Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
»Erklär uns genau, wie es dort aussieht«, sagte ich. »Gibt es eine Möglichkeit, ungesehen auf den Platz zu kommen?«
    Priscylla schüttelte erschrocken den Kopf. »Du kannst nicht zurück!« keuchte sie. »Sie werden dich töten, Robert.«
    »Vielleicht«, antwortete ich ernst. »Aber Bannermann hat recht – wir können die Männer nicht einfach im Stich lassen.«
    »Aber was sollen wir denn tun? Donhill hat Dutzende von Männer, die ihm gehorchen. Wir haben keine Chance gegen ihn!«
    »Ich rede auch nicht von uns«, sagte ich betont. »Bannermann und ich gehen allein. Du gehst allein weiter. Wenn du dich beeilst, erreichst du noch vor Sonnenaufgang die Straße. Vielleicht nimmt dich ein Wagen mit.«
    »Ich gehe nicht allein«, sagte Priscylla. »Sie würden mich wieder einfangen, wie die anderen Male.« Plötzlich warf sie sich an meine Brust und schlang verzweifelt die Arme um meinen Hals, so fest, daß sie mir fast die Luft abschnürte. »Geh nicht zurück, Robert!« flehte sie. »Sie werden dich töten! Es haben schon andere vor dir versucht, aber niemand ist der Bestie gewachsen.«
    Behutsam löste ich ihre Hände von meinem Nacken, schob sie auf Armeslänge von mir und versuchte zu lächeln. »Die anderen hatten vielleicht nicht die gleichen Möglichkeiten wie ich«, sagte ich leise. »Du hast gesehen, was geschah, als der Unsichtbare uns angegriffen hat. Ich habe Mittel und Wege, mich zu wehren, über die Donhill nichts weiß.«
    »Aber das war etwas anderes!« sagte Priscylla verzweifelt. »Du hast es selbst gesagt – es waren nicht deine Kräfte, die dieses Wesen besiegten. Woher willst du wissen, daß sie dir wieder helfen?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand ich. »Ich kann nur hoffen, daß mir mein Vater auch diesmal hilft.«
    »Und wenn er es nicht tut?«
    »Dann«, antwortete ich nach einer winzigen Pause, »sterben wir alle, Priscylla.«
    ** *
    Es war noch dunkler geworden, während wir zum Stadtzentrum zurückgegangen waren. Die Wolken hingen wie eine kompakte Wand über dem Ort und verschluckten das Licht von Mond und Sternen vollends. Trotzdem war der halbrunde, an einer Seite abgeflachte Platz im Herzen der Stadt beinahe taghell erleuchtet. Ein Kreis mannshoher, hellauf brennender Holzstapel war rings um den ungepflasterten Platz errichtet worden, und ein Großteil der Männer und Frauen, die sich in seinem Inneren aufhielten, trugen blakende Fackeln, deren Licht die Nacht mit flackernder roter Glut erhellten.
    Es war ein bizarrer Anblick. Es mußten drei-, wenn nicht vierhundert Menschen sein, die sich auf dem Marktplatz versammelt hatten, viel mehr, als ich überhaupt geglaubt hatte, daß Goldspie Einwohner hatte; Männer, Frauen, ja, selbst Kinder. Sie waren fast alle einheitlich gekleidet, in die gleichen, einfachen braunen Umhänge, wie sie auch Priscylla und wir trugen. Ihre Gesichter waren unter den hochgeschlagenen Kapuzen nicht zu erkennen. Und trotzdem spürte ich die Furcht, die wie eine erstickende unsichtbare Wolke über dem Platz hing. Diese Menschen waren nicht aus freiem Willen hier, sondern weil man sie dazu gezwungen hatte.
    »Diese Bestien«, stöhnte Bannermann. Ich warf ihm einen raschen, warnenden Blick zu, legte die Hand auf seinen Unterarm und schüttelte unmerklich den Kopf. Ich konnte seinen Zorn verstehen; nur zu gut. Die Bewohner Goldspies waren nicht allein auf dem Platz. Im Zentrum des weit auseinandergezogenen Kreises, den die braunen Kapuzenmäntel bildeten, waren drei hölzerne Podeste errichtet worden, kniehohe, roh zusammengezimmerte Sockel, auf denen eine Art Bock aus armdicken Balken stand.
    Und an jeden von ihnen war ein Mann gefesselt.
    »Alle drei«, murmelte Bannermann. »Diese Schweine haben alle drei erwischt. Diese verdammten ...« Seine Stimme versagte.
    »Beruhigen Sie sich, Bannermann«, flüsterte ich. »Wir müssen vor allem einen klaren Kopf behalten. Ein Fehler, und wir stehen neben ihnen.«
    Bannermann starrte mich an. In seinen Augen blitzte es auf, aber er sagte nichts, sondern wandte mit einem Ruck wieder den Kopf und blickte auf den Platz hinaus.
    Priscylla hatte uns auf Umwegen hierhergeführt. Wir hatten den Marktplatz in weitem Bogen umgangen und uns von der gegenüberliegenden, flußabgewandten Seite genähert, so daß zwischen uns und den ersten Männern und Frauen gute dreißig Schritte lagen. Zudem standen wir im Schatten eines Hauses und waren so gut wie unsichtbar.
    Aber auch so gut wie hilflos. Selbst wenn wir mehr als nur zwei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher