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Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen

Titel: Der Hexer - NR13 - Der Clan der Fischmenschen
Autoren: Verschiedene
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nicht wirklich erkennen, um zu wissen, wer dort drüben auf uns wartete. Die Bewegungen der Männer wirkten plump und ungelenk, und dann und wann brach sich ein verirrter Lichtstrahl auf ihren Gestalten und ließ sie wie schwarzpolierten Stahl aufblitzen.
    »Ihre Männer?« flüsterte ich.
    Nemo nickte; jedenfalls nahm ich an, daß das kurze Beben seiner schwerfälligen Tiefsee-Montur ein Nicken sein sollte. »Oui«, sagte er. »Ein wenig zu spät, aber besser spät als gar nicht.« Er seufzte und blickte zum Mond hinauf. Ich war mir nicht sicher, denn sein Gesicht war hinter der schmalen Öffnung des Taucherhelmes nur undeutlich zu sehen, aber ich glaubte, einen raschen Ausdruck von Sorge über seine Züge huschen zu sehen.
    »Was haben Sie?« fragte ich.
    Nemo fuhr zusammen, sah mich einen ganz kurzen Moment lang fast schuldbewußt an und rettete sich in ein Lächeln. »Nichts«, log er. »Kommen Sie, mein Freund. Das Boot wartet.«
    Hinter uns wurde die Nacht lebendig, als nach und nach auch die anderen Mitglieder unserer verunglückten Expedition aus dem Kanal kamen. Der kleine Trupp bot einen genauso seltsamen wie bemitleidenswerten Anblick. Spears’ Männer – mit ihm selbst an der Spitze – sahen ungefähr so aus, wie ich mich fühlte, nämlich gräßlich. Das Dutzend Marinesoldaten wankte mehr ins Freie, als daß es ging. Kaum einer von ihnen war ohne Blessuren davongekommen, und alle waren sie über und über mit Schmutz und glitzerndem Schlamm bedeckt. Und Nemos Männer boten keinen besseren Anblick. Ihre Unterwasserpanzer waren über und über mit Schlamm und fauligem Tang bedeckt, und die Last der Kleidungsstücke, für ein anderes Element als die Luft geschaffen, ließ ihre Träger gebeugt und schleppend gehen wie uralte Männer.
    Nemo und ich traten zur Seite, um die Männer passieren zu lassen. Der Platz auf dem schmalen, auf einer Seite von einem rostigen Gitter begrenzten Sims über dem Sammelbecken wurde eng, als auch der letzte aus dem Kanal heraus war, und zwei von Spears’ Männern brachen schlichtweg vor Entkräftung zusammen.
    Auch ich spürte Müdigkeit wie eine betäubende Woge durch meine Glieder kriechen. Jetzt, als die Anspannung allmählich von mir abfiel, verlangte mein Körper den Preis für die Stunden der Anstrengung. Was ich fühlte, war die normale, körperliche Erschöpfung, die mit der Erleichterung, einer drohenden Gefahr entronnen zu sein, einhergeht. Aber gleichzeitig fühlte ich auch, daß es noch lange nicht vorbei war. Nemos Eingreifen hatte uns zweifellos das Leben gerettet, aber wir hatten nur ein kleines Scharmützel gewonnen, nicht einmal eine Schlacht.
    Geschweige denn den Krieg.
    Mühsam blinzelte ich die Müdigkeit weg, lehnte mich schwer gegen das eiserne Schutzgitter und starrte auf das rechteckige Wasserbecken herab. Das Licht war sehr schwach, aber ich konnte erkennen, daß die Männer dort unten einen dunklen, langgestreckten Körper heranzogen; das Boot, von dem Nemo gesprochen hatte. Ein Licht begann zu blitzen, sorgsam gegen das Land hin abgeschirmt, so daß ich selbst von hier oben aus nur seinen rhythmischen Widerschein auf dem Wasser ausmachen konnte. Neugierig hob ich den Blick und sah in östliche Richtung, dorthin, wo sich hinter der Schwärze der Nacht das Meer verbarg. Mein Verdacht bestätigte sich: nach einer Weile antwortete weit draußen auf dem Meer ein winziger Leuchtpunkt auf das Flackern der Lampe. Plötzlich bedauerte ich, daß Morsealphabet niemals gelernt zu haben.
    »Ihr Boot?« fragte ich, an Nemo gewandt, aber ohne den Blick vom Meer zu nehmen.
    Der Mann in dem schwerfälligen Unterwasserpanzer antwortete nicht auf meine Frage, und als ich mich nach einer Weile doch zu ihm umwandte, bemerkte ich, daß sein Blick besorgt über Spears’ zusammengekauerte Gestalt huschte. Der Fregattenkapitän war auf die Knie gesunken, wie die meisten seiner Männer, und rang nach Atem. Ich glaube nicht, daß Nemo meine Worte überhaupt vernommen hatte, denn ich hatte sehr leise gesprochen, und das Gurgeln und Rauschen des Wassers übertönte ohnehin fast jeden anderen Laut. Trotzdem wiederholte ich meine Frage nicht noch einmal, sondern sah Nemo nur stirnrunzelnd an und begnügte mich mit dem unmerklichen Nicken, das er mir schließlich zur Antwort gab.
    »Vorwärts«, sagte Nemo plötzlich laut. »Wir müssen weiter. Schaffen Ihre Männer den Abstieg noch, Kapitän Spears?«
    Der Fregattenkapitän sah auf, starrte Nemo einen Moment lang aus dunklen,
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