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Der Heilige Krieg

Der Heilige Krieg

Titel: Der Heilige Krieg
Autoren: Guido Knopp
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Vorortzügen Bomben hochgingen und 191 Menschen getötet wurden. 2005 passierte Ähnliches in der Londoner U-Bahn, 51 Menschen kamen uns Leben. Die Opfer waren stets Zivilisten. Zwar waren die Täter von
Bin Ladens Botschaften beeinflusst, doch stellten die Ermittler fest, dass sie zumeist autonom geplant und gehandelt hatten. Al-Qaida war keine straffe, zentral geführte Organisation mehr, sondern wandelte sich zu einer ideologischen Zentralstelle. Der Name »Al-Qaida« wurde zu einer Art Franchise-Marke – wer sie aufgriff, folgte einer »bewährten« Idee und erprobten Handlungsmustern. Osama bin Laden blieb eine Figur, die weiterhin eine große symbolische Strahlkraft ausübte und so immer wieder willige und fanatische Kämpfer inspirierte. Und er blieb »Amerikas Staatsfeind Nr. 1«.
    »Der schlimmste Fehler der Amerikaner überhaupt war der Irakkrieg. Und das betrifft auch ganz konkret Osama bin Laden, weil die Amerikaner ab 2002 nachrichtendienstliches Personal und Spezialkräfte aus Südasien, also aus Afghanistan und Pakistan, abziehen mussten. Und damit fehlten ganz einfach die nötigen Grundlagen, um dort Al-Qaida und Taliban weiter zu bekämpfen.«
    Dr. Guido Steinberg,
Islamwissenschaftler und
Terrorismusexperte
    Am frühen Nachmittag des 1. Mai 2011 wartete US-Präsident Obama auf die Erfolgsmeldung. Mit seinem engsten Beraterzirkel hatte er sich in den »Situation Room«, in das Lagezentrum des Weißen Hauses, zurückgezogen. Gebannt starrten sie auf den Bildschirm – über eine Standleitung waren sie mit der CIA-Zentrale in Langley, Virginia, verbunden. Von dort wurden stumme, dunkle, grünstichige Livebilder aus Pakistan gesendet – aufgenommen von den Helmkameras amerikanischer Elitesoldaten. In Langley erklärte CIA-Chef Leon Panetta im Livekommentar seinen Zuhörern und Zuschauern im Weißen, wie sich die Lage in Pakistan entwickelte: Zwei »Blackhawk«-Hubschrauber mit 22 Elitesoldaten der »Navy Seals« schwebten über einem Gebäudekomplex in Abbottabad, zwei weitere Maschinen mit Einsatzkräften hielten sich in etwas größerer Entfernung als Reserve für Notfälle bereit. Einer der Helikopter kollidierte am Einsatzort bei der Landung mit einer hohen Mauer, der Heckrotor brach ab. Dem anderen »Blackhawk« gelang die Landung wie geplant. Es war gegen ein Uhr nachts pakistanischer Ortszeit, als der Besitzer des Hauses, in dem Bin Laden untergekommen war, das Feuer auf die US-Soldaten
eröffnete. Die schossen zurück und töteten den Schützen. Dann durchkämmte das US-Kommando Raum für Raum des dreigeschossigen Gebäudes. Dabei erschossen die Soldaten vier weitere Bewohner, darunter einen Sohn Bin Ladens. In einem Schlafzimmer im obersten Stock stießen sie schließlich auf Osama bin Laden und die jüngste seiner Ehefrauen. Als die Navy Seals zu schießen begannen, trafen sie die 29-jährige Jemenitin ins Bein, dann töteten zwei Schüsse Osama bin Laden. Es habe sich später herausgestellt, so die offizielle US-Version, dass Bin Laden zwar Waffen im Raum hatte, dass er aber keine Gegenwehr geleistet habe. Einem 1,82 Meter großen US-Soldaten wurde befohlen, sich neben den Toten zu legen. Bin Laden war 1,93 Meter groß gewesen, der Leichnam war größer als die Vergleichsperson. Im Weißen Haus herrschte nun Gewissheit, dass soeben Osama bin Laden getötet worden war. Die Angreifer fotografierten den Toten und schickten das Bild an die Einsatzzentrale, dort wurde per Computer und gespeicherter Gesichtserkennungsdaten die Identifikation bestätigt. Leon Panetta meldete aus Langley live ins Weiße Haus: »Geronimo! EKIA!« Geronimo war der Codename für das Zielobjekt ge-wesen, »EKIA« hieß »Enemy Killed In Action!« – »Feind im Gefecht getötet! « Im Lagezentrum des Weißen Hauses konstatierte Präsident Obama trocken: »Wir haben ihn!« Wenig später trat er vor die Presse und verkündete ruhig, dass Bin Laden von US-Spezialkräften getötet worden sei. »Justice has been done.« – »Die Gerechtigkeit hat sich durchgesetzt«, sagte er und betonte: »Die Vereinigten Staaten führen keinen Krieg gegen den Islam – und werden dies niemals tun!« Im pakistanischen Abbottabad hatten kurz zuvor die Navy Seals den beschädigten Helikopter gesprengt. 38 Minuten nach Beginn der Aktion entschwebten die Elitesoldaten im verbleibenden Hubschrauber in den Nachthimmel – mit an Bord waren die Leiche Bin Ladens sowie Computerfestplatten, unzählige USB-Sticks, DVDs und andere wichtige
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