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Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter

Titel: Der Hexer - NR26 - Die Gruft der weissen Götter
Autoren: Verschiedene
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dich gegen den Jarl stellst?«
    Es dauerte eine Weile, bevor Swen die Beleidigung überhaupt begriff. Ungläubig starrte er auf den Welpen hinab, der seine Bewährungsprobe im Kampf noch nicht hinter sich hatte und sich doch anmaßte, ihm Beleidigungen an den Kopf zu schleudern. Der Junge mußte verrückt geworden sein.
    Bevor er reagieren konnte, schob Erik den Welpen zur Seite. »Es ist nicht an der Zeit, uns gegenseitig Vorwürfe zu machen«, sagte er ärgerlich. »Steck das Schwert weg, Ymir. Laßt uns wie Männer miteinander reden. Aber nicht hier.«
    Das letzte Wort betonte er so eigentümlich, daß Swen sich eines Schauderns nicht erwehren konnte. Er hob sein Schwert vom Boden auf und ließ es in die lederne Scheide gleiten.
    Erik hatte sich bereits umgewandt und den Weg zum Gang eingeschlagen, der zu dem Ratssaal führte.
    Und jetzt erst griff die Erschöpfung nach Swen. Seine Hände zitterten, sein Atem ging stoßweise. Mit der rechten Hand ertastete er die Stelle, an der das Messer Wankas seinen Harnisch durchdrungen hatte.
    Aber da war nichts. So deutlich er den Stich auch gespürt hatte – sein Harnisch war unversehrt. Swen blieb verdutzt stehen. Er konnte sich das doch nicht alles eingebildet haben!
    Mühsam riß er sich zusammen und folgte den beiden anderen. Als er den Ratssaal erreichte, waren die anderen Getreuen schon versammelt. Männer, die so treu zu Erik Hellauge standen wie er selbst: Wenk Hammersten, der Ratgeber des Jarls, die Lehrmeister Tyr Fenriswolf und Viadar Heimtal und eine Reihe verdienter Krieger wie er selbst, deren Glaube an die alten Regeln genauso fest war wie ihr Kampfeswille. Swen blieb am Eingang stehen und warf einen Blick auf die Versammlung. Irgendwie kam sie ihm seltsam unwirklich vor. So, als seien sie selbst eine Gruppe von Körperlosen. Er fröstelte bei dem Gedanken, daß er langsam anfing, den Verstand zu verlieren.
    Erik winkte ihn zu sich heran. »Swen Liefenstahl«, sagte er freundlich. »Setz dich zu uns und berichte uns, was dir geschehen ist.«
    Swen trat einen Schritt vor und schüttelte dann langsam den Kopf. »Wenn es euch nichts ausmacht, bleibe ich lieber stehen.« Seine Stimme klang seltsam fremd und hohl. Er hatte Mühe, die Worte hervorzubringen. Bunte Kreise tanzten vor seinen Augen, und jeder Atemzug schmerzte.
    Erik zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst«, sagte er gleichmütig. »Aber jetzt berichte uns.«
    Etwas an seinen Bewegungen störte Swen, ohne daß er hätte sagen können, was es war. Das Gesicht des Jarls schien irgendwie unstet, in ständig fließender Bewegung begriffen zu sein. Und seine Hände... was war nur mit seinen Händen los? Anstatt ruhig vor ihm auf dem Tisch zu liegen, fuhren sie nervös über die Maserung der massiven Holzplatte, schlossen und öffneten sich krampfhaft.
    »Swen Liefenstahl«, schnitt Eriks Stimme in seine Gedanken. »Du wirst uns jetzt berichten, was dort unten im Gang geschehen ist!«
    Swen zuckte zusammen und nickte abgehackt. Es war wichtig, daß die Ratsversammlung erfuhr, was mit ihm geschehen war. Je früher sie Gegenmaßnahmen einleiten konnten, um so besser.
    Mit monotoner Stimme berichtete er von seinem Wachgang. Die ersten Sätze brachte er nur stockend hervor, doch dann sprudelten die Worte aus ihm heraus. Als er geendet hatte, herrschte sekundenlang Stille in der Ratsversammlung. Schließlich ergriff Erik das Wort.
    »Was ich befürchtet habe, ist also eingetreten«, sagte er leise. »Wer auch immer unser Gegner ist – wenn es ihm so ohne weiteres gelingt, einen Mann wie Swen Liefenstahl aus der Fassung zu bringen, dann können wir uns auf einiges gefaßt machen.«
    »Was heißt hier: Wer auch immer unser Gegner ist?« rief Wenk Hammersten erregt. Seine Hand tastete nach dem Bogen, der vor ihm auf dem Tisch lag. »Jeder von uns an diesem Tisch weiß doch, was von Skallagrim, der Ratte, zu halten ist...«
    »Nicht so vorschnell«, unterbrach ihn Erik. »Wir haben keine Beweise...«
    »Brauchen wir noch mehr Beweise?« zischte Wenk Hammersten. Er hob die rechte Hand und zählte an den Fingern ab: »Erstens ist Skallagrim der einzige, der über die nötige magische Macht verfügt, um einen Mann wie Swen zu einem greinenden Idioten zu machen...«
    »He, he«, unterbrach ihn Swen. Die mächtigen Muskeln unter seinem schweren Harnisch spannten sich. »Was soll das denn heißen?«
    Wenk Hammersten winkte ab. »Zweitens«, fuhr er ungerührt fort, »kann unser Gegenspieler nur im Inneren der
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