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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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Thalak das Tor öffnen und auf Gnade hoffen. Lieber Hund eines Hundes sein als aufrecht sterben!«
    Von Kindheit an durch einen schweren Sturz ans Bett gefesselt, hatte die Königin keine eigenen Erben. Ich kannte die drei Cousins flüchtig. Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, waren sie kaum mehr als unerzogene Kinder, aber soweit ich wusste, hatten alle drei seitdem nur noch mehr Arroganz und Überheblichkeit entwickelt. Jasfar, eines der Drei Reiche, war bereits gefallen, die Kunde hatte mich durch Leandras Mund erreicht, bei unserer ersten Begegnung im Wirtshaus Zum Hammerkopf . Kelar, der Ort meiner Geburt, war geschleift und mit Salz bedeckt worden. Letasan, das zweite verbliebene Reich, war die Heimat meiner Wahl. Lange Jahre hatte ich dort glücklich gelebt, ich kannte es gut. Reich durch den Handel und die Silberminen, besaß es vielleicht die besten Gelehrten und Handwerker der Neuen Reiche. Suchte man ein gutes Schwert oder eine neue Rüstung, suchte man sie in Letasan. Besseren Stahl gab es nirgends, aber der König war mehr den Künsten und der Wissenschaft zugetan als dem Kampf. Er war ein guter Mann im Frieden, bedächtig und überlegt, hatte stets das Wohl seines Volkes vor Augen. Zugleich war er der denkbar schlechteste Befehlshaber: Bevor er zu einer Entscheidung kam, war die Schlacht bereits verloren.
    Also lasteten Widerstand und Stolz der drei Reiche allein auf den Schultern von Königin Eleonora.
    Ohne den Willen zum Widerstand halfen selbst die mächtigsten Mauern nicht gegen einen entschlossenen Feind.
    Wie alt mochte die Rose Illians jetzt sein? Drei Dutzend und zehn? Vier Dutzend Jahre? Ein Alter, in dem manch anderer, der sein ganzes Leben lang gesund gewesen war, oftmals schon von allein starb.
    »Wie fandest du sie vor, als du sie das letzte Mal gesehen hast?«, fragte ich leise. Ich erinnerte mich nur an ein kindliches Gesicht mit großen Augen, in denen ich Glauben und Vertrauen in das Unmögliche sah … und Leid und Trauer darüber, jemanden in den sicheren Tod zu schicken. Ihr war es niemals vergönnt gewesen, Kind zu sein.
    »Schwach«, antwortete Leandra und sah auf das halb fertige Schriftstück hinunter. »Sie ist kaum mehr imstande zu essen, die ewigen Suppen ekeln sie an.« Sie wandte sich wieder mir zu, sah mit feuchten Augen zu mir hoch. »Wie kann sie dieses Leben nur ertragen? Muss sie sich nicht mit jeder Faser wünschen, endlich loslassen zu können, endlich die Ruhe zu finden, nach der sie sich sehnt?«
    »Sie wird nicht gehen, bevor ihre Pflicht getan ist«, sagte ich. Es war so. Ich konnte nicht sagen, woher ich das wusste, aber etwas anderes erschien mir nicht möglich. »Schreib, was auch immer du schreiben willst. Janos wird die Botschaft persönlich überbringen.«
    »Du glaubst an ihn?«, fragte Leandra.
    Ich trat an sie heran und fuhr mit der Hand über ihr kurzes weiches Haar. »Ja, das tue ich.« Ich fasste einen Entschluss und zog einen Stuhl heran, um mich neben sie zu setzen. »Ich weiß nicht, ob ich wieder hier sein werde, bevor die beiden aufbrechen.«
    Ich sah hinüber zu Steinherz, der mich aus unbarmherzigen rubinroten Drachenaugen zu mustern schien. Nein, dieses Schwert konnte mich nicht leiden.
    »Du führst das Schwert des Reiches. Du hast der Königin deinen Eid geschworen. Gilt dieser Eid ihr oder dem Reich?«
    »Es war ein seltsamer Eid«, sagte sie leise und schaute an mir vorbei ins Leere, als sie sich erinnerte. »Es war tiefste Nacht, als es an der Tür meiner Kammer klopfte. Zu meiner Überraschung war es die Hohepriesterin der Astarte, die vor meiner Kammer stand und mich bat, ihr zu folgen. Ich trug kaum mehr als ein Nachthemd, doch es blieb keine Zeit, mich passender zu kleiden. Durch geheime Gänge, die selbst ich nicht kannte, führte sie mich in das Gemach der Königin. Draußen vor der Tür standen die Wachen, doch auch die wussten nicht, wer sich in dieser Nacht um das Lager der Königin versammelt hatte. Es war eine erlauchte Gesellschaft, der Diener Soltars kniete neben ihrem Lager und betete für sie, bat seinen Gott, ihr die Kraft zu geben, weiter am Leben festzuhalten. Still und leise, mit grimmigem Gesicht und blutigem Gewand stand der Diener Borons daneben und musterte mich aus Augen, die tief in meine Seele zu blicken schienen, in seinen Händen eine alte, staubige und blutbeschmierte Reliquienkiste, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.« Ihre Hand fand meine und nahm sie fest in den Griff, fast so stark, dass es
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