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Der große Bio-Schmaeh

Titel: Der große Bio-Schmaeh
Autoren: Clemens G Arvay
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diesen Fällen zieht man die Aufzeichnungen, die sogenannten »Auslauftagebücher«, heran. Bio-Kontrolleurinnen und Bio-Kontrolleure leisten gute Arbeit im Rahmen des
Möglichen
. Je größer ein Betrieb und je mannigfaltiger die Warenflüsse – beispielsweise durch regen Zukauf, Export oder Import –, desto komplexer und schwieriger gestalten sich die Kontrollen. Besonders schwer haben es die Kontrollstellen, wenn es um Großbetriebe der Lebensmittelindustrie geht, in denen vor allem konventionell produziert wird und die Bio-Produktion nur einen verschwindend kleinen Anteil ausmacht. Dort erfordert die Warenflusskontrolle größeren Aufwand; eine Begehung der Produktionsstätten und die Suche nach Spuren konventioneller Betriebsmittel ergibt keinen Sinn mehr: Das Konventionelle steht in diesen Betrieben ohnedies im Mittelpunkt.
    Ist am ökologischen Nischenmarkt »alles besser«?
    Der Öko-Nischenmarkt (Direktvermarkter, Bio-Läden, Bio-Bauernmärkte etc.) ist nur ein rudimentärer Teil dieses Buches. Er ist wesentlich weniger einheitlich als der Bio TM -Massenmarkt, weil er eben nicht so zentral dominiert ist wie dieser. Letztendlich hängt in der Öko-Nische viel vom individuellen Engagement des jeweiligen Bauern oder des Bio-Händlers ab, weshalb es empfohlen ist, sich gezielt Ansprechpartner des Vertrauens zu suchen. Konzerninteressen spielen in der ökologischen Nische keine Rolle. Alte, auch regionale Rassen und Sorten sind vorwiegend am Nischenmarkt anzutreffen. Das bedeutet aber nicht, dass moderne Leistungssorten ausgeschlossen sind. Die Betriebsgrößen des Nischenmarktes sind deutlich kleiner, da es meist keine Verträge mit Großkonzernen gibt. Die Schlachtung ab Hof ist
nur
unter diesen entspannten Bedingungen möglich. Der Öko-Nischenmarkt ist von einem deutlich höheren Anteil an Handarbeit, geringeren Produktionsmengen und höherem Aufkommen von Mischkultur dominiert. Massenwerbung und Desinformationsmarketing fallen völlig aus, man tritt eher für verschärfte Mindeststandards ein. Einblicke und weitere Hinweise können den Kapiteln »Von echten Bio-Pionieren – Wofür der ökologische Landbau eigentlich stehen sollte« und »Der Weg zum aktiven Bio-Konsumenten – Was Sie tun können, um den Ökolandbau mitzugestalten« entnommen werden.
Gänzlich unbehandelt
bleiben in diesem Buch die »Bio-Supermärkte«, die vor allem in Großstädten zu finden sind und zum Bio-Fachhandel zählen. Sie sind irgendwo zwischen Massenmarkt und Nischenmarkt angesiedelt, doch sie im Detail zu behandeln, würde den Rahmen dieses Buches bei Weitem sprengen.
    Kann die Menschheit durch Mischkultur und ökologische Landwirtschaft überhaupt ernährt werden? Ist ein hoher Industrialisierungsgrad nicht notwendig, um die Mengen zu produzieren?
    Dass man die Menschheit nur durch
zentralisierte Massenproduktion
aus den Händen weniger
Großkonzerne
ernähren könne, ist ein Märchen, das insbesondere der Lebensmittelindustrie wunderbar ins Konzept passt. Es ist aber nicht wahr. Grundsätzlich gibt es zwei Wege zur Verbreiterung des Öko-Marktes. Neben dem Bio TM -Massenmarkt wird in den Agrarwissenschaften der dezentrale Ausbau des Versorgungsnetzes als ernst zu nehmende Alternative diskutiert. Die Vervielfältigung der Klein- und Mittelbetriebe (»multiplying Davids«) und deren Einbindung in ein – ebenfalls
nicht
zentral gesteuertes – Vermarktungswesen, wäre ein gangbarer Weg, die biologische Gesamtproduktion ansteigen zu lassen. Agrarwissenschaftler an der Wiener Universität für Bodenkultur berichten: In ökologischen Mischkulturen lassen sich mindestens gleich hohe Erträge pro Flächeneinheit erzielen, wie in Monokulturen. Meistens sind Mischkulturen sogar
ertragreicher.
89 Insbesondere auf lange Sicht haben sie die Nase vorn, da sie nachhaltiger sind und sich günstig auf das ökologische Gleichgewicht der Böden sowie auf deren Nährstoff- und Wasserhaushalt auswirken. Wenn wir nach einer wirklich zukunftsfähigen, ertragssicheren Form der Landwirtschaft suchen, die die Bezeichnung »ökologisch« verdient hat, sollte die Mischkultur in unsere engere Wahl kommen. Der Einsatz angepasster Technologien und Maschinen ist auch in Mischkulturen möglich. Lediglich industrielle Methoden entfallen. Aus all dem ergibt sich, dass es in einer konsequent ökologisch wirtschaftenden Gesellschaft keinen Engpass an Nahrungsmitteln gäbe. Außerdem würde in einem solchen System, in dem auch die Handelsgewohnheiten anders
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