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Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Titel: Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans
Autoren: Verschiedene
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sprang Ali vom Rücken des Kamels, riß mir den Dolch aus der Hand und hetzte auf Letitia zu, um auch sie zu befreien.
    Währenddessen wandte ich mich um und fragte mich zum wahrscheinlich fünfundzwanzigsten Male, was hier überhaupt vorging. Alles war so schnell gegangen, daß ich kaum etwas mitbekommen hatte – mit Ausnahme der Tatsache, daß die Beni Ugad angegriffen wurden.
    Und ich sah erst jetzt, daß es sich bei den beiden rotweiß gemusterten Dämonen, die wie ein Sturmwind unter die Beduinen gefahren waren, um Tempelritter handelte, komplett in ihren mittelalterlichen Uniformen.
    Es waren nur zwei, und sie standen einer noch immer gut fünffachen Übermacht gegenüber. Sieben oder acht der Beduinen waren bereits tot oder kampfunfähig, und die gewaltigen Schwerter der Ritter wüteten mit erbarmungsloser Kraft weiter.
    Eine Hand packte mich an der Schulter und riß mich herum. Instinktiv hob ich die Hände und machte eine abwehrende Bewegung, erkannte aber im letzten Moment Ali, der sich Letitia wie eine Teppichrolle über die Schulter geworfen hatte und heftig gestikulierend in die Schlucht deutete. »Schnell, Giaur!« schrie er. »Laß uns fliehen, solange sie noch abgelenkt sind.«
    Letitia strampelte wie wild mit den Beinen und schrie irgend etwas, das ich nicht verstand, aber Ali dachte nicht daran, sie loszulassen, sondern rannte unverzüglich los. Ich wollte ihm folgen, aber dann blickte ich noch einmal zurück.
    Wenige Schritte hinter mir kämpfte mein Retter gegen ein gutes Dutzend Beni Ugad – und das Schlachtenglück begann sich merklich zu wandeln. Jetzt, nachdem die Beni Ugad ihren Schrecken überwunden hatten, kam ihre rein zahlenmäßige Überlegenheit voll zum Tragen. Ich sah, wie mein Retter von einer Lanze am Bein getroffen wurde und sich krümmte. Ganz instinktiv schlug er mit seinem Schwert zu und verschaffte sich so noch einmal Luft, aber seine Bewegungen wurden bereits schwächer. Noch wenige Augenblicke, und die Beduinen würden ihn schlichtweg überrennen.
    »Worauf wartest du?!« brüllte Ali.
    »Wir müssen ihnen helfen!« schrie ich zurück. »Sie töten sie sonst!«
    Ali blieb stehen, starrte mich an, als zweifle er an meinem Verstand – was er wohl auch tat – und setzte zu einer Antwort an.
    Aber ich hörte nicht mehr zu. Die Lage begann allmählich mehr als nur ernst zu werden, und wenn ich auch nur eine Sekunde zu lange zögerte, war es nicht nur um die beiden Tempelherren geschehen, sondern wohl auch um uns. Ich mußte irgend etwas tun. Aber was?? Und in diesem Moment fiel mir wieder ein, was Ali gesagt hatte – wozu zum Teufel hatte ich denn meine magischen Kräfte?
    Ich schloß für einen Moment die Augen, konzentrierte mich, soweit ich dazu überhaupt noch in der Lage war, und starrte gebannt auf einen Punkt hinter den Kämpfenden. Im ersten Moment geschah nichts. Dann...
    Erst war es nicht mehr als das Flimmern erhitzter Luft Über dem Wüstenboden. Dann erschien ein Schatten. Ein zweiter, dritter, vierter... schließlich ein, dann zwei Dutzend, noch schemenhaft und verschwommen, ein fließendes Blitzen von Silber und Weiß und Rot.
    Zu unscharf. Ich konzentrierte mich weiter, fügte hier etwas hinzu, nahm dort eine Nuance weg. Geräusche, die dem Bild erst Leben gaben: das dumpfe Dröhnen zahlloser eisenbeschlagener Pferdehufe auf dem Boden, das Schreien und Schnauben der Pferde, die erbarmungslos vorangetrieben wurden. Das Bild wurde klarer, verfestigte sich weiter, gewann Farbe und schließlich die dritte, entscheidende Dimension.
    Plötzlich zerriß ein vielstimmiger Aufschrei den Schlachtenlärm. Die Beni Ugad, gerade noch im sicheren Bewußtsein ihres Sieges, verwandelten sich von einer Sekunde auf die andere in einen kopflos auseinanderstiebenden Mob, als sie sich plötzlich nicht mehr zwei, sondern gut dreißig gewaltigen Tempelherren gegenübersahen, die mit gezückten Schwertern auf sie zusprengten.
    Der Canyon verwandelte sich endgültig in einen Hexenkessel. Die knapp zwanzig Beni Ugad versuchten kopflos zu flüchten, behinderten und verletzten sich dabei gegenseitig oder rannten einfach schreiend davon. Nur ein einziger Mann besaß den Mut – wahrscheinlich war es eher Verzweiflung – seine Waffe zu heben und sich den gepanzerten Reitern entgegen zuwerfen.
    Ich veränderte die Wirklichkeit in seiner Umgebung ein bißchen. Nur eine Nuance – aber sie reichte, ihn dort, wo freier Raum war, eine Felswand sehen zu lassen, und offenes Gelände, wo sich,
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