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Der große Fetisch

Der große Fetisch

Titel: Der große Fetisch
Autoren: L. Spraque de Camp
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Dingen. Kommst du morgen zur Feier anläßlich der Verleihung akademischer Grade, Marko?«
    »Ich wußte nicht, daß eine stattfindet«, sagte Marko. »Ich werde aber gerne kommen.« Insgeheim meinte er, es wäre eine gute Gelegenheit, auf Mongamri und Petronela zu treffen.
    »Da du ein Diplom hast«, sagte Noli, »bist du ein Mitglied der Universität. Du darfst also bei den Promovierten sitzen und das akademische Festgewand tragen.«
    »Ach«, sagte Marko, »wenn ich das gewußt hätte, hätte ich meins aus Skudra mitgebracht, aber so …«
    »Schon gut, ich besorge dir eins«, sagte Noli. »Komm morgen um drei Uhr her.«
     
    Marko verbrachte den Rest des Tages mit weiterer vergeblicher Suche nach seinen Opfern. Am nächsten Tag erschien er zur verabredeten Stunde in Nolis Büro.
    Gathokli Noli hing ihm den kurzen schwarzen Umhang eines einfachen Diplompädagogen um, während er sich selbst in die rote Robe eines Professors hüllte. Boert Halran kam auch und trug das purpurne Gewand eines anglonischen Doktors der Philosophie.
    Sie marschierten hinaus und über das Universitätsgelände zum Festzelt. Im Augenblick zeigte sich zwar Muphrid am Himmel, doch war das Zelt nötig, weil es in Thiné jederzeit regnen konnte.
    Gathokli Noli erklärte beim Gehen: »Die Ansprache wird von Sokrati Popu gehalten, der heute einen Ehrendoktor erhält. Da wird es sicher einen Tumult geben.«
    »Wieso?« fragte Boert Halran.
    Gathokli Noli verdrehte die Augen und sagte: »Er ist der Anführer einer Gruppe, die den Reichtum der großen Stupawälder nicht länger vom Staat reglementiert sehen will, sondern freien Zugang zu ihm haben möchte. Die Studenten sind dagegen, und so könnte es Ärger geben.«
    Sie erreichten den überdachten Festplatz, und die Sitzreihen der Zuschauer waren schon gut gefüllt. Gathokli Noli zeigte Marko und Halran die reservierten Plätze. Marko fand sich in einem Abschnitt voller Diplomträger mit kurzem Umhang wieder. Als er sich setzte, berührte der Griff seiner Axt, die bis jetzt unter dem Umhang verborgen gewesen war, das Bein seines Nachbarn. Der riß die Augen auf und flüsterte: »Das hätten Sie nicht mitbringen sollen.«
    Marko lächelte und zuckte mit den Schultern. Er sah sich die anderen Sitzreihen unter dem Rand seines akademischen Hutes hervor an.
    Die Professoren versammelten sich auf der Bühne. Die Studenten drängten sich in den großen Abschnitt vorne in der Mitte, der für sie reserviert war. Es machte ihnen großen Spaß, zu schieben und zu drängen, und die Ermahnungen der Universitätspedelle richteten wenig aus.
    Dann erblickte Marko seinen Feind Chet Mongamri und die ungetreue Petronela, die durch einen der Haupteingänge eintraten und in einer der Zuschauerreihen Platz nahmen. Sie befanden sich weit weg zur Linken Markos, und er mußte den Hals recken, wenn er sie sehen wollte. Er begann heftig zu atmen und wandte sein Gesicht wieder nach vorn, um nicht von ihnen erkannt zu werden. Kalter Haß stieg in ihm auf. Er nahm kaum noch wahr, was um ihn herum vor sich ging. Er ballte die Fäuste und biß sich auf die Lippen. Die Männer neben ihm rückten von ihm ab.
    Endlich hatte alles Platz genommen. Die Universitätsdiener nahmen an den Enden der Gänge Habtachtstellung ein und hielten ihre Stöcke, als wären es Hellebarden. Der Präsident der Universität, Mathai Vlora, eröffnete die Feierlichkeiten.
    Das Orchester der Universität spielte die Nationalhymne, und der Präsident hieß den Bischof von Thiné willkommen, der dann den Segen der Götter auf die Universität und die Studenten herabflehte.
    Der Präsident hielt die Eröffnungsansprache, die in vielen Worten fast nichts sagte, wie es Marko schien, und fing dann an, die Empfänger der Ehrendoktorate vorzustellen. Da war Maccimo Vuk, der berühmte Mörder, der der Universität zehntausend Dlars gespendet hatte. Dann kam Ivan Laskari, der behauptete, den Nachweis für die Existenz der Atome erbracht zu haben. Und als noch einige andere geehrt worden waren, erschien Sokrati Popu. Sein einziges Verdienst schien darin zu bestehen, bald der reichste Mann des Landes zu sein, sollten seine politischen Pläne Wirklichkeit werden.
    Sokrati Popu war ein kleiner Mann mit einem großen, kahlen Kopf. Er ließ sich vom Präsidenten die gelbe Stola des Ehrendoktorats um den Hals legen. Popu trat an das Rednerpult am Rand der Bühne, legte eine Manuskriptseite vor sich hin, hob ein Lorgnon an die Augen und begann, seine Rede
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