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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg
Autoren: H. J. Alpers
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Brutalität gegen die Fischer vorgegangen, aber man durfte keineswegs vergessen, daß es nur der Konzeptionslosigkeit der Bevölkerung zu verdanken gewesen war, daß der Spuk ein rasches Ende gefunden hatte.
    Die Nichtprivilegierten stellten keine homogene Gruppe dar. Und das war für Brunner ein absolutes Plus. Die rauhen Männer der See konnten sich mit den Heranwachsenden und Jugendlichen aus den Erholungsheimen nicht gut genug verständigen. Aber die von ihrer Heimat abgeschnittenen Kinder lernten schnell. Und sie wuchsen heran. Und eines Tages, dachte Brunner zähneknirschend, werden es mehrere hundert Männer und Frauen sein, gegen die wir ankämpfen, die wir unter Kontrolle halten müssen. Was, wenn sie sich eines Tages mit den Fischern an einen Tisch setzten und eine gemeinsame Strategie entwickelten?
    Für Brunner war es jetzt am wichtigsten, die Emigranten auf einen einzigen Führer zu vereidigen und die bisherige Fraktionsbildung, die sie alle nur unnötig geschwächt hatte, zu zerschlagen. Die panische Reaktion hatte bewiesen, daß sie nur die Zukunft meistern konnten, wenn ein einzelner das Sagen hatte.
    Als er in die Halle hinunterging, schlug ihm die übliche abgestandene Atmosphäre entgegen. Zigarettenqualm hing in der Luft. Aus der Küche drangen die Gerüche von angebrannten Bratkartoffeln und ranzigem Fett. Brunner musterte die grauen, verbissen wirkenden Gesichter der neuen Juntamitglieder.
    Major Reschkat: Beauftragter für Verteidigung. Er war vierunddreißig Jahre alt. Seine Brust hing voller Orden und Tapferkeitsauszeichnungen. Reschkat hatte eine Spezialausbildung als Ranger genossen und war auch für das Ressort Nahrungsbeschaffung zuständig.
    Andre Metzger, sechzig Jahre alt, Kettenraucher, von Bleichsucht geplagt, hatte das Ressort des Arbeitsbeauftragten bekommen. Er war zuständig für den reibungslosen Ablauf des unterseeischen Erzabbaus und das exakte Funktionieren der Energiebarriere.
    Angriffsbeauftragter war Axel Amboss, ein Mann ohne Vergangenheit – aber Eingeweihte wußten zu erzählen, daß Amboss eine durchaus schillernde Vergangenheit besaß, die zeitweise durch kürzere und längere Haftstrafen getrübt worden war. Obwohl er bereits neunundsechzig war, wirkte er wie ein Fünfziger, was ohne Frage auf Höhensonne und sportlichen Ehrgeiz zurückzuführen war.
    „Ah, Brunner!“ Jemand zupfte an Brunners Jackettärmel. Es war Hanf, einer der Männer, die die drohende Niederlage im Ölkrieg vorausgesehen und alles für die Evakuierung nach Helgoland vorbereitet hatte.
    „Ja?“ fragte Brunner. Er verzog die Mundwinkel, allerdings weniger wegen Hanf. Sein Bein schmerzte mal wieder. Eine Folge der Revolte.
    „Ihr Plan ist akzeptiert worden“, verkündete sein Gegenüber. „Sie können sich also eine zündende Ansprache schenken.“
    „Danke“, murmelte Brunner. Er war erfreut, aber nicht überrascht. Seine Vertrauten hatten gute Arbeit geleistet. Die Sache war schon ohne ihn angeleiert worden. Die Frage war jetzt nur noch, ob man ihm und Amboss die Vollmachten gab, die sie benötigten, wenn sie die Insel ein für allemal säubern wollten.
    Drei Sekunden lang ließ er seinen Blick über die erwartungsvoll schauenden Gesichter der neuen Minister schweifen. Dann erklärte er, weit mit den Armen ausholend: „Ich wußte, daß Sie mich nicht enttäuschen würden. Wenn ich noch einmal kurz ausholen darf: Mein Plan sieht vor, die Insel um etwa achthundert Menschen … ach, was sage ich …! achthundert nutzlose Esser zu erleichtern. Selbst wenn wir jede arbeitende Hand benötigen, kommen wir nicht umhin, in allernächster Zeit die Lebensunwerten zu eliminieren.“
    Brunner nahm einen Schluck Wasser und fuhr fort: „Wir können es uns nicht leisten, die Fehler im ersten Stock zu wiederholen, die wir bereits im Keller gemacht haben, meine Herren.“ Er machte eine Kunstpause, sah beifällig nickende Gesichter und strich sich über das Kinn. „Mein Plan geht dahin, den Bestand an Menschenmaterial genau zu registrieren und danach ein Ausleseverfahren einzuleiten. Daß unsere Lage prekär ist, brauche ich wohl niemandem zu erzählen. Unsere Lebensmittel werden immer knapper, und das Nachschubproblem ist noch immer nicht gelöst! Wenn wir weiterhin die volle Bevölkerung ernähren müssen, sind wir in einem Jahr am Ende!“
    „Und wer ist für uns entbehrlich?“ fragte Hanf begierig.
    „Entbehrlich ist für uns jeder, der alt oder krank ist oder nicht richtig tickt“, erwiderte
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