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Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York

Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York

Titel: Der Hexer - NR32 - Der Koloss von New York
Autoren: Verschiedene
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gegenüber, aber sie war nun einmal da, und ich konnte sie nicht mehr wegleugnen. Möglicherweise war es wirklich so, daß das NECRONOMICON selbst mich blind für die entsetzliche Gefahr gemacht hatte, in die ich diese Stadt und all ihre Einwohner brachte, indem ich es mit hierher nahm. Aber jetzt galt dieses Argument nicht mehr. Ob ich Priscylla liebte oder nicht, ob es mein Leben kostete oder nicht – ich hatte einfach nicht das Recht, dieses Buch weiter existieren zu lassen. Wieso zum Teufel maßte ich mir an, das Schicksal zahlloser anderer Menschen aufs Spiel zu setzen, nur weil ich um mein eigenes Leben fürchtete?
    Aber ich sprach nichts von alledem aus, sondern wandte mich mit einem Ruck wieder um und starrte in den Nebel hinaus.
    Nach einer Weile drehte sich Howard herum und ging.

    * * *

    Es dauerte lange, bis Mel kam. Das Boot mußte wohl doch etwas weiter entfernt gewesen sein, als er gesagt hatte, denn wir warteten eine gute Viertelstunde, bis das Geräusch schwerer Ruderschläge aus dem Nebel zu uns herüberdrang. Wenige Augenblicke später tauchte ein schlankes, sehr hochwandiges Boot in den wabernden Nebelfetzen auf und steuerte auf das Ende des Steges zu.
    Mel ruderte sehr langsam, und ich sah, wie sich sein Gesicht vor Anstrengung verzerrte, während er die Blätter ungleichmäßig ins Wasser tauchte, um das Boot mit der Längsseite vor den Steg zu bekommen.
    Rowlf ging neben mir in die Hocke, stützte sich mit der linken Hand ab und angelte mit der anderen nach dem Boot, um ihm zu helfen. Mel grunzte dankbar, hob die Riemen aus dem Wasser – und schrie gellend auf!
    Seine Augen weiteten sich vor Schrecken. Instinktiv fuhr ich herum und griff nach meiner Waffe. Aber der Steg war leer. Hinter uns war nichts als die Nacht und graue Nebelfetzen.
    Erst als ich mich abermals zu Mel herumdrehte, sah ich, daß er auf einen Punkt unter dem Steg starrte.
    Ein ungeheurer Schlag traf die morschen Balken, und noch während ich – ebenso wie Howard und Rowlf – zu Boden ging, zersplitterte der Steg unmittelbar unter unseren Füßen, wie von einem Hammerschlag getroffen. Und aus dem zerborstenen Holz griff eine kupferne, in sanftem grünem Licht leuchtende Klaue heraus!
    Einen Moment lang tastete sie blind umher, dann zog sie sich zurück, das massive Holz dabei wie trockenes Pergament zerfetzend, und einen kurzen Moment später erschien ein grotesker, von einem Kranz rasiermesserscharfer Dreiecke gekrönter Schädel, wie die Hand zuvor aus Kupfer und von dem gleichen, unwirklichen grünen Leuchten erfüllt.
    Der Anblick war so unglaublich, daß ich einfach liegenblieb und nicht einmal auf die Idee kam, zu fliehen. Nicht einmal, als die Gestalt mit umständlich wirkenden Bewegungen aus dem Loch im Steg herauszuklettern begann und mich dabei aus ihren entsetzlichen, metallenen Augen musterte.
    Rowlf gottlob nicht. Auch er war einen Moment lang erstarrt, als er die unmögliche Erscheinung sah – aber dann reagierte er ganz so, wie ich es von ihm gewohnt war, nämlich sehr direkt.
    Blitzschnell sprang er auf die Füße, zerrte mich mit nur einer Hand aus der Reichweite der lebenden Statue und warf sich mit einem ungeheuren Brüllen nach vorne. Sein Fuß kam hoch und traf das Metallungeheuer vor die Brust; und er legte die ganze Kraft seiner mehr als zwei Zentner in diesen Tritt.
    Selbst der Koloß wurde erschüttert. Beinahe gemächlich, aber mit absurd langsam rudernden Armen kippte er nach hinten, schlug auf dem Steg auf und blieb einen Moment wie benommen liegen.
    Aber wirklich nur einen Moment.
    Dann wälzte er sich herum, richtete sich schwerfällig wieder auf und trat mit weit ausgebreiteten Armen auf Rowlf zu. Die Fackel in der rechten Hand der kupfernen Frau begann in kaltem, giftiggrünem Licht zu erstrahlen.
    Und endlich kam auch ich auf die Idee, mich zu bewegen.
    Im gleichen Moment, in dem sich das Monstrum vollends aufrichtete und mit einer Bewegung, die nur schwerfällig wirkte, es aber ganz und gar nicht war, auf Rowlf zustampfte, sprang ich hoch, federte auf die grüne Unmöglichkeit zu und rammte ihr beide Füße in die Kniekehlen.
    Genauer gesagt, in die massiven Kupferplatten, an der Stelle, an der bei einem Menschen die Kniekehlen gewesen wären...
    Das Ungeheuer wankte nicht einmal, während ich mit einem Schmerzensschrei zu Boden ging und meine Beine umklammerte, die von einer Sekunde auf die andere gelähmt zu sein schienen. Wie durch einen Schleier sah ich, wie sich Rowlf dem Ungeheuer
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