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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel
Autoren: Catherine Coulter
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haben dich mit Einar verglichen und dir den Vorzug gegeben. Aber sie sind natürlich dumm.«
    »Daran erinnere ich mich nicht«, meinte er stirnrunzelnd. Erst jetzt bemerkte er, daß er nackt unter den Decken war. »Hast du mich nicht berührt?«
    »Ich habe dich nur bis zum Bauch gewaschen. Mich interessierst du nicht wie die anderen Frauen, denen der Geifer aus dem Mund lief, als sie von dir sprachen.«
    »Kein Interesse an Männern? Bist du eine Hexe?«
    »Das geht dich nichts an. Schlaf jetzt. Mein Bruder kommt morgen zurück. Dann bist du sein Gefangener, nicht meiner.«
    »Ich werde nie der Gefangene einer Frau sein«, sagte er. Sie schüttelte nur den Kopf. Sie entfernte das Messer von seiner Kehle, wischte die Messerspitze an dem feuchten Lappen ab und dann das Blut von seiner Kehle. Sie war behutsam. »Dafür wirst du bezahlen«, sagte er.
    Sie lachte. An der Türöffnung drehte sie sich noch einmal um. »Du hast ein großes Maul. Bedauernswert. Es war dumm von dir, hierher zu kommen. Ich war dumm, dich am Leben zu erhalten. Jetzt wirst du für deine und meine Dummheit sterben.«
    Er lag lange Zeit reglos da. Wie oft hatte sie ihm gesagt, daß Einar morgen zurückkehrte? Öfter als nötig.
    Es war finster wie in einem Grab in der Schlafkammer. Er hörte keine Stimmen, kein Geräusch. Es mußte sehr spät sein. Er lag reglos, nur sein Atem kam in röchelnden Zügen, und er verfluchte seinen schwachen Körper. Er würde noch ein wenig warten, dann würde er den Versuch wagen. Er hatte Hunger. Aber er mußte sich schlafend stellen, falls jemand kam. Sie mußte ihn für schwach und kraftlos halten. Sie hatte ihm beinahe den Hals durchgeschnitten mit ihrem lächerlichen Weibermesser. Unwillkürlich tasteten seine Finger nach der Wunde. So etwas hatte noch keine Frau gewagt. Er lächelte beinahe belustigt.
    Dann biß er die Zähne aufeinander und schwang die Beine über den Bettrand. Der Schmerz bohrte sich durch seine Schulter. Er fluchte leise in sich hinein und stand auf. Seine Beine trugen ihn.
    Vorsichtig schlich er in der Dunkelheit zur Öffnung der Schlafkammer und schob das Bärenfell beiseite. Kalter Rauch von der erloschenen Herdstelle stieg ihm in die Nase. Er hörte das Schnarchen der Männer, hörte das Kichern einer Frau und eines Mannes, dann ihr Stöhnen der Erleichterung.
    Plötzlich flüsterte eine Stimme rechts von ihm. Aslak hatte ihn nicht im Stich gelassen.
    »Ich bin es, Herr, Aslak. Wir müssen fort. Einar kommt morgen zurück. Gunleik sprach davon, aber er schien nicht froh darüber. Wir müssen fort. Bist du stark genug?«
    »Ja«, antwortete er. »Wo sind Sculla und Hafter?«
    »Im Lagerschuppen neben dem Langhaus. Wir entkommen durch den Hintereingang.«
    »Wo ist die Hexe Mirana?«
    »Sie schläft in ihrer Kammer.«
    »Ich will sie haben.«
    Aslak erbleichte. »Das ist zu gefährlich, Herr. Wir können andere Geiseln nehmen, nicht aber Einars Schwester. Sie ist kein schwaches Weib, die gleich in Ohnmacht sinkt. Nein Herr, sie schreit und wehrt sich, bis du sie töten mußt. Sie bringt uns Verderben, Herr.«
    »Ich will sie haben«, wiederholte er. »Keine Widerrede. Sie ist die beste Geisel, die wir nehmen können. Gib mir Kleider und hol einen Strick, damit ich ihre Hände und Füße fesseln kann. Wenn möglich, bring mir meine Waffen und meinen Helm. Mach schnell.«
    Aslak war in wenigen Minuten zurück, brachte Waffen und einen Strick. »Hier, Herr Rorik. Wir müssen uns beeilen. Deine Männer warten unten am Strand, doch ich fürchte, sie werden dich für tot halten und bald in See stechen. Dann wird Einar uns beide töten. Gunleik befragt alle Männer, um den Verräter zu entlarven. Es ist nur eine Frage weniger Stunden, bevor ich entdeckt werde. Gunleik ist nicht dumm.«
    »Wir gehen bald«, sagte Rorik, band den breiten Ledergürtel um und schob das Schwert in die Scheide. »Hör auf zu jammern. Meine Männer warten auf mich bis zum Untergang der Welt.« Er biß die Zähne aufeinander gegen den Schmerz in seiner Schulter. Zum Glück hielt der Verband, den die Hexe mit kundigen Händen angelegt hatte. »Ich hole sie. Bleib hier.«
    Mirana schlief tief. Im nächsten Augenblick war sie hellwach, sie wußte, er war bei ihr. Wie war das möglich? Er war krank und völlig geschwächt. Doch er war es, Rorik Haraldsson. Sie spürte seinen Atem an ihrer Wange. Sie erkannte seinen Geruch. Sie öffnete den Mund. Im gleichen Augenblick schmetterte seine geballte Faust auf ihren Schädel,
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