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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch
Autoren: L. Spraque de Camp
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Tatsache wieder zu arbeiten begonnen, daß ein unsichtbarer Schmied seinen Kopf zum Amboß genommen zu haben schien. »Welchen Tag haben wir?«
    »Den fünften Napoleon. Sie sind fast genau vierundzwanzig Stunden bewußtlos gewesen.«
    Marko stöhnte: »Dann sind sie mit der Karawane fort! Ich muß mein Pferd holen.«
    »Ich fürchte, Sie werden Ihr Pferd nicht finden.«
    »Was? Wieso?«
    »Die Polizei sagte uns, daß sie ein Pferd in Verwahrung genommen hat, das Sie einem Beamten in Skudra gestohlen hatten. Sprechen Sie von dem?«
    »Ja.« Marko preßte die Hände ein paar Sekunden lang an den Kopf. »Wissen Sie, wann die nächste Karawane nach Niok aufbricht?«
    »Am elften. Die werde ich nämlich nehmen.«
    »Ich auch.«
    »Ach?« sagte Boert Halran ein wenig beunruhigt.
    »Warum nicht? Ich kann die Reise bezahlen, und es sieht so aus, als würde mir der Boden hier in der Kralschaft zu heiß unter den Füßen werden.« Marko stand auf und bewegte vorsichtig den Kopf. »Mir ist ein bißchen schwindlig, aber das wird vergehen. Ich möchte Sie nicht länger belästigen und mein eigenes Quartier aufsuchen.«
    »Wie fühlen Sie sich? Gut?« sagte Halran. »Es wäre nicht ratsam, auf der Straße ohnmächtig zu werden.«
    »Da muß man schon mit einem dickeren Prügel zuschlagen, wenn man mir den Schädel knacken will. Besten Dank für Ihre geschätzte Gastfreundschaft.«
    »Es war mir ein Vergnügen, mein Freund. Ach, bevor Sie gehen, Noli hat mich gebeten, Sie um das Geld bitten, das er für einen dieser akademischen Hüte ausgeben muß. Der, den er Ihnen besorgt hat, ging durch den Schlag nämlich kaputt, und wenn Sie ihn nicht bezahlen, muß er ihn aus eigener Tasche zahlen.«
    Marko entrichtete die Summe und ging. Er erreichte sein Zimmer ohne Zwischenfälle und verbrachte die meiste Zeit der nächsten fünf Tage dort. Er hätte die Stadt gern weiter durchsucht, um sicherzugehen, daß Mongamri und Petronela auch wirklich am fünften mit der Karawane abgereist waren, fürchtete jedoch, erkannt zu werden.
     

 
4.
     
    Als am elften Napoleon eben Muphrid aufging, erreichte Marko Prokopiu mit dem Reisebündel über der Schulter den Hauptplatz, auf dem sich die Karawane versammelte. Da er kein Reittier hatte, mußte er sich einen Platz auf einem Kamel nach Niok besorgen.
    Der Karawanenführer, ein dunkelhäutiger Arabistani, stand in der Mitte einer Gruppe Reisender, verteilte die Plätze und kassierte den Fahrpreis. Marko erkannte Boert Halran in der Gruppe. Er führte neben seinem Gepäck einen großen Handwagen mit sich, auf dem vier riesige Gefäße standen. Zwei Arbeiter lehnten an den Rändern des Karrens.
    Vier Bogenschützen in gut geölten Kettenhemden hockten am Boden und hielten ihre Pferde an den Zügeln. Diese Leute sollten die Karawane vor Räubern und wilden Tieren schützen. Wegen dieser Schutzmannschaft wurde auch von jenen eine Gebühr erhoben, die ihre eigenen Reittiere oder Fahrzeuge mitgebracht hatten.
    »Na schön«, sagte der Führer zu Halran. »Ich werde diese vier Krüge an eines meiner Kamele hängen und Ihnen einen Platz auf einem anderen geben. Können Sie ein Kamel lenken?«
    »Ja.«
    »Dann schauen wir mal. Wen können wir auf den zweiten Sitz auf dem alten Mutasim setzen? Sie da!« Der Führer wandte sich an Marko. »Wollen Sie auch einen Platz?«
    »Ja«, sagte Marko, »nach Niok.«
    »Können Sie mit einem Kamel umgehen?«
    »Ich hab’s noch nie versucht.«
    »Dann können Sie es nicht. Sie nehmen den Rücksitz auf dem Tier. Ich sollte eigentlich mehr von Ihnen verlangen, weil Sie so schwer sind, aber heute bin ich großzügig aufgelegt.«
    Halran warf Marko einen spöttischen Blick zu. »Sie sind anscheinend mein Schicksal, mein blutdürstiger junger Freund. Sind Sie jemals auf einem Kamel geritten?«
    »Nein, mein Herr.«
    »Dann gibt es viel für Sie zu lernen. Schnallen Sie hier ihr Gepäck an.«
    Boert Halran zeigte Marko, wie er sich und sein Bündel auf dem Tier verstauen konnte. Dann ging er, um mit Hilfe der zwei Arbeiter und des Führers die Gefäße vom Karren zu heben und einem Kamel hinten aufzubinden. Als das erledigt war, kam er zurück und stieg auf den Vordersitz von Markos Kamel.
    Der Mann, der die Karawanen abfertigte, blickte zur großen senkrechten Sonnenuhr hinüber, die sich in der Mitte eines kunstvollen Brunnens erhob. »Nur fünfzehn Minuten Verspätung«, sagte er zum Führer. »Wenn ich lange genug lebe, werde ich vielleicht noch einmal eine Karawane
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