Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Titel: Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
Geräusch hatte sich wiederholt – und es war eindeutig näher gekommen!
    Endlich entdeckte er das Schwert. Er hatte sich nie gefragt, wie es in diesen Raum gekommen war, und es war ihm auch jetzt herzlich egal.
    Das Metall war im Laufe der Zeit stumpf geworden. Zahlreiche Roststellen gaben der Klinge ein pockennarbiges Aussehen, aber die Waffe verlieh Hank Jackson ein wenig Mut und Zuversicht, als ströme aus dem kalten Griff neue Kraft in seinen Körper.
    »Wo bleibst du?« keuchte Bowland erregt. Die Minuten, die er in hilfloser Regungslosigkeit hatte verbringen müssen, hatten auch seine Ruhe hinweggewischt. »Da kommt etwas näher, ich...«
    Ein unterdrückter Schrei entrang sich seiner Kehle. Hank stürzte zu ihm. Jetzt entdeckte auch er, was John Bowland gesehen hatte. Viel war es nicht, doch das Wenige, was er wahrnahm, reichte aus, ihn an den Rand des Wahnsinns zu treiben.
    Ein rotglühendes Auge entstand in der Luft, fast einen Yard über dem Boden. Es war ein Auge, das die Größe einer menschlichen Faust erreichte, und eigentlich konnte Jackson nur vermuten, daß es sich um ein Auge handelte. Denn es war eine Spirale, die sich in unendlich feinen Windungen einem Mittelpunkt entgegenstreckte, der irgendwo in der Unendlichkeit liegen mußte...
    Mit einem wilden Schrei riß er das Schwert hoch und ließ es auf das Netz niedersausen. Die Fäden waren elastisch genug, um unter der Wucht des ungestümen Hiebes ein klein wenig nachzugeben. Im nächsten Moment zogen sie sich wieder zusammen – und hätten Hank fast das Schwert aus der Hand geprellt. Ein heftiger Schmerz zuckte durch seinen Arm und explodierte in seiner Schulter. Er taumelte zurück, hielt die Waffe dabei aber verbissen fest.
    »Nun mach doch!« schrie Bowland mit überschnappender Stimme. Er schien von dem mißglückten Versuch nichts mitbekommen zu haben. Die Fäden hielten sein Gesicht so fest, daß er dem entsetzlichen Auge unverwandt entgegenstarren mußte. Vielleicht hatte er seine Augen auch längst geschlossen, um dem Anblick zu entgehen.
    Noch einmal schlug Jackson zu. Die Wucht des Hiebes hätte gereicht, einen Ochsen zu fällen. Aber nicht ein einziger Faden riß.
    Statt dessen wurde ihm das Schwert nun endgültig aus der Hand gerissen. Es wirbelte durch die Luft, durch das Netz hindurch, das mit einem Mal kein festes Hindernis mehr zu bilden schien, und prallte unerreichbar weit auf den Boden.
    Es gab keinen zweiten Ausgang aus dem Raum, nur ein Fenster, das zu klein war, als daß auch nur ein Kind hätte hindurchklettern können.
    Als Jackson die Kreatur im milchigen Schein der Laterne vollständig erkennen konnte, mischte sich sein Schreien in das Brüllen seines älteren Freundes. Irgendwann verstummten sie beide.

    * * *

    Die Luft in dem feudal eingerichteten Raum stank nach süßlichem Herrenparfüm, das ich als eine Beleidigung für meine Nase empfand. Vor die Wahl gestellt, hätte ich sogar Howards stinkende Zigarren diesem aufdringlichen Geruch vorgezogen. Sehnsüchtig blickte ich zu dem nur spaltbreit geöffneten Fenster.
    Wir befanden uns im Büro Ephraim Carringhams, des Verwalters der Arcenborough-Textile-Corporation. Außer mir waren noch vier andere Männer anwesend. Ich ließ meinen Blick über die Gesichter schweifen.
    Auch wenn ich durch das Erbe meines Vaters der Hauptaktionär der ATC geworden war, so gehörte die Gesellschaft mir doch nicht vollständig. Es waren auch nicht alle Aktionäre gekommen. Viele wohnten weit entfernt, strichen lediglich die Gewinne aus den Firmen ein und kümmerten sich sonst nicht weiter darum. Ihre Aktienanteile waren auch nicht besonders hoch. Letztlich gab es nur zwei Leute, die bei der ATC etwas zu sagen hatten. Das waren Carringham mit zwanzig Prozent Aktienanteil und ich mit einer Mehrheit von fast sechzig Prozent. Doch reichte das nicht aus, um meine Forderungen durchzusetzen. Ich brauchte eine Mehrheit von zwei Dritteln, und die würde ich mir heute beschaffen.
    Mir blieb keine Zeit für langwierige Verhandlungen. Wäre ich meinem ursprünglichen Plan gefolgt, müßte ich jetzt schon auf halbem Wege in die Mojave-Wüste sein. Oder wenigstens zurück in San Francisco. Statt dessen hockte ich hier und ärgerte mich über Carringham.
    Mein Blick fiel zuerst auf ihn. Er hatte es sich in einem der monströsen Ledersessel bequem gemacht, doch konnte er auch so nicht sein körperliches Übergewicht verbergen. Beim Gehen erinnerten mich seine zu kurz geratenen Beine stets an das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher