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Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans

Titel: Der Hexer - NR38 - Das Auge des Satans
Autoren: Verschiedene
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zögernd. »Ich... beherrsche ein paar Tricks, das stimmt. Aber ich weiß, was du jetzt sagen willst. Vergiß es. Mein Können reicht vielleicht aus, ein paar Kinder zu erschrecken, aber kaum, dreihundert aufgebrachte Beni Ugad in die Flucht zu schlagen.«
    Ali schien kein bißchen enttäuscht. Er hatte wohl nichts anderes erwartet. »Wenn es so ist, können wir nur noch zu Allah beten, die Zeit schnell vergehen zu lassen. Oder uns einen Skorpion zu schicken.«
    »Oder einen Sandsturm«, pflichtete ich ihm bei. »Aber vielleicht erledigt ja auch die Hitze die Hauptarbeit.«
    »Seid ihr beiden eigentlich nur vor Angst übergeschnappt, oder haben sie euch schon das Hirn rausgeprügelt?« meldete sich Letitia zu Wort. Ihre Stimme klang schrill, und außer Hysterie und Erschöpfung war auch eine gehörige Portion Wut darin – was ich nur zu gut verstehen konnte, als ich mir den Hals verdrehte, um sie anzusehen.
    Sie hing wie Ali und ich bäuchlings über einem Kamelsattel, wandte uns aber nicht das Gesicht, sondern dessen genauen Gegenpol zu. Die Burschen, die sie gefesselt hatten, waren so dreist gewesen, ihre Röcke hochzuschlagen, so daß ihr knielanges Spitzenhöschen sichtbar war. Unter anderen Umständen hätte mich der Anblick sicherlich erfreut. Im Augenblick war es mir eher peinlich.
    Nicht so Ali. Der junge Wüstenprinz stieß einen bewundernden Pfiff aus und rief ein Wort in seiner Muttersprache, von dem ich ganz froh war, es nicht zu verstehen, das jedoch zwei unserer Bewacher zu gröhlendem Gelächter veranlaßte.
    »Ich weiß zwar nicht, was Sie gesagt haben, Sie Barbar«, sagte Letitia zornig. »Aber Sie können Ihrem Gott danken, daß ich an Händen und Füßen gefesselt bin.«
    Ali lachte schallend. »Ist Sie nicht herrlich, diese Rose aus Inglistan?« sagte er. »Oh, ich liebe Sie jetzt schon. Wie schade, daß wir keine Zeit mehr haben werden, gemeinsam glücklich zu sein, du Perle des Weltenkreises. Aber dein Anblick wird mir den Tod erleichtern.«
    »Wenn ich die Hände frei hätte, täte ich es selbst«, versprach Letitia. »Bewahren Sie wenigstens genug Anstand, in eine andere Richtung zu blicken, Sie Flegel!«
    Ali lachte, spitzte den Mund und warf ihr einen Kuß zu. Letitia begann zu toben, so weit dies mit gefesselten Händen und Füßen möglich war, und spuckte in seine Richtung.
    Ein Beni Ugad trieb sein Pferd zwischen sie und unsere Kamele, schrie Ali an und versetzte ihm einen Schlag mit dem Handrücken, der seinen Kopf zurückwarf und seine Lippe aufplatzen ließ. Alis Gesicht verzerrte sich, allerdings eher vor Wut als vor Schmerz. Ein einzelnes, selbst in einer mir unverständlich bleibenden Sprache noch obszön klingendes Wort kam über seine Lippen. Der Beni Ugad brüllte vor Wut, beugte sich im Sattel herab und schlug ihn erneut, diesmal so hart, daß er fast das Bewußtsein verlor.
    »Verdammt noch mal, hör auf!« schrie ich, und zu meiner Überraschung gehorchte der Beni Ugad sogar.
    Allerdings nur, um sich nun mir zuzuwenden. Eine schwielige Faust streifte mich an der Stirn und ließ mich für Augenblicke nichts anderes als bunte Sterne sehen.
    »Du still!« radebrechte er. »Du sterben. Ganz viel langsam!« Sein ohnehin nicht sehr ansehnliches Gesicht verzog sich bei diesen Worten zu einer Grimasse der Vorfreude.
    »Giaur Angst?« fragte er kichernd.
    »Ach, fahr doch zu Hölle«, stöhnte ich.
    Und ganz genau das tat er dann auch, kaum eine Sekunde, nachdem ich die Worte ausgesprochen hatte...

    * * *

    »Vorwärts!« befahl Guillaume de Saint Denis mit rauher Stimme. Ohne sich auch nur davon zu überzeugen, daß de Banrieux seinem Befehl nachkam, gab er seinem Pferd die Sporen, griff in vollem Galopp in den Köcher, um einen Pfeil hervorzuziehen, und spannte den Bogen. Die schmale Felsenschlucht raste an ihnen vorüber. Die Hufschläge der Pferde erzeugten helle, rasend schnelle Echos an den Wänden. Sein Herz hämmerte vor Aufregung. Aber er hatte nicht die leiseste Angst. Er wußte, daß sie siegen würden. Die Heiden waren nicht mehr als Tiere.
    Sie erreichten die Biegung, trieben ihre Pferde noch einmal zu schnellerem Lauf an und brachen wie zwei Ungeheuer aus Stahl und weißem Entsetzen über die total überraschten Beni Ugad herein.
    De Banrieux schoß, noch ehe die Beduinen überhaupt begriffen haben konnten, was geschah. Sein Pfeil jagte eine Handbreit am Gesicht des vordersten Reiters vorbei und tötete einen Beni Ugad, der sich über Craven gebeugt hatte, um ihn zu
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