Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
Hobbits sehr sippenbewusst und zählten mit großer Sorgfalt ihre sämtlichen Verwandtschaftsverhältnisse auf. Sie zeichneten lange und ausführliche Stammbäume mit unzähligen Verzweigungen. Wenn man sich mit Hobbits befasst, ist es wichtig zu wissen, wer mit wem verwandt war und in welchem Grade. Es wäre unmöglich, in diesem Buch einen Stammbaum wiederzugeben, der auch nur die wichtigeren Angehörigen der wichtigeren Familien aus der Zeit, von der diese Erzählungen berichten, aufführte. Die Ahnentafeln am Schluss des Roten Buches der Westmark sind allein schon ein kleines Buch, und jedermann, die Hobbits ausgenommen, würde sie überaus langweilig finden. Hobbits begeisterten sich für solche Dinge, wenn sie ihre Richtigkeit hatten: Sie liebten Bücher über Dinge, die sie schon kannten und die klar und wahr ohne Widersprüche dargelegt waren.
    2
Über Pfeifenkraut
    Noch etwas gab es seit alters her bei den Hobbits, das erwähnt werden muss, einen erstaunlichen Brauch: Durch Pfeifen aus Holz oder Ton saugten oder atmeten sie den Rauch der brennenden Blätter einer Pflanze ein, die sie Pfeifenkraut oder Blatt nannten, wahrscheinlich eine Art Nicotiana. In geheimnisvolles Dunkel ist der Ursprung dieser eigentümlichen Sitte oder »Kunst«, wie die Hobbits sie lieber nannten, gehüllt. Alles, was sich im Altertum darüber herausfinden ließ, hat Meriadoc Brandybock (der spätere Herr von Bockland) zusammengestellt, und da er und der Tabak des Südviertels in unserer Geschichte eine Rolle spielen, sei hier zitiert, was er im Vorwort zu seiner Kräuterkunde vom Auenland darüber berichtet.
    »Das«, sagt er, »ist die einzige Kunst, von der wir behaupten können, dass wir sie erfunden haben. Wann die Hobbits zuerst mit dem Rauchen begannen, ist nicht bekannt, in allen Sagen und Familiengeschichten ist es bereits eine Selbstverständlichkeit; schon seit undenklichen Zeiten rauchten die Leute im Auenland verschiedene Kräuter, manche stinkiger, manche süßer. Aber alle Berichte stimmen darin überein, dass Tobold Hornbläser aus Langgrund im Südviertel in den Tagen von Isegrim dem Zweiten, etwa um das Jahr 1070 der Auenland-Zeitrechnung, als Erster in seinem Garten das echte Pfeifenkraut zog. Das beste einheimische kommt noch immer aus jenem Bezirk, besonders die heute als Langgrundblatt, Alter Tobi und Südstern bekannten Sorten.
    Wie der alte Tobi zu der Pflanze kam, ist nicht verzeichnet, denn bis zu seinem Sterbetag wollte er es nicht sagen. Er wusste viel über Kräuter, aber er war nicht weit gereist. Es heißt, in seiner Jugend sei er oft in Bree gewesen, wobei er sich gewiss nie weiter vom Auenland entfernte als bis dorthin. Deshalb ist es durchaus möglich, dass er in Bree von dieser Pflanze hörte, wo sie jedenfalls jetzt auf den Südhängen des Berges gut gedeiht. Die Hobbits von Bree nehmen für sich in Anspruch, die ersten wirklichen Pfeifenkrautraucher gewesen zu sein. Natürlich behaupten sie von allem, sie hätten es schon vor den Leuten im Auenland getan, die sie als ›Siedler‹ bezeichnen; aber in diesem Fall ist ihre Behauptung vermutlich wirklich wahr. Und sicherlich hat sich die Kunst, das echte Kraut zu rauchen, in den letzten Jahrhunderten von Bree aus unter den Zwergen und anderem Volk wie Waldläufern, Zauberern oder Wanderern, die seit eh und je an dieser alten Wegkreuzung vorbeikommen, verbreitet. Heimat und Mittelpunkt der Kunst sind also in dem alten Gasthaus von Bree, Zum Tänzelnden Pony, zu suchen, das seit undenklichen Zeiten im Besitz der Familie Butterblume ist.
    Beobachtungen, die ich selbst auf meinen vielen Reisen nach dem Süden machen konnte, haben mich indessen überzeugt, dass das Kraut nicht zu den einheimischen Pflanzen unseres Teils der Welt gehört, sondern nach Norden gekommen ist vom unteren Anduin, wohin es, wie ich vermute, ursprünglich von den Menschen aus Westernis über das Meer gebracht worden war. In Gondor wächst es in Hülle und Fülle und ist üppiger und größer als im Norden, wo es niemals wild vorkommt, sondern nur in warmen und geschützten Gegenden wie Langgrund gedeiht. Die Menschen von Gondor nennen es süße Galenas und schätzen es nur wegen des Duftes seiner Blüten.Aus jenem Land muss es in den langen Jahrhunderten zwischen Elendils Ankunft und unseren Tagen über den Grünweg heraufgebracht worden sein. Aber selbst die Dúnedain von Gondor gestehen uns das zu: Hobbits steckten es als Erste in die Pfeife. Nicht einmal die Zauberer waren vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher