Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
aber sein Widerstand schwand bereits. So wie die Male zuvor. Es war seltsam – aber es schien, als müsse ich einem Menschen nur scharf genug in die Augen sehen, um ihm meinen Willen aufzuzwingen ...
    Ich schob den Gedanken hastig von mir, drehte mich um und ging los. Bannermann wechselte hinter mir ein paar Worte mit seinen Männern, aber nach einer Weile folgten sie mir. Ich ging langsamer, damit sie nicht laufen mußten, um zu mir aufzuschließen.
    Wir marschierten schweigend. Ich versuchte die Uhrzeit anhand der Sonne zu schätzen, aber ich bin nie sehr gut in solchen Dingen gewesen und gab bald wieder auf. Es war Morgen, der zweite Morgen nach unserer Ankunft in England, und in wenigen Stunden würden wir wieder in anständigen Betten schlafen, sicher vor den Nachstellungen irgendwelcher prähistorischer Monster oder rachsüchtiger Zauberer ...
    Bannermann machte ein paar schnelle Schritte, um an meine Seite zu gelangen, sagte jedoch nichts, sondern schritt schweigend neben mir her.
    Es war eine seltsame, karge Landschaft, durch die wir gingen. Ich hatte keine bestimmten Vorstellungen von England gehabt, als wir New York verließen – aber dieses karge, von niemals ganz verebbendem Wind und einer kaum mit Worten zu beschreibenden Leere erfüllte Land überraschte mich doch. Dies war jedenfalls nicht das England, von dem mir mein Vater erzählt hatte.
    Aber schließlich war unser Ziel auch nicht die nördlichen Highlands gewesen, sondern London. Und es grenzte schon an ein Wunder, daß wir die Küste überhaupt lebend erreicht hatten.
    Eine Stunde verging, dann zwei. Der Pfad schlängelte sich in sinnlos erscheinenden Kehren und Windungen bergab, und der blaue Küstenstreifen wuchs langsam vor uns heran. Ich fühlte mich beklommen; stärker, je mehr wir uns der Stadt näherten. Vielleicht waren Bannermanns Befürchtungen doch nicht so haltlos, wie ich mir einzureden versuchte. Man würde uns fragen, warum wir nicht nach Durness gegangen waren, kaum fünf Meilen von der Stelle entfernt, an der das Schiff zerschellt war. Statt dessen hatten wir den nördlichen Teil der britischen Insel (der an dieser Stelle allerdings kaum vierzig Meilen maß) zur Gänze durchwandert und nun die gegenüberliegende Küste erreicht. Was sollte ich antworten, wenn man mir diese Frage stellte? Daß unser einziger Wunsch gewesen war, möglichst schnell und möglichst weit von der Küste wegzukommen, vom Meer und dem Monster, das auf seinem Grunde auf uns lauerte? Kaum.
    Bannermann berührte mich am Arm und riß mich aus meinen Überlegungen. Ich sah auf und blickte ihn fragend an, aber Bannermann erwiderte meinen Blick nicht, sondern sah an mir vorbei nach Süden. Ich folgte seinem Blick.
    Beinahe parallel zu der Stelle, an der wir uns befanden, und weniger als eine halbe Meile von der Straße entfernt, lag ein kleiner, runder See. Im grellen Licht der Vormittagssonne glänzte er wie eine gewaltige Silbermünze, die ein verspielter Riese zwischen die Hügel geworfen hatte, und der Ring saftigen grünen Gebüsches und Unterholzes um sein Ufer hob sich angenehm von der kargen Heidelandschaft ab.
    »Ein See«, sagte Bannermann überflüssigerweise. »Was halten Sie davon, wenn wir hinübergehen und uns einen Moment ausruhen?«
    Ich wollte widersprechen, aber ein Blick in die Gesichter der Männer, die uns begleiteten, ließ mich abrupt verstummen. Ich war bisher der Meinung gewesen, als einziger müde und zerschlagen zu sein, aber das stimmte nicht. Wir waren alle mit unseren Kräften am Ende. Und es spielte keine Rolle, ob wir eine halbe Stunde früher oder später nach Goldspie kamen. So nickte ich nur wortlos.
    Bannermann gab seinen Männern einen stummen Wink. Wir verließen die Straße und bewegten uns im rechten Winkel von ihr fort und auf den See zu. Das Gehen auf dem rohen, unbearbeiteten Boden war weniger schwierig, als ich erwartet hatte, und wir brauchten kaum zehn Minuten, um den See zu erreichen.
    Die Stille fiel mir auf. Hatte uns bisher außer dem monotonen Lied des Windes auch hier und da das Zwitschern eines Vogels und ein gelegentliches Huschen und Flüchten im Gebüsch begleitet, so schienen wir uns jetzt durch ein Gebiet absoluten Schweigens zu bewegen. Selbst das Geräusch des Windes wurde leiser und unwirklicher, je mehr wir uns dem See näherten ...
    Ich vertrieb auch diesen Gedanken und zwang mich, mich auf meine Umgebung zu konzentrieren. Ich war nervös und überreizt, das war alles.
    Neben Bannermann erreichte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher