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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo
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Caderousse die Worte eines Trinkliedes stammelte.
    Ah! mein lieber Herr, sagte Danglars zu Fernand, das ist eine Heirat, die mir nicht alle Leute glücklich zu machen scheint.
    Sie bringt mich in Verzweiflung, erwiderte Fernand.
    Sie liebten also Mercedes?
    Solange wir uns kennen, habe ich sie stets geliebt.
    Und Sie reißen sich die Haare aus, statt etwas dagegen zu unternehmen? Zum Teufel, ich glaubte nicht, daß die Leute Ihrer Nation so handelten!
    Was soll ich tun? fragte Fernand.
    Was weiß ich! Geht es mich an? Ich bin nicht in Fräulein Mercedes verliebt, denk' ich, sondern Sie. Suchet, so werdet ihr finden, sagt das Evangelium.
    Ich wollte den Menschen erdolchen; aber sie sagte mir, wenn ihrem Bräutigam ein Unglück widerführe, so würde sie sich töten.
    Dummkopf! murmelte Danglars, sie mag sich umbringen oder nicht, wenn nur Dantes nicht Kapitän wird.
    Und ehe Mercedes stirbt, versetzte Fernand mit dem Tone unerschütterlicher Entschlossenheit, würde ich mir selbst den Tod geben.
    Das nenne ich Liebe, sagte Caderousse mit einer immer mehr weinschweren Zunge, oder ich verstehe mich nicht darauf.
    Sie scheinen mir ein braver Bursche zu sein, sagte Danglars, und der Teufel soll mich holen, ich wüßte etwas, Ihre Pein zu enden, denn ...
    Was meinen Sie? sagte Fernand, begierig, weiteres zu hören.
    Was sagte ich? Ich weiß es nicht mehr! Durch diesen Trunkenbold von Caderousse habe ich den Faden meiner Gedanken verloren. Caderousse hatte den letzten Vers eines damals sehr beliebten Liedes zu singen angefangen:
     
    Alle Sünder trinken Wasser,
    Wie die Sündflut uns beweist ...
     
    Sie sagten, mein Herr, versetzte Fernand, Sie wüßten etwas, meine Pein zu enden; dann fügten Sie hinzu ...
     

     
    Ja, denn es genügt dazu, scheint mir, daß Dantes nichtdie heiratet, die Sie lieben, und die Heirat kann, denke ich, wohl unterbleiben, ohne daß Dantes stirbt.
    Der Tod allein wird sie trennen, erwiderte Fernand.
    Sie urteilen wie eine Schnecke, mein Freund, sagte Caderousse, und Danglars hier, der ein feiner Bursche, ein Schlaukopf, ein wahrer Grieche ist, wird Ihnen beweisen, daß Sie unrecht haben. Beweise es ihm, Danglars, ich habe mich für dich verbürgt. Sage ihm, es sei nicht nötig, daß Dantes sterbe, Überdies wär' es schade, wenn Dantes stürbe, er ist ein guter Kerl ... ich liebe ihn ... auf Dantes' Gesundheit!
    Fernand erhob sich ungeduldig.
    Lassen Sie ihn schwatzen, versetzte Danglars, den jungen Mann zurückhaltend. Übrigens, so betrunken er auch ist, so redet er doch die Wahrheit. Die Abwesenheit trennt ebensogut, wie der Tod. Denken Sie sich, es wären zwischen Edmond und Mercedes die Mauern eines Gefängnisses, so würden sie fürs erste nicht minder getrennt sein, als wenn ein Grabstein zwischen ihnen läge.
    Ja, aber aus dem Gefängnis kommt man zurück, sagte Caderousse, der sich mit den Trümmern seines Verstandes an das Gespräch festklammerte, und wenn man draußen ist und Edmond Dantes heißt, so rächt man sich.
    Gleichviel, murmelte Fernand.
    Warum sollte man auch Dantes in ein Gefängnis stecken? Er hat weder geraubt noch gemordet, versetzte Caderousse und leerte abermals ein Glas Wein.
    Danglars verfolgte in den trüben Augen des Schneiders die Fortschritte der Trunkenheit und sagte sodann zu Fernand: Begreifen Sie nun, daß es nicht nötig wäre, ihn zu töten?
    Nein, gewiß nicht, hätte man ein Mittel, Dantes festnehmen zu lassen. Aber, besitzen Sie dieses Mittel?
    Wenn man gut suchte, erwiderte Danglars, könnte man wohl eins finden. Doch zum Teufel, wozu menge ich mich drein? Was geht's mich an?
    Ich weiß nicht, ob es Sie angeht, sagte Fernand und faßte ihn am Arme; aber ich weiß, daß Sie irgend einen besonderen Grund zum Haß gegen Dantes haben. Wer selbst haßt, täuscht sich nicht in den Gefühlen der andern.
    Ich, einen Grund, Dantes zu hassen? Keinen, auf mein Wort. Ich sah Sie unglücklich, und Ihr Unglück erregte meine Teilnahme, das ist alles. Aber, wenn Sie glauben, ich handle für meine eigene Rechnung, Gott befohlen, lieber Freund! Ziehen Sie sich nur aus der Klemme, wie Sie können ...
    Und Danglars stellte sich, als wollte er weggehen.
    Nein, sagte Fernand, ihn zurückhaltend, bleiben Sie! Es liegt mir am Ende wenig dran, ob Sie Dantes grollen oder nicht. Ich hasse ihn und gestehe es laut. Finden Sie das Mittel, so führe ich es aus, vorausgesetzt, daß es nicht sein Tod ist, denn Mercedes hat gesagt, sie würde sich umbringen, wenn man Dantes tötete.
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