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Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Titel: Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten
Autoren: Verschiedene
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überhaupt nicht zynisch zu werden, Robert«, sagte Howard kopfschüttelnd. »Reicht dir nicht, was du mit diesem Ding erlebt hast?«
    »Du hast es auch benutzt, zusammen mit Rowlf«, sagte ich ärgerlich.
    Howard schürzte wütend die Lippen. »Das war etwas anderes. Rowlf schwebte in Lebensgefahr; ich mußte ihm beistehen. Und ich wußte selbst nicht, wie gefährlich es war. Hätte ich es gewußt, hätte ich mir meinen Entschluß zweimal überlegt. Verdammt, Robert – du hast selbst erlebt, was dieses Ding anrichten kann!«
    Diesmal antwortete ich nicht sofort, sondern blickte einen Moment stumm an ihm vorbei auf die monströse Standuhr, die wie ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit in einer Ecke der Bibliothek hockte.
    Genaugenommen war sie das ja auch: ein Überbleibsel aus einer Zeit, die untergegangen war, lange bevor es so etwas wie Leben auf diesem Planeten gegeben hatte. Leben in unserem Sinne...
    Ich versuchte den Gedanken abzuschütteln, aber es gelang mir nicht ganz. Wie immer, wenn ich an die Welt der GROSSEN ALTEN dachte, blieb eine Art dumpfer Benommenheit zurück; etwas wie ein schlechter Geschmack auf der Seele, der nur langsam verblaßte.
    Obwohl fast anderthalb Wochen vergangenen waren, seit Necron, der Alte vom Berge, durch das magische Tor entkommen war, das sich hinter der täuschend harmlos aussehenden Front der vermeintlichen Uhr verbarg, überlief mich ein eisiger Schauer.
    Die Standuhr war nicht nur äußerlich ein Monstrum. Hinter dem brüchig gewordenen Holz ihres Gehäuses verbarg sich kein kompliziertes Uhrwerk, wie ihr Äußeres vermuten ließ, sondern ein Tor, das geradewegs in die Hölle führte...
    Im Grunde wußte ich sehr wohl, daß Howard recht hatte. Einmal war ich mit knapper Not dem Verhängnis entgangen, das hinter der geschlossenen Tür der Uhr lauerte. Aber ich konnte schlecht darauf spekulieren, auch ein zweites Mal ein so unverschämtes Glück zu haben. Aber der Gedanke, tatenlos hier herumzusitzen, während die Zeit verstrich und Necron mit Priscylla weiß Gott wo war, war einfach unerträglich.
    »Necron hat es auch benutzt«, sagte ich störrisch. »Ich sehe nicht ein, warum –«
    »Wenn zwei das Gleiche tun, Robert«, sagte Howard in belehrendem Tonfall, »ist das noch lange nicht dasselbe.«
    Ich funkelte ihn an. Howard meinte es nur gut, das wußte ich genau, aber einem anderen, boshaften Teil meines Ichs erschien er im Moment als die ideale Zielscheibe für meine schlechte Laune.
    »Warum hast du Necron nicht auch mit einem Sprichwort empfangen?« schnappte ich. »Zum Beispiel: Unrecht Gut gedeihet nicht? Ich bin sicher, er hätte sich entschuldigt und wäre gegangen.«
    »Kaum«, antwortete Howard trocken. »Er hätte ein Komma hinter das ›gedeihet‹ gesetzt.« Er beugte sich vor und drückte seine Zigarre aus.
    »Necron ist ein erfahrener Magier«, sagte er eindringlich. »Ein Mann, der diese Tore seit Jahrhunderten benutzt, Robert. Er kennt die Gefahren, die auf diesen Wegen lauern können, und weiß, wie er ihnen begegnen muß. Du nicht.«
    »Aber du! Und trotzdem hast du...« Ich verstummte wieder und kniff die Lippen zusammen.
    Meine Worte taten mir im gleichen Moment schon wieder leid, als ich sah, wie Howard wie unter einem Hieb zusammenzuckte. Er antwortete nicht, sah mich auch nicht mehr an, sondern blickte starr an mir vorbei aus dem Fenster, ohne indes wirklich hinauszusehen. Er machte sich schwere Vorwürfe, und nicht erst seit heute.
    Er hatte versucht, Necron eine Falle zu stellen. Sie war zugeschnappt, wie er es geplant hatte, aber der Alte vom Berge war ihr entkommen und hatte Priscylla und das NECRONOMICON mit sich genommen, und Howard gab sich die Schuld an alldem. Meine ständigen Beteuerungen, daß er nichts dafür konnte, hatten daran nichts geändert.
    Und wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst war, dann gab es einen kleinen, unlogischen Teil in meinem Bewußtsein, der mir ständig zuflüsterte, daß Howard die Schuld an Priscyllas Verschwinden trug. Ich hatte versucht, dagegen anzukämpfen und die lautlose Stimme zum Schweigen zu bringen, aber es war mir nicht gelungen.
    Howard stand plötzlich auf, straffte übertrieben die Schultern und wandte sich zur Tür.
    »Wohin willst du?« fragte ich scharf. »Wir sind noch nicht fertig.«
    Howard lächelte. »Ich komme wieder. Meine Zigarren sind alle. Ich gehe nur nach unten und hole eine neue Kiste aus meinem Koffer. Die Luft hier ist noch zu gut, weißt du.«
    Ich runzelte
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