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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman
Autoren: Peter V. Brett
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schnauzte Evin dann.
    »Komm einfach rein!«, rief Brianne. »Die Tür ist nicht verriegelt!«
    Mairy öffnete die Tür, und sie sahen einen verwahrlosten Haushalt. Zwei Wolfshunde liefen frei durch das größte Zimmer, und ein Teil der Einrichtung wies Bissspuren auf. Evin saß da, die Füße in den schmutzigen Stiefeln auf den Esstisch gelegt, und schnitzte. Rings um ihn her bedeckten Holzsplitter den Boden. Brianne stand mit dem Rücken zur Tür und hackte Gemüse auf der Arbeitsplatte neben der Feuerstelle, die ihr als Küche diente. Callen, sechs Jahre alt und zerstrubbelt, als sei er eine halbe Ewigkeit nicht mehr gekämmt worden, klammerte sich mit einer Hand an den Rock seiner Mutter. Mit der anderen popelte er hingebungsvoll in seiner Nase herum.
    »Entschuldige, dass dir keiner die Tür aufgemacht hat, Mairy«, begann Brianne, ohne sich umzudrehen. »Möge der Schöpfer verhindern, dass Evin mit seiner überflüssigen Schnitzerei in Rückstand kommt.«
    »Wenn du hin und wieder zur Tür gingst, würdest du vielleicht ein paar Pfunde abschwitzen«, grummelte Evin. »Was hast du überhaupt hier zu suchen?«, fuhr er fort, doch dann hob er den Blick und sah Leesha eintreten.
    »Nanu, nanu, wen haben wir denn da?«, staunte er, wobei er Leesha mit den Augen verschlang. Abrupt stand er von seinem Stuhl auf und klopfte sich die Holzspäne von der Kleidung. »Willkommen in unserem bescheidenen Heim.«
    Brianne drehte sich um und sah die lüsterne Miene ihres Mannes. Als sie Leesha erkannte, zog sie ein wütendes Gesicht.
    »Was will DIE hier?«, fauchte Brianne ärgerlich und ging mit dem Hackmesser in der Hand auf die Besucherinnen zu.
    »Ich dachte, sie hätte vielleicht ein Mittel gegen deine Schmerzen«, erklärte Mairy.
    »Ich habe niemanden um Hilfe gebeten«, knurrte Brianne. »Mir fehlt nichts. Es geht mir gut.«
    »Man kann dir ansehen, dass du leidest«, widersprach Leesha. »Du bist viel zu blass, du atmest ungleichmäßig, und beim Laufen beißt du die Zähne zusammen.«
    »Aber wenn sie doch sagt, dass ihr nichts fehlt«, mischte sich Evin ein.
    »Brianne, ich bitte dich«, drängte Mairy, ohne auf Evins Bemerkung einzugehen, »lass dich von ihr untersuchen. Schon allein des Kindes wegen.«
    »Mit dem Baby ist alles in Ordnung«, behauptete Evin.
    »Raus hier!«, schnauzte Brianne.
    »Brianne …«, setzte Leesha an.
    »Bist du taub?«, donnerte Evin. »Sie hat gesagt …«
    »Nein«, fiel Brianne ihm ins Wort. » Du sollst abhauen, Evin!«
    »Das ist mein Haus …«, plusterte er sich auf und stürmte auf die Frauen zu, aber Leesha schob eine Hand in eine der vielen Taschen ihrer Schürze, und als Evin die Bewegung sah, blieb er abrupt stehen.
    »RAUS HIER!«, brüllte Brianne und warf das Messer nach ihm. Evin duckte sich unter dem Geschoss weg und funkelte seine Frau zornig an, aber er verdrückte sich in Richtung der Tür. Callen fing an zu weinen.
    »Und nimm die verdammten Köter mit!«, kreischte Brianne. »Ich bin es leid, ständig ihre Scheißhaufen vom Boden aufzukehren!« Evin schnalzte mit der Zunge, und beide Tiere folgten ihm nach draußen.
    Sobald er fort war, schien Brianne aufzuatmen. Sie kniete vor Callen nieder, doch dabei verzerrte sich ihr Gesicht vor Schmerzen. Sie hob einen Zipfel ihrer Schürze, um seine Tränen zu trocknen.
    »Ist ja gut, mein Kleiner«, tröstete sie den Jungen. »Ist ja gut. Und jetzt geh und spiel mit deinen Bauklötzen.« Sie umarmte ihn, und dann lief Callen in die hintere Ecke des Raumes, wo jemand aus kleinen Holzstöcken eine winzige, einfache Blockhütte gebastelt hatte.
    Brianne stemmte sich mühsam wieder in die Höhe, wobei sie abermals eine Grimasse zog. Ihre Gesicht war aschfahl. »Wahrscheinlich ist es dir eine Genugtuung, mich in diesem Zustand zu sehen«, wandte sie sich an Leesha. »Fett und elend, während du durch die Stadt spazierst, den Vögeln, die auf deiner Schulter sitzen, ein Liedchen trällerst und im Vorbeigehen jedem Mann den Kopf verdrehst.«
    Leesha verbiss sich eine ärgerliche Entgegnung. »Am Leiden anderer kann ich mich nicht ergötzen, egal, um wen es sich handelt«, sagte sie. »Und jetzt setz dich hin, damit ich dich untersuchen kann.«
    Brianne sträubte sich nicht, und als sie sich vorsichtig auf einen Stuhl niederließ, huschte wieder ein schmerzlicher Ausdruck über ihre Züge. Leesha blickte in ihre Augen und in ihren Mund, legte ihr eine Hand auf die
Stirn, um zu fühlen, ob sie Fieber hatte, und prüfte ihren
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