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Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen

Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen

Titel: Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen
Autoren: Verschiedene
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nicht ganz durchsichtigen Glas gefertigt, so daß ich die nackten Körper der beiden Menschen, die darin aufgebahrt lagen, nur als verschwommene Schemen erkennen konnte.
    Es waren ein Mann und eine Frau.
    Für einen Moment konzentrierte ich mich darauf, das blasse Jungengesicht des Mannes anzustarren, der in dem linken der beiden Särge lag. Ich hatte Angst, den Verstand zu verlieren, wenn ich in den anderen blickte.
    Es war Shannon. Jetzt, ohne die barbarischen Kleider der Drachenkrieger, ohne seine Waffen, ohne das freundliche Lächeln, das immer in seinen Augen gestanden hatte, schlafend und reglos, sah er noch jünger und verwundbarer aus als sonst. Kein Mann, sondern ein zu groß gewachsener Knabe mit einem sonderbar weichen Zug um den Mund, der trotzdem irgendwie männlich wirkte.
    Dann waren meine Kräfte erschöpft, ich konnte einfach nicht mehr, und mein Blick wandte sich gegen meinen eigenen Willen dem zweiten Glassarg zu.
    Auf den blauen Samtkissen, mit denen er ausgeschlagen war, lag eine Frau.
    Ein Mädchen.
    Schlank, beinahe knabenhaft gewachsen, dunkelhaarig, mit einem schmalen, nicht mehr ganz kindlichen, aber auch noch nicht ganz fraulichen Gesicht. Priscylla.
    Priscylla.
    Der Schock, auf den ich wartete, das Entsetzen, die Freude, Furcht, Haß, Erleichterung – was immer jetzt hätte kommen müssen, es kam nicht. Ich fühlte... nichts.
    Überhaupt nichts.
    Beinahe blicklos starrte ich auf die wie tot daliegende Gestalt Priscyllas herab, aber in mir war nichts. Nur eine unglaubliche, saugende Leere.
    Dann fing ich einen Blick Shadows auf, und als ich in ihre Augen sah, begriff ich, daß sie es war, die mich schützte. Ihre geistige Macht, die mein Unterbewußtsein daran hinderte, mich schlichtweg in den Wahnsinn zu treiben. Ich war ihr dankbar dafür in diesem Moment.
    »Warum... zeigen Sie mir das?« fragte ich mühsam. Meine Zunge war so trocken, daß ich kaum sprechen konnte. Irgend etwas würde geschehen, gleich, das spürte ich. Etwas Schreckliches. Gott, wie lange konnte ich diesen Druck noch ertragen? Wie lange würde mich Shadow noch vor mir selbst schützen können?
    »Vielleicht, um genau die Reaktion zu sehen, die Sie mir jetzt bieten, mein lieber Robert«, antwortete Necron. Dann machte er eine rasche, bestimmende Handbewegung und fuhr mit veränderter, deutlich kälterer Stimme fort: »Zur Sache. Ich biete Ihnen ein Geschäft an. Ihnen, Craven, und Ihnen, Shadow.«
    »Ein Geschäft?« fragte Shadow rasch, ehe ich irgend etwas äußern konnte, was mir später leid tun würde. »Ich wüßte nicht, was Sie uns zu bieten hätten. Oder umgekehrt wir Ihnen.«
    »Frieden«, sagte Necron einfach.
    Shadow blinzelte. »Frieden?«
    »Ist das so lächerlich, meine Liebe?« fragte Necron ernst. Er seufzte, schüttelte den Kopf und ließ sich mit einer lässigen Bewegung auf die Kante von Shannons Glassarg sinken. Der Blick, mit dem er Shadow und mich abwechselnd maß, wirkte beinahe ehrlich.
    »Schauen Sie, Sie sind hierhergekommen, um dieses Mädchen zu befreien, und vielleicht, um mich zu töten.« Er sah mich fragend an, bekam aber keine Antwort. »Aber warum wollen Sie das tun?« fuhr er fort
    »Warum?« wiederholte ich verwirrt.
    Necron nickte. »Warum«, bestätigte er. »Ich meine es ernst. Wir beide haben Fehler gemacht, Robert – ich, daß ich versuchte, Sie für die Verbrechen Ihres Vaters verantwortlich zu machen. Es war dumm, Shannon auf Ihre Spur zu setzen, und es war ein vielleicht unverzeihlicher Fehler, Sie anzugreifen und dieses Mädchen zu entführen, nur aus billigem Rachedurst heraus. Ich gebe es zu.« Er lächelte. »Es hat mir nichts genutzt, aber es hat Sie dazu gebracht, Ihren kleinen Privatkrieg gegen mich anzuzetteln. Ich gestehe, daß Sie mir eine Menge Ärger gemacht haben, Robert.«
    »Und jetzt?« fragte ich böse.
    »Jetzt sind Sie in meiner Gewalt«, sagte Necron freundlich. »Ich könnte Sie töten. Aber das wäre dumm. Dumm und nutzlos. Außerdem wäre es eine Verschwendung. Sie sind ein begabter junger Mann, Robert.«
    »Stehen Sie auf, und ich zeige Ihnen, wie begabt!« fauchte ich.
    Necron seufzte. »Sehen Sie, Robert, genau das habe ich gemeint. Wir beide, Sie und ich – und diese reizende El-o-hym –, wir verschwenden unsere Kräfte dabei, uns gegenseitig zu bekriegen. Ich will Sie nicht töten. Ich will Sie kaufen.«
    »Sie –
    »Antworten Sie nicht, ehe Sie mein Angebot gehört haben«, sagte Necron rasch. »Und erzählen Sie bitte keinen Unsinn von wegen
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