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Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London

Titel: Der Hexer - NR36 - Das Hirn von London
Autoren: Verschiedene
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Shoggotenspuren festgestellt worden, hier auf dem Plateau jedoch nicht. Mein Platz war also eher unten in der Senke an dem kleinen See.
    So machte auch ich mich an den Abstieg. Ich hatte gewisse Schwierigkeiten, mich zu orientieren, denn die öde Landschaft war doch sehr eintönig. Ich irrte eine ganze Weile umher, bis ich den Ort der furchtbaren Tat endlich gefunden hatte.
    Die von Felsbrocken gesäumte Senke war inzwischen menschenleer. Der Leichnam des unglücklichen Polizisten war weggeschafft worden, so daß nichts mehr auf das grauenhafte Geschehen hindeutete, das sich hier abgespielt hatte. Selbst der bestialische Gestank hatte sich in den letzten Stunden weitgehend verflüchtigt. Ich konnte ihn kaum noch wahrnehmen.
    Über düsteren Gedanken grübelnd trat ich ans Ufer das kleinen Sees und blickte über sein schwarzes Wasser hinweg. Sümpfe und Pfuhle, dunkle, trügerische Löcher, die mit den unheimlichen Tiefen des Erdinneren in Verbindung standen – sie waren die Welt jener grauenerregenden Kreaturen, gegen die ich kämpfte. Und dieser See, dessen absolute Stille eine unausgesprochene Drohung auszustrahlen schien, weckte eine ungewisse Furcht tief in mir.
    Ich bemühte mich nach Kräften, mit Hilfe meiner magischen Fähigkeiten den gestaltlosen Schleier fortzureißen, der diesen See wie ein schützendes, klebriges Netz umhüllte, drang mit meinem Geist in den See ein und tauchte in seine Tiefe hinab. Wurde eins mit dem modrigen Wasser, mit dem zähen Morast darunter, drang tiefer und tiefer vor – aber es gelang mir nicht, einen Kontakt herzustellen. Wenn dort unten irgend etwas gewesen wäre, hätte ich es spüren müssen. Geistig und körperlich erschöpft gab ich meine Anstrengungen schließlich auf. Alles schien dafür zu sprechen, daß sich die Kreatur der GROSSEN ALTEN, was immer es auch sein mochte, zurückgezogen hatten, daß das Grimpener Moor wieder sicher war. Aber meine Ahnungen sagten mir, daß davon keine Rede sein konnte.

    * * *

    »John?«
    John Barrymore tat so, als hätte er nicht gehört. Scheinbar tief in seine Arbeit versunken, beschäftigte er sich weiter mit der Einkaufsliste für die kommende Woche und blickte nicht davon hoch.
    »John, ich bitte dich!«
    Der flehende Ton in der Stimme seiner Frau machte es ihm unmöglich, sie länger zu überhören. Resigniert ließ er die Einkaufsliste sinken und fügte sich in das Unvermeidliche.
    »Ja, Eliza?«
    »Wirst du heute abend noch einmal hinausgehen?«
    Barrymore seufzte. »Wir waren uns einig geworden, daß die vorige Nacht die letzte Nacht sein sollte. Das habe ich ihm auch eindeutig gesagt.«
    »Aber er ist noch immer da.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Tu es für mich, John«, sagte seine Frau mit zitternder Stimme. »Noch ein einziges Mal. Ein allerletztes Mal, das verspreche ich dir. Wirst du es tun, John?«
    John Barrymore wand sich wie ein getretener Wurm. Aber er liebte seine Frau und brachte es nicht übers Herz, ihr Schmerz zuzufügen. So gab er schließlich nach. Ein allerletztes Mal...

    * * *

    Ich hatte den Rest des Tages damit verbracht, auch die Stelle aufzusuchen, an der der Schafzüchter Frederic Murphy ums Leben gekommen war. Abermals handelte es sich um einen Ort, der am Rand eines Sumpfs lag, ganz wie ich es erwartet hatte. Reale Anzeichen für die unmittelbare Gegenwart eines Wesens der GROSSEN ALTEN fand ich jedoch auch hier nicht.
    Es gab rein gar nichts, was ich noch tun konnte, so daß ich mich schließlich auf den Rückweg machte. Zu meinem Mißfallen mußte ich feststellen, daß mich die Dämmerung überrascht hatte. Nebelschwaden, die wie lebende Wesen über den Boden krochen, schränkten die Sicht zusätzlich ein. Bald wurde ich mir bewußt, daß ich mich verlaufen hatte. Statt die Überlandstraße zu erreichen, war ich tiefer ins Moor hinein geraten. Unbehagen beschlich mich, weniger weil ich fürchtete, dem Höllenhund oder einem Shoggoten zu begegnen, sondern mehr aus der Überlegung heraus, daß das Sumpfgebiet für Menschen, die sich nicht darin auskannten, zu einer tödlichen Falle werden konnte. Zwar bewegte ich mich einen festen Pfad entlang, aber wie lange das noch der Fall sein würde, konnte ich nicht einmal vermuten.
    Bald hatte ich die Orientierung vollkommen verloren. Dennoch gab es für mich einen Wegweiser, der fast noch zuverlässiger war als ein amtliches Hinweisschild. Mein innerer Drang, in die Nähe von Sir Henry zu gelangen, leitete mich! Ich zweifelte keinen Augenblick daran, daß ich
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