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Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON

Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON

Titel: Der Hexer - NR31 - Die Macht des NECRONOMICON
Autoren: Verschiedene
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abgrundtief böses Lachen.
    »So leicht ist es nicht, Bruder Jean«, kicherte er. »O nein, so leicht nicht.«
    Eine eisige Hand schien sich um Balestranos Schädel zu legen und langsam zuzudrücken. All sein Mut verließ ihn. Plötzlich hatte er nur noch Angst. Ganz entsetzliche Angst. »Wer... wer bist du?« stammelte er.
    »Nicht der, für den du mich hältst, Bruder«, kicherte der Schatten. »Nicht Baphomet. Dein kleines Geschäft mit ihm ist schon in Ordnung gegangen.« Wieder kicherte er. »O ja, das schon. Du hast ihm unsere Seelen versprochen, und er hat sie bekommen. Hörst du sie schreien? Hörst du, wie sie dich verfluchen, Bruder Jean, dich, dem sie vertraut haben? Hörst du sie?«
    Balestrano krümmte sich wie unter einem Hieb. »Hör auf!« wimmerte er. »Töte mich, wenn du willst, aber hör auf!«
    »Töten?« Diesmal war es kein Kichern, sondern ein meckerndes, widerwärtiges Lachen. »Töten?« wiederholte er. »Aber nicht doch. Das könnte dir so gefallen, wie? Ein sauberes Geschäft, und ein paar Alpträume als Zugabe, und niemand erfährt je, was du getan hast. Und vielleicht gibst du dir dann selbst noch die Absolution und bist frei, ehe du stirbst. Aber so leicht ist es nicht. Nicht diesmal.«
    »Wer... wer bist du?« wimmerte Balestrano. »Wer bist du, wenn nicht Baphomet?«
    »Aber du hast meinen Namen doch gerade selbst genannt«, sagte der Schatten mit übertrieben gespielter Verwunderung. »Ich bin dein Bruder Botho – oder das, was du aus mir gemacht hast. Ich bin tot.« Er kicherte. »Jaja, Bruder Jean. Ich bin tot, genau wie die drei anderen. Und trotzdem bin ich noch da. Ich werde immer da sein. Wir werden immer da sein. Solange du lebst. Wir warten auf dich. Morgen, wenn die Sonne aufgeht.«
    Und damit verschwand der Schatten. Von einer Sekunde auf die andere spürte Balestrano, daß er nicht mehr da war.
    Mit einem haltlosen Wimmern brach Jean Balestrano zusammen und begann zu weinen. Aber es half nichts.

    * * *

    Priscylla erwachte, als ich ins Lager zurückkam und das Zelt betrat. Das heißt, sie öffnete die Augen, und ihre Hände, die bisher reglos auf dem ledernen Einband des Buches gelegen hatten, begannen sich fahrig zu bewegen, abrupt und ruckartig, wie kleine, von bösartigem Eigenleben erfüllte Dinge. Ich erschrak fast selbst über diesen Gedanken, aber genau das war es, was ich in diesem Augenblick dachte, und mit einem Male glaubte ich auch zu verstehen, was es war, das Sitting Bull, Cody und die anderen meinten. Selbst mir fiel es schwer, mich Priscyllas Lager zu nähern und nicht zurückzuprallen. Mein Blick glitt über ihr Gesicht, suchte ihre Augen. Sie standen weit offen, sehr starr, ohne zu blinzeln, und es war kein Erkennen in ihrem Blick. Ihre Augen waren leer, und wenn irgendwo dahinter noch so etwas wie ein klares Bewußtsein war, dann mußte es tief, unendlich tief unter etwas anderem verborgen sein, etwas, das...
    Ach zum Teufel, warum gab ich es nicht zu? dachte ich wütend. Schließlich hatte mir Necron gesagt, was er getan hatte, und selbst wenn nicht, hätte ich schon ein kompletter Idiot sein müssen, es nicht selbst zu sehen. Das Mädchen, das da vor mir lag, war nicht mehr Priscylla. Es war genau, wie Sitting Bull behauptet hatte: sie war nicht mehr als eine leere Hülle, ein Körper, der von etwas ganz anderem beherrscht wurde als von ihrem Bewußtsein. Was sie beherrschte, war kein Dämon, nicht der Geist einer Hexe wie damals, sondern etwas viel, viel Schlimmeres. Die Macht dieses satanischen Buches. Die Macht, die Necron entfesselt hatte, und die nur er allein – und vielleicht nicht einmal er – wieder zu bannen imstande gewesen wäre. Aber Necron war tot, und mit ihm waren alle Hoffnungen dahin, Priscylla jemals wieder aus dem Griff des Wahnsinns zu befreien.
    Der Gedanke war so entsetzlich, daß ich fast geschrien hätte, aber in diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als daß Necron noch am Leben wäre. Am Leben und hier in meiner Gewalt, so daß ich ihn zwingen konnte, Priscylla aus diesem unseligen Bann zu befreien.
    »Komm jetzt, Robert«, sagte eine sanfte Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, erkannte Annie und rang mich zu einem flüchtigen, aber ehrlich gemeinten Lächeln durch.
    »Ist es soweit?« fragte ich. »Zeit für die Henkersmahlzeit?«
    Annie blieb ernst. »Ixmal und Sitting Bull sind... bereit«, sagte sie stockend. »Ich soll dich holen.« Sie trat an meine Seite, blickte einen Moment auf Priscylla herab und
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