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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo
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Also her das Mittel – schnell das Mittel!
    Ja, versetzte Danglars. Die Franzosen sind hierin den Spaniern überlegen. Die Spanier bedenken und erwägen, die Franzosen erfinden. Kellner, eine Feder, Tinte und Papier!
    Wenn man bedenkt, sagte Caderousse und ließ seine Hand auf das Papier fallen, das der Kellner gebracht hatte, daß hier etwas ist, womit man einen Menschen sicherer verderben kann, als wenn man ihm an der Ecke eines Waldes auflauerte, um ihn zu ermorden! Ich habe immer mehr Furcht vor einer Feder, einer Flasche Tinte und einem Blatt Papier gehabt, als vor einem Degen oder einer Pistole.
    Der Bursche ist noch nicht so betrunken, wie er aussieht. Schenken Sie ihm ein, Fernand!
    Fernand füllte Caderousses Glas.
    Also, ich sagte Ihnen, fuhr Danglars fort, als er sah, daß der letzte Rest von Caderousses Vernunft in dem neuen Glase Wein vollends zu verschwinden anfing, wenn z. B. nach einer Reise, wie sie Dantes gemacht hat, wobei er dieInsel Elba berührte, ihn jemand bei dem Staatsanwalt als bonapartistischen Agenten anzeigte ...
    Ich würde ihn anzeigen, sagte lebhaft der junge Mann.
    Ja, aber dann läßt man Sie Ihre Erklärung unterschreiben. Man stellt Sie dem, den Sie angezeigt haben, gegenüber. Zwar liefere ich Ihnen, was Sie zur Unterstützung Ihrer Anklage brauchen; aber Dantes kann nicht ewig im Gefängnisse bleiben; eines Tages verläßt er es, und dann wehe dem, der ihn hineingebracht hat.
    Oh! davor ist mir nicht bange, sagte Fernand, er soll nur kommen, Streit mit mir anzufangen.
    Ja, und Mercedes, die Sie schon haßt, wenn Sie nur das Unglück haben, die Haut ihres geliebten Edmond zu ritzen?
    Das ist richtig, versetzte Fernand.
    Nein, nein, sagte Danglars, wenn man sich zu dergleichen entschlösse, so wäre es besser, ganz einfach, wie ich dies eben tue, mit der linken Hand, damit die Schrift nicht erkannt wird, eine kleine Denunziation zu schreiben.
    Und Danglars schrieb zugleich mit der linken Hand in einer Schrift, die keine Ähnlichkeit mit seiner gewöhnlichen Handschrift hatte, folgende Zeilen, die er Fernand übergab:
     
    »Der Herr Staatsanwalt wird von einem Freunde des Thrones und der Religion benachrichtigt, daß Edmond Dantes, Sekond des Schiffes Pharao, heute morgen von Smyrna angelangt ist, nachdem er Neapel und Porto Ferrajo auf Elba berührt hat, von Murat einen Brief für den Usurpator und von dem Usurpator einen Brief für das bonapartistische Komitee in Paris übernommen hat. Den Beweis für sein Verbrechen wird man erlangen, wenn man ihn verhaftet; denn man findet diesen Brief entweder bei ihm oder bei seinem Vater oder in seiner Kajüte an Bord des Pharao.«
     
    So ist Ihre Rache vernünftig, fuhr Danglars fort, denn sie kann auf keine Weise auf Sie zurückfallen, und die Sache macht sich ganz von selbst. Man darf diesen Brief nur noch adressieren. Dann wäre alles abgemacht.
    Und Danglars schrieb die Adresse.
    Ja, alles wäre abgemacht, rief Caderousse, der mit einer letzten Anstrengung seines Geistes dem Vorlesen gefolgt war und noch dunkel begriff, was für unselige Folgen eine solche Anzeige nach sich ziehen könnte. Ja, alles wäre abgemacht; aber das Ganze wäre eine Schändlichkeit. Und er streckte den Arm aus, um den Brief zu nehmen. Danglars aber stieß das Papier beiseite und erwiderte: Was ich sage und hier mache, geschieht doch nur im Scherz, und es würde mir vor allem leid tun, wenn Dantes, dem guten Dantes etwas widerführe. Seht selbst ... und er zerknitterte den Brief und warf ihn in eine Ecke der Laube.
    So ist es gut, sagte Caderousse, Dantes ist mein Freund, und ich will nicht, daß man ihm Böses zufüge.
    Wer zum Teufel denkt daran, ihm Böses zuzufügen? Ich nicht, Fernand auch nicht, sagte Danglars, stand auf und sah dabei den jungen Mann an, der sitzen geblieben war, aber beständig nach dem in die Ecke geworfenen verräterischen Papier schielte.
    Dann Wein her, sagte Caderousse. Ich will auf die Gesundheit von Edmond und der schönen Mercedes trinken.
    Nein, für heute haben wir genug, es ist Zeit, nach Hause zu kommen. Gib mir den Arm und laß uns gehen, sagte Danglars und zog Caderousse in der Richtung von Marseille mit sich fort.
    Als er aber zwanzig Schritte gemacht hatte, wandte er sich um und sah, daß sich Fernand auf das Papier stürzte, es sogleich in die Tasche steckte und sich dann eiligst aus der Laube entfernte.
    Gut, gut, murmelte Danglars, die Sache ist im Gange, und man darf ihr nur ihren Lauf lassen.

Das
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