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Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918

Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918

Titel: Der Große Krieg: Die Welt 1914 bis 1918
Autoren: Herfried Münkler
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Exilgemeinden, deren größte in Berlin zeitweilig mehr als zweihunderttausend Personen umfasste. In der Regel zogen die Emigranten jedoch Frankreich als Fluchtland vor, schließlich hatten sie während des Krieges gegen die Deutschen gekämpft, während sie mit den Franzosen verbündet gewesen waren. Obendrein hatten im Rahmen einer antibolschewistischen Intervention größere französische Verbände im Süden Russlands im Verbund mit ‹weißen› Truppen gegen die ‹Roten› gekämpft. Dem Rückzug der Franzosen hatten sich dann viele Soldaten der unterlegenen Bürgerkriegspartei angeschlossen; vgl. Rosenberg (Hg.),
1870 – 1945
, S.  455 . Die russische Emigration hatte viele Facetten: Es gab die Reichen, die auf ein früher erworbenes Vermögen in Westeuropa zurückgreifen und davon auskömmlich leben konnten, und es gab die Mittellosen, von denen sich nun viele an der einstigen Westfront als Munitionsräumer verdingten. In der deutschen Literatur finden sich von ihnen nur wenige Spuren; Erich Maria Remarque erwähnt sie in der Kurzgeschichte «Josefs Frau» (
Der Feind
, S.  34 – 43 ). Vor allem aber kam es im Gefolge der Emigration zu einem Braindrain von Russland nach Westeuropa und in die USA , bei dem ein erheblicher Teil der wissenschaftlichen und literarischen Intelligenz, aber auch der künstlerischen Avantgarde das Land für immer verließ: Vladimir Nabokov, Wassily Kandinsky und Alexandre Kojève seien stellvertretend genannt.
    1371
    Vgl. Groß (Hg.),
Die vergessene Front
; zur Dethematisierung des Krieges in der Sowjetunion vgl. Kharkin, «Russland gegen Deutschland», S.  65 ff.
    1372
    Zu nennen sind etwa Enzo Traverso
(Im Bann der Gewalt)
oder Michael Howard («A Thirty Years War?»); zur Debatte über die Heuristik der Bezeichnung vgl. Echternkamp « 1914 – 1945 », S.  265 ff.
    1373
    Nolte,
Der europäische Bürgerkrieg
, passim.
    1374
    Zum West-Ost-Gefälle bei der Nationalstaatsbildung vgl. Schieder,
Nationalismus und Nationalstaat
, S.  87 ff.; ebenso Szücs,
Die drei Regionen
, S.  17 f.
    1375
    Zur Unterscheidung zwischen Staaten und Imperien vgl. Münkler,
Imperien
, S.  16 ff., sowie Osterhammel,
Verwandlung der Welt
, S.  565 ff.; zum Deutschen Reich als Nationalstaat vgl. Schieder,
Nationalismus und Nationalstaat
, S.  197 ff.; dagegen vertritt Philipp Ther («Deutsche Geschichte als imperiale Geschichte», S.  128 f.) die Auffassung, das Kaiserreich sei wegen des hohen Anteils der slawophonen Bevölkerung weniger als kontinentaler Nationalstaat denn als Imperium zu begreifen.
    1376
    Dabei ist zu beachten, dass die russischen Verluste im Weltkrieg zwar hoch waren, in Relation zur Zahl der mobilisierten Männer aber deutlich unter denen Frankreichs oder Deutschlands lagen; vgl. Kolko,
Das Jahrhundert der Kriege
, S.  107 . Dafür griffen in Russland Seuchen um sich, die mehr Opfer forderten als die unmittelbare Kriegsgewalt. Diese Seuchen wiederum breiteten sich im Gefolge von Hungersnöten aus, die eine Folge des Krieges und seiner Verheerungen waren. Insgesamt dürfte der Krieg zwischen 1914 und 1922 in Osteuropa mehr als 10 Millionen Tote gefordert haben; vgl. ebd., S.  109 ; weiterhin Schnell,
Räume des Schreckens
, S.  164 ff.
    1377
    Für eine knappe und pointierte Zusammenstellung der inneren Widersprüche des Habsburgerreichs vgl. Osterhammel,
Verwandlung der Welt
, S.  624 – 626 .
    1378
    Vgl. Münkler,
Imperien
, S.  41 ff.
    1379
    Zur Geschichte Jugoslawiens und seines ‹Kernlandes› Serbien vgl. Sundhaussen,
Geschichte Jugoslawiens
; zu den jugoslawischen Zerfallskriegen vgl. Mønnesland,
Land ohne Wiederkehr
, insbes. S.  329 ff.
    1380
    Zum Begriff der Balkanisierung vgl. Sundhausen, «Europa balcanica», S.  626 ff.
    1381
    In diesem Sinn ist auch die Feststellung Osterhammels (
Verwandlung der Welt
, S.  626 ) zu verstehen, das Habsburgerreich sei «das ‹modernste› und ‹zivilste› unter den Imperien» gewesen.
    1382
    Vgl. Kolko,
Das Jahrhundert der Kriege
, S.  162 . Trotz Umsiedlungen und Vertreibungen (Rosenberg,
1870 – 1945
, S.  557 ) besteht das Problem der ungarischen Minderheiten in den Nachbarländern bis heute fort und spielt der politischen Rechten in Ungarn immer wieder in die Hände.
    1383
    Shmuel Ettinger in Ben-Sasson,
Geschichte des jüdisches Volkes
, S.  1162 f.; zwischen 1904 und 1914 waren aus Osteuropa etwa 850 000 Juden in die USA emigriert, nach Palästina hingegen nur 30 000 ; vgl. Brenner,
Geschichte
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