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Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Titel: Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London
Autoren: Verschiedene
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mich in Richtung Baskerville Hall vorwärtsbewegte. Das Dumme war nur, daß mein ganz persönlicher Kompaß die Unabwägbarkeiten des Geländes nicht in Betracht zog.
    Dunkler und dunkler wurde es; ich konnte allenfalls noch zwei, drei Meter weit sehen. Mein Unbehagen steigerte sich. Immer wieder hörte ich links und rechts von mir glucksende Geräusche, die auf die unmittelbare Nähe von heimtückischen Morastlöchern hindeuteten. Wenn ich da hineingeriet, hatten die GROSSEN ALTEN einen Gegner weniger.
    Vorsichtig setzte ich Fuß vor Fuß, stets vorher mit meinem Spazierstock die Bodenverhältnisse prüfend. Ich hätte einiges dafür gegeben, jetzt eine Lampe oder Fackel bei mir zu tragen. Aber das war gar nicht mehr nötig, denn einen Moment später fand mein blindes Vorwärtstasten ein überraschendes Ende.
    »Wohin des Wegs, Mr. Craven?« rief mich eine Stimme aus der Dunkelheit zu meiner Rechten an. Holmes!
    Ich sparte mir die Mühe, zu fragen, wie er mich erkannt hatte, obwohl man bei den herrschenden Lichtverhältnissen normalerweise nicht einmal Männlein von Weiblein unterscheiden konnte. Vermutlich hatte er aus dem Tappen meines Stockes wieder einmal die richtigen Schlüsse gezogen, was letzten Endes aber recht belanglos war. Für mich zählte einzig und allein, daß die Gefahr, im Sumpf zu versinken, gebannt war.
    Augenblicke später war ich bei Sherlock Holmes und Dr. Watson angelangt, die sich ein kleines Stückchen abseits von dem Pfad auf zwei große Steine niedergelassen hatten und eine geheimnisvolle Nachtwache abzuhalten schienen.
    »Um auf meine Frage zurückzukommen...«, sagte der Detektiv. »Was wollten Sie in Merripit House?«
    »Merripit House?« wunderte ich mich. Ich hatte diesen Namen noch nie gehört. »Ich bin auf dem Weg nach Baskerville Hall.«
    Dr. Watson lachte leise. »Da sind Sie aber ganz schön in die Irre gegangen, Mr. Craven. Sie haben genau die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen.«
    »Nicht unbedingt, meiner lieber Watson«, sagte Sherlock Holmes. »Vielleicht zieht es Mr. Craven gar nicht so sehr nach Baskerville Hall, sondern mehr zu Sir Henry. Richtig, Mr. Craven?«
    »Richtig«, bestätigte ich.
    »Nun, dann waren Sie durchaus auf dem rechten Weg. Sir Henry hält sich gegenwärtig in Merripit House auf.«
    »Was ist... Merripit House?«
    »Der Wohnsitz eines Mannes, der sich Jack Stapleton nennt«, gab Sherlock Holmes Auskunft. »Sir Henry ist von ihm eingeladen worden.«
    »Stapleton«, murmelte ich. »Diesem Mann ist nicht zu trauen.«
    »Sehr scharfsinnig, Mr. Craven«, lobte mich Holmes. »Wie sind Sie ihm auf die Schliche gekommen?«
    Ich hielt es nicht für angebracht, ihm etwas von meinen besonderen Fähigkeiten zu offenbaren, und zuckte deshalb nur vielsagend mit den Schultern. Dann stellte ich die Frage, die mir schon die ganze Zeit über auf der Zunge lag.
    »Und was tun Sie hier, meine Herren?«
    »Oh«, antwortete Holmes. »Wir warten natürlich auf den Höllenhund.«
    »Warum gerade hier?« fragte ich verwundert.
    »Weil ich davon ausgehe, daß er mit großer Wahrscheinlichkeit in kürzester Zeit an dieser Stelle vorbeikommen wird«, erklärte Holmes im Brustton der Überzeugung.
    »Aber wieso...«
    »Still!« Der Detektiv hob gebieterisch die Hand und brachte mich zum Schweigen. »Ich glaube, er kommt.«
    Schrittgeräusche klangen auf.
    »Das ist ein Mann«, flüsterte ich, »und kein Hund.«
    »Natürlich nicht«, gab Holmes genauso leise zurück. »Es ist Sir Henry. Der Höllenhund... kommt später.«
    Die Schritte kamen näher. Die tiefhängende Wolkendecke war für den Augenblick aufgerissen, so daß das Licht des Mondes die unheimliche Szenerie beleuchtete. Sein silberner Schein fiel auf den Pfad und umfing die Silhouette eines Mannes, der jetzt fast auf einer Höhe mit uns war. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, aber die Gestalt ließ erkennen, daß es sich wirklich um den Herrn von Baskerville handelte.
    »Sprechen Sie ihn nicht an«, wisperte Holmes. »Lassen Sie ihn einfach vorbeigehen.«
    Ich hatte zwar noch immer keine klaren Vorstellungen davon, was hier eigentlich gespielt wurde, nickte aber und verhielt mich ganz still. Sir Henry schritt an unserem Versteck vorbei, ohne uns zu bemerken.
    Wenig später hatte ihn die Dunkelheit verschluckt, und auch seine Schritte waren verklungen. Sherlock Holmes hatte sich vom Stein erhoben. In angespannter Haltung stand er da, leicht zusammengekrümmt, ein Raubtier auf dem Sprung.
    Und dann wurden
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