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Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel

Titel: Der Hexer - NR45 - Der abtrünnige Engel
Autoren: Verschiedene
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Die Faust traf eines der steinernen Beine der Statue und zertrümmerte es.
    Ohne ein Anzeichen von Schmerz drehte der Mann sich herum, um mir endgültig den Garaus zu machen. Als ein Krachen ihn warnte und herumfahren ließ, war es bereits zu spät. Sein Grinsen erstarb, und namenloses Entsetzen verzerrte sein Gesicht. Sekundenlang starrte er in fassungslosem Schrecken die Statue und ihr genau auf seine Brust gerichtetes Schwert an. Mit einem übermenschlich schnellen Sprung versuchte er, zur Seite auszuweichen. Er schaffte es nicht.
    Für einen Moment schien die Zeit selbst den Atem anzuhalten. Der seines Haltes beraubte Körper des zentnerschweren steinernen Wächters neigte sich, zuerst ganz langsam, dann immer schneller, das gigantische Schwert zum Stoß vorgestreckt.
    Ich schloß die Augen, als ich den gräßlichen Todesschrei des Mannes hörte.
    Als die Statue auf dem Boden aufschlug, brach sie mit ungeheurem Krachen vollends auseinander. Steinsplitter flogen wie Granatgeschosse durch die Luft. Ich spürte einen harten Schlag am Kopf.
    Danach spürte ich für eine ganze Weile gar nichts mehr.

    * * *

    Schritt für Schritt wich Shadow zurück. Es sah aus, als würden sie und das zweite Mutantenmonstrum sich nur lauernd umkreisen, dabei hatte der Kampf schon längst begonnen. Wenn er auch nicht mit den Fäusten ausgetragen wurde, so wurde er doch ebenso unerbittlich geführt.
    Die El-o-hym wußte, daß sie ihrem Gegner im offenen Zweikampf trotz ihres Männerkörpers weit unterlegen war. Sie griff ihn auf magische Art an.
    Der Mann besaß selbst keine magischen Kräfte, aber das Serum machte ihn gegen jede Art von Beeinflussung so gut wie immun. Shadow vermochte ihn allenfalls kurzfristig aufzuhalten.
    Sie spürte, wie ihre Kräfte immer mehr erlahmten. Trotz der Kälte war ihr Gesicht schweißüberströmt. Mit jeder Minute ließ ihre Konzentration nach. Schon jetzt war abzusehen, wann ihre geistige Abwehr endgültig zusammenbrechen würde. Sie hatte keine Chance mehr, diesen Kampf zu gewinnen, dennoch bemühte sie sich weiterhin erbittert, eine Wende herbeizuführen. Sie wußte, daß sie nicht aufgeben durfte. Es hätte nicht nur ihr Ende bedeutet, sondern auch Robert Cravens Schicksal besiegelt.
    Ohnmächtiger Haß schoß in ihr hoch. Trotz allem, was er bisher erlebt hatte, war Robert immer noch ein Kind, unfähig, zu durchschauen, in welches Netz von Fallen er sich verstrickt hatte. Er war geradezu blind vor Liebe und würde sich noch weigern, das Verhängnis zu sehen, wenn er die Wahrheit über Priscylla wußte; die Wahrheit über das Geschöpf, das den Untergang der Welt herbeiführen würde. Shadow hatte sich übernommen, die Umstände hatten sie viel zu früh zum Handeln gezwungen. Ihr Plan war fehlgeschlagen, weil sie noch zu schwach war. Nun konnte sie nur noch versuchen zu retten, was zu retten war.
    Haß und Verzweiflung verliehen ihr noch einmal neue Kraft. Mit aller Konzentration, die sie noch aufbringen konnte, schlug sie zu.
    Ihr Gegner wankte und taumelte zurück. Jäher Schrecken verzerrte sein Gesicht. Seine zum Angriff erhobenen Arme sanken herab.
    Shadow schloß die Augen, um sich noch besser konzentrieren zu können. Verbissen kämpfte sie gegen den Willen des Mannes an und drang immer tiefer in sein Bewußtsein vor. Sein Geist wehrte sich, bemühte sich, Barrieren zu errichten, aber sie fegte sie beiseite. Shadow wußte, daß sie gewonnen hatte. Sie holte zu einem letzten, entscheidenden Hieb aus, als plötzlich...
    Es war, als würde ein Blitz durch sie fahren. Grellodernde Glut erfüllte ihr Bewußtsein. Ihre mentalen Fühler wurden von einer Kraft, die der ihren um ein Vielfaches überlegen war, zurückgedrängt. Schlagartig verlor sie jeden Kontakt zum Geist des Mutanten. Schreiend stürzte sie zu Boden und preßte die Hände an den Kopf, ohne den Schmerz dadurch lindern zu können.
    »Steh auf!« befahl eine harte Stimme. Gleichzeitig verebbte der Schmerz.
    Shadow hob den Kopf. Sie wußte, wer vor ihr stand, und trotzdem erschrak sie. Ihr war, als stürze sie in einen bodenlosen Abgrund. Sie sah das Wesen nicht mit menschlichen Augen, und was sie hinter der Maske Priscyllas erkannte, ließ sie erneut gepeinigt aufschreien. Obwohl sie die Falle als solche längst durchschaut hatte, wurde ihr erst in diesem Augenblick bewußt, wie hinterhältig der Plan ihrer Feinde wirklich war und wie weit sie ihn bereits vorangetrieben hatten.
    »Du – du bist...«
    »Schweig!« donnerte Priscylla.
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