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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel
Autoren: Marian Keyes
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genau im Takt zu meinen Bewegungen. Ich drehte mich schneller und schneller und wirbelte über seinem Kopf, und er versuchte, meinen Bewegungen zu folgen, der Arme, bis er vor lauter Erregung mit einem Hundekichern in sich zusammensackte. Da hörte ich lieber auf. Nicht, dass er am Ende noch kotzte.
    Dann kehrte ich endlich zu Matt und Maeve zurück, wo ich eigentlich die ganze Zeit schon sein wollte, aber professionell wie ich bin, fand ich, ich sollte erst alle anderen Möglichkeiten erforschen. Jetzt hatte ich sie erforscht, wenigstens fürs Erste, und konnte mich guten Gewissens wieder zu dem Liebespärchen auf dem Sofa gesellen.
    Die Sendung, die sie angesehen hatten, war gerade zu Ende, worauf Maeve automatisch die Arme öffnete und Matt freiließ. Der rollte sich vom Sofa auf den Boden und sprang auf die Füße, als wollte er mit einem Sonderkommando eine feindliche Botschaft einnehmen. Das sah erstaunlich glatt und elegant aus und war offenbar oft geübt worden, und zum Glück waren die Teller, die zuvor auf dem Fußboden gestanden hatten, weggeräumt worden, sonst hätte er jetzt Bratensoße auf seinem hübschen T-Shirt.
    »Tee?«, fragte Matt.
    »Tee«, bestätigte Maeve.
    In der kleinen Küche stellte Matt den Wasserkocher an und machte den Hängeschrank auf, worauf eine Lawine von Keksen und Gebäck beinah auf ihn heruntergestürzt wäre. Er nahm zwei Packungen heraus – die
Schokoladenkekse für Maeve, ihre Lieblingssorte, die Ingwerkekse für sich, seine Lieblingssorte –, dann stopfte er die restlichen Packungen mit beiden Händen wieder in den Schrank und schlug die Tür schnell zu, bevor sie herauspurzeln konnten.
    Während er darauf wartete, dass das Wasser kochte, riss er die Packung mit den Ingwerkeksen auf und aß geistesabwesend zwei davon, ohne sie richtig zu schmecken. Diese nachlässige Einstellung zu Fett und Zucker weckte in mir den Verdacht, dass er eine Menge Gebäck und Ähnliches verzehrte, und als ich ihn genauer betrachtete, bemerkte ich eine Spur, den winzigsten … nun … Hauch einer Andeutung von Molligkeit. Er war von Kopf bis Fuß mit einer Extraschicht von – allerhöchstens – einem Millimeter Fett gepolstert. Ich muss mit allem Nachdruck feststellen, dass dies kein hinterlistiger Versuch ist, mit der Wahrheit, dass er ein Dickerchen ist, rauszukommen. Keineswegs spannte sich sein T-Shirt über dem Bauch, auch hatte er nur ein Kinn, dazu ein recht markantes. Ja, vielleicht hätte er etwas schlanker sein können, aber es stand ihm gut, so wie er war. Hätte er fünf Kilo weniger gewogen, würde er vielleicht zu einem weniger charmanten jungen Mann schrumpfen, er könnte zu ehrgeizig, zu streberhaft wirken, seine Frisur wäre ein bisschen zu zackig.
    Zwei Löffel Zucker in den Tee für jeden, dann ging er damit zurück zu Maeve. Eine neue Sendung hatte begonnen, offenbar auch das eine ihrer Lieblingssendungen, so kam es mir vor. Diesmal war es eine Kochsendung, moderiert von einem netten jungen Mann namens Neven Maguire. Sie machten es sich nebeneinander
bequem, sahen zu, wie Jakobsmuscheln in Butter geschwenkt wurden, tranken ihren Tee und verzehrten ganz im Einklang miteinander genussvoll ihre Kekse. Maeve aß solidarisch einen von Matts Ingwerkeksen, obwohl die mit Bitterschokolade waren, und Matt aß einen von Maeves Schokoladenkeksen, obwohl die so süß waren, dass sein Mund zusammenklebte. Die beiden gingen überaus freundlich miteinander um, was für mich in meinem Zustand der Verunsicherung sehr beruhigend war.
    Ein Zyniker könnte einwenden, dass das alles ein wenig zu perfekt sei, aber der Zyniker hätte Unrecht. Matt und Maeve spielten nicht nur das Sehr Verliebte Paar. Bei ihnen war es die Wahrheit, denn ihre Herzen schlugen in vollkommener Harmonie.
    Nicht alle wissen es, aber das menschliche Herz sendet elektrische Wellen aus, die bis zu einer Entfernung von drei Metern zu spüren sind. Die Menschen wundern sich, dass sie andere entweder spontan mögen oder unsympathisch finden. Sie vermuten, es habe mit Assoziationen zu tun: Wenn sie einer kleinen Frau mit dunklen Augenbrauen begegnen, fühlen sie sich an den Tag erinnert, an dem ihnen eine andere kleine Frau mit dunklen Augenbrauen geholfen hat, ihren Föhn aus der Hecke zu holen, und jetzt empfinden sie unwillkürlich auch für diese damit überhaupt nicht in Zusammenhang stehende kleine Frau mit dunklen Augenbrauen ein Gefühl der Wärme. Oder aber der erste Mann, von dem sie mies behandelt worden sind,
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