Feind aufgestellt worden.
    Mitten in der Nacht wachte er auf, als er Lärm hörte. Er stand gähnend auf, warf Treibholz in die schwarzrote Glut und wartete. Ein Boot, in dem mehrere Männer miteinander rangen, wurde mit schnellen Ruderschlägen auf das Feuer zugetrieben.
    »Hierher!« rief Luxon. Das Boot schrammte über den Sand. Krieger sprangen heraus und zerrten einen halbnackten jungen Mann mit sich. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt, sein bronzehäutiger, muskulöser Körper war mit weißen und roten, senkrecht und waagrecht verlaufenden Streifen geschmückt. Er warf den Kopf in den Nacken und schüttelte die Fäuste der Krieger ab. Luxon hob einen brennenden Ast hoch.
    »Wir haben ihn auf der kleinen Insel gefangen. Er nennt sich Hoono. Die Insel dort drüben heißt Daquo. Mehr ist aus ihm nicht herauszubekommen.«
    Schweigend betrachtete Casson den Gefangenen. Um den Hals trug er mehrere Ketten aus aneinandergehefteten Tierzähnen und Knochenteilen. Im Haar steckten bunte Vogelfedern, auch an einem Kopfband waren geknickte und abgerissene Federn befestigt. Ein Loggharder reichte Casson ein Rohr, das länger als Hoono war, und eine Gürteltasche, in der sich die nadelfeinen Geschosse befanden.
    »Du oder deine Leute haben die Männer vom Schiff getötet«, stellte Casson fest. Der schwarzhaarige Eingeborene starrte ihn aus großen, dunklen Augen an und gab keine Antwort.
    »Auch wir sind keine Freunde derjenigen, die sich Calcoper oder Zaketer nennen«, sagte Casson eindringlich. »Ich habe hier den Befehl. Warum gibst du mir keine Antwort?«
    Sie musterten einander im flackernden Licht der improvisierten Fackel. Der Blick des Fremden war voller Mißtrauen und Stolz. Der Schweiß lief in dünnen Rinnsalen an seinem Körper herunter und verwischte die Erdfarben. Schließlich, nach einer unerträglichen Wartezeit, stieß Hoono hervor:
    »Tötet mich! Ich fürchte den Tod nicht.«
    Casson lachte kurz auf und machte eine wegwerfende Geste.
    »Wir haben keinen Grund, dich zu töten. Wir wollen nur, daß du uns Fragen beantwortest.«
    »Reißt mir das Herz heraus!« fauchte der junge Krieger. »Werft es in die Sonne.«
    »Halte uns nicht für Unmenschen«, erwiderte Casson. »Wir kommen mit unseren Schiffen weit aus dem Osten und kennen die Inseln nicht. Hast du nicht gesehen, daß uns die Sklavenfänger angegriffen haben?«
    »Sie haben auch die Quinen angegriffen. Wir aber versteckten uns und töteten sie!«
    »Endlich«, sagte Casson, warf das Blasrohr hinter sich und sagte zu seinen Männern:
    »Bindet ihn los! Hoono wird mit uns gegen die Sklavensegler kämpfen. Ist es so?«
    Schweigend nickte Hoono. Ein Dolch blitzte auf, die Stricke fielen zu Boden. Casson suchte im Heck des Ruderboots, fand einen Becher und füllte ihn mit gemischtem Wein.
    »Die Sklavenfänger sind unsere Feinde!« sagte er wahrheitsgemäß. »Ihr Volk hat uns unser Heiligtum gestohlen. Wir sind hinter ihnen her, um es uns zurückzuholen. Das mußt du mir glauben.«
    »Kukuar, der Mächtige, hat uns befohlen, die
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