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Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON

Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON

Titel: Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON
Autoren: Verschiedene
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einmal«, fügte er rasch und mit erhobener Stimme hinzu, als ich aufblickte. »Ein Versuch, Robert, nur ein einziger Versuch. Schlägt er fehl...«
    Er sprach nicht weiter, aber das war auch nicht nötig. Wenn dieser eine Versuch fehlschlug, würde es nichts mehr geben, was zu retten ich versuchen konnte, das wußte ich, und er wußte, daß ich es wußte. Aber hatte ich eine Wahl?
    »Du... verlangst viel, Häuptling«, sagte ich stockend. »Und es könnte... gefährlich sein. Auch für dich.«
    »Ich weiß«, antwortete Sitting Bull leise. »Manchmal ist der Preis dafür hoch, einen Freund zu haben. Willst du es tun?«
    »Wann?«
    »Heute nacht«, antwortete Sitting Bull. »Du wirst jetzt zurückgehen in dein Zelt, und ich werde dir einen Trank geben, der deine Kräfte zurückkehren läßt. Heute nacht, wenn der Mond am Himmel steht und die Macht der Geister am größten ist, werden wir es versuchen.«
    Die Macht der Geister, wiederholte ich in Gedanken. Und dabei hoffte ich inbrünstig, daß Sitting Bull genau wußte, von welchen Geistern er sprach.

    * * *

    Es dämmerte, als Balestrano zurückkehrte. Das schwächer werdende Licht des Tages verlieh der Burgruine etwas Gespenstisches: die Schatten waren wie finstere Mauern, hinter denen sich Dinge bewegten, die sich nicht bewegen sollten, und die Schritte der Männer neben ihm kamen ihm seltsam fremd vor. Das Wispern des Windes hatte etwas vom Geheul schattiger großer Wölfe, und dort, wo noch Licht war, war... irgend etwas.
    Balestrano blieb stehen, blinzelte ein paarmal, um den verwirrenden Effekt zu verscheuchen, und fuhr sich schließlich mit dem Handrücken über die Augen. Das Fremde, Beunruhigende, das sich in den Winkeln der Wirklichkeit eingenistet hatte, blieb trotzdem. Aber vielleicht war es auch nur Müdigkeit. Er war erschöpft und müde und enttäuscht, und sein gebrochener und nur hastig geschienter Arm schmerzte fast unerträglich. Sie hatten weder Necron noch Robert Craven gefunden, dafür aber eine Menge anderer Dinge, die Balestranos düstere Vorahnungen vom Morgen zur Gewißheit hatten werden lassen. Die Ruine der Drachenburg war vollgestopft mit Zeugen übler Magie, gefährlichen Dingen, die vernichtet werden mußten, und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie. Nein – er war nicht unbedingt in der Verfassung, über einen Schatten nachzudenken, der vermutlich nur seiner überreizten Phantasie entsprungen war.
    »Fühlt Ihr Euch nicht wohl, Bruder Jean?«
    Die Stimme des Kriegers riß Balestrano abrupt in die Wirklichkeit zurück. Er nahm die Hand herunter, lächelte verlegen und atmete hörbar ein. »Nein«, gestand er. »Ich bin müde, und mein Arm schmerzt. Und wir sollten nicht hier sein.«
    Der Templer – ein dunkelhaariger, breitschultrig gebauter Mann, nur wenig jünger als Balestrano, aber mit den kräftigen Händen eines Kriegers – nickte. »Dieser Ort macht mir angst«, sagte er leise. »Wie lange bleiben wir noch hier?«
    »Nicht mehr lange«, erwiderte Balestrano nach kurzem Überlegen. »Wir... wir brechen morgen auf, gleich bei Sonnenaufgang. Ich werde andere schicken, die Ruine zu bewachen. Ihr habt alles getan, was ich verlangen konnte.« Irgendwie kam er sich bei diesen Worten schäbig vor. Die meisten Kameraden des Kriegers, der vor ihm stand, hatten ihr Leben gegeben, und das war verdammt viel mehr gewesen, als er verlangen konnte.
    Und wozu? dachte er bitter. Nur um einen machtlüsternen alten Mann zu schlagen, der mit seinem Tun mehr Unheil heraufbeschworen hatte, als irgendeiner von ihnen jemals erfahren würde.
    »Laß alles für den Abmarsch vorbereiten«, sagte er. »Wir brechen bei Tagesanbruch auf. Die Männer sollen nur Wasser mitnehmen, sonst nichts. Alles andere ist ersetzbar.«
    Der Templer nickte. Es gelang ihm nicht ganz, seine Erleichterung zu verbergen. Keiner von ihnen fühlte sich wohl an diesem Ort. Selbst hier, eine halbe Meile unter der Ruine der Drachenburg, war ihre verfluchte Magie noch überdeutlich zu spüren, wie ein durchdringender Gestank, der die Luft verpestete.
    »Soll ich Euch begleiten, Herr?« fragte der Krieger, als sich Balestrano umwandte und mit schleppenden Schritten auf die Turmruine zuging. Für einen Moment war Balestrano versucht, das Angebot anzunehmen. Er war so müde, so unendlich müde. Ein stützender Arm hätte gutgetan. Aber dann dachte er an das, was in den zerborstenen Überresten des Turmes auf ihn wartete, und schüttelte den Kopf. Keiner durfte sehen, was dort war.
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