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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman
Autoren: Peter V. Brett
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bekommen. Angenommen, Brianne war wirklich krank und brauchte ihre Hilfe? Würde sie ihr ihre Unterstützung verweigern? Oder ihrem Kind? Hatte Bruna jemals einen Menschen im Stich gelassen?
    »Du hast Recht, Mairy«, räumte sie ein. »Natürlich komme ich mit und werde sehen, was ich für sie tun kann.«
    »Da wäre noch etwas«, fügte Mairy hinzu.
    Leesha stutzte und blickte die junge Frau an.
    »Sie ist schwanger.«

    Mairy schickte ihre Kinder nach Hause, und sie und Leesha steuerten auf das kleine Haus zu, das die Stadtleute gebaut hatten, als Brianne und Evin heirateten.
    »Wie lange weiß sie es schon?«, erkundigte sich Leesha und marschierte so zügig drauflos, dass Mairy sich sputen musste, um mit ihr Schritt zu halten. Die Angst um das Ungeborene trieb sie an.
    »Vor ein paar Wochen hat sie die ersten Anzeichen bemerkt«, erklärte Mairy. »Sie könnte jetzt im zweiten Monat sein. Erst in dieser Woche hat sie es Evin erzählt.«
    »Gab es Probleme bei der ersten Schwangerschaft?«, fragte Leesha.
    »Außer, dass sie dadurch gezwungen wurde, Evin zu heiraten?«, spottete Mairy. Leesha maß sie mit einem wütenden Blick.
    »Das ist nicht lustig, ich weiß«, wiegelte Mairy ab. »Aber Callens Geburt verlief glatt. Man könnte sogar sagen, das war das Einzige an der ganzen Geschichte, das nicht mit Komplikationen verbunden war.«
    »Evin wollte das Kind nicht«, stellte Leesha fest.
    »Das ist noch milde ausgedrückt«, erwiderte Mairy mit Nachdruck. »Weder er noch Brianne hatten damit gerechnet, dass sie schwanger werden könnte. Sonst ging sie immer zu Bruna, um sich von ihr Pomeranzenblättertee geben zu lassen, aber nachdem du Brunas Schülerin wurdest … nun ja, sie meinte, eher würde sie sterben vor Scham.«
    »Brianne war eine der Ersten, die sich Darsy zuwandten«, erinnerte sich Leesha.
    »Aber Darsy weigert sich, diesen Tee zuzubereiten«, klärte Mairy sie auf. »Sie findet, das Verhüten von Schwangerschaften sei eine Sünde, und sie hat alle Frauen beim Fürsorger verpetzt, die den Tee trinken. Daraufhin hielt
er eine große Predigt über die Pflicht der Menschen, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren.«
    »Ja, ich erinnere mich«, gab Leesha zu. Fürsorger Michel hatte wortgewaltig den Pomeranzenblättertee verdammt, obwohl er sich hütete, ein böses Wort gegen Bruna zu äußern, aus Angst, die ganze Stadt könnte erfahren, wie emsig er selbst dabei war, die Pflicht zur Zeugung von Nachkommenschaft zu erfüllen.
    »Nun, das erklärt, warum Darsy als Hebamme so beschäftigt ist«, meinte Leesha. »Die Frauen, die ihre Dienste als Heilerin in Anspruch nehmen, werden sicherlich öfter schwanger als andere.«
    »Aber das ist doch gut so«, wandte Mairy ein. »Bei uns im Tal der Holzfäller wohnen ohnehin viel zu wenig Leute.«
    »Gegen das Kinderkriegen ist überhaupt nichts einzuwenden, solange Darsy dafür sorgt, dass es möglichst keine Totgeburten gibt«, fand Leesha.
    »Manchmal macht Brianne dich für ihr Unglück verantwortlich«, platzte Mairy heraus.
    »Mich?«, wunderte sich Leesha. »Was habe ich denn getan?«
    »Deinetwegen hat sie sich geschämt, zu Bruna zu gehen und sich den Pomeranzenblättertee geben zu lassen«, erläuterte Mairy. »Und als sie dann schwanger wurde, zwang sie Evin, sie zu heiraten. Seitdem hat sie keinen glücklichen Tag mehr gehabt.«
    »Das ist ungerecht«, protestierte Leesha. »Ich war diejenige, die in aller Öffentlichkeit gedemütigt wurde, und daran war sie schuld.«
    »Nein, daran war Gared schuld«, berichtigte Mairy.
    »Und dass Brianne schwanger wurde, ist Evins Schuld, nicht meine!«, schoss Leesha zurück.
    Mairy nickte. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass ihr beide euch einmal richtig aussprecht«, schlug sie vor.
    Leesha schwieg eine geraume Weile. »Ich rede mit ihr, wenn sie auch dazu bereit ist«, gab sie schließlich nach.
    »Eine von euch muss den Anfang machen«, warnte Mairy.
    Abrupt blieb Leesha stehen. »Brianne hat keine Ahnung, dass ich kommen werde«, vermutete sie. Als Mairy keine Antwort gab, grinste sie. »Du hast dich ja zu einer richtigen Ränkeschmiedin entwickelt«, warf sie ihr vor.
    »Das lernt man, wenn man Kinder hat«, räumte Mairy kichernd ein.

    Mairy holte tief Luft und klopfte an die Tür. Im Inneren des Hauses erklang Lärm, aber niemand machte auf. Mairy klopfte ein zweites Mal an.
    »Wer ist da?«, schrie Evin.
    »Mairy!«, brüllte sie zurück.
    Drinnen keifte eine Frauenstimme. »Lass mich in Ruhe!«,
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