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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition)
Autoren: Oliver Lierss
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begleiten. Ihr dürft raten, wer das ist.«
    Als sie Ihre Vorbereitungen abgeschlossen hatten, führte sie der Leutnant tiefer in den Urwald hinein. Von allen Seiten ertönten ungewohnte Geräusche. Grüne Kongopapageien flogen mit Geschrei vor ihnen durch die Luft, und in den Bäumen hörten sie das Kreischen von Zwergschimpansen. Der Urwald hatte einen merkwürdigen Widerhall, der sie bald in seinen Bann zog. Immer vorsichtiger tastete sich ihr Führer nach vorne. Schließlich blieb er stehen und drehte sich um. »So, jetzt müssen Sie alleine weiter gehen.« Er zeigte in die Richtung, in die sie die ganze Zeit gegangen waren.
    »Es sind jetzt nur noch ungefähr achthundert Meter geradeaus. Dort liegt das Camp. Ich gehe zurück zum Wagen. Dort werde ich genau drei Stunden auf sie warten. Bevor es dunkel wird, müssen wir hier raus sein. Sonst finden wir den Weg nicht mehr.« Der Leutnant nahm seine Mütze ab und drückte jedem die Hand. »Ich wünsche Ihnen wirklich viel Glück. Sie sind mutige Männer.« Mit diesen Worten drehte er sich um und marschierte zurück.
     
    Die drei sahen sich an. Nun waren sie auf sich alleine gestellt. Niemand würde ihnen hier zur Hilfe kommen. Sie teilten sich auf und gingen so, dass sie untereinander noch Blickkontakt hatten, in die Richtung, die ihnen der Soldat angezeigt hatte. Schon nach kurzer Zeit drangen die ersten Stimmen vom Camp zu ihnen herüber. Dann sahen sie es. In einer kleinen Senke inmitten des Urwaldes tauchte es vor ihnen auf: eine  Ansammlung von Hütten unterschiedlicher Größe. An der rechten Seite befand sich e ine, die fast dreimal so groß war wie die übrigen. Über dem Eingang hing ein zwischen zwei Holzpfähle gespanntes Stoffbanner. Dick, mit schwarzer Farbe war etwas darauf geschrieben. General Headquater .
     
    Vor der Hütte standen zwei schwer bewaffnete Männer in grünen Kampfanzügen. Ein Stück dahinter lag noch eine weitere Hütte, die ebenfalls größer war als die umliegenden. Das musste die Hütte sein, von der der Offizier gesprochen hatte. Die Hütte des weißen Mannes, den sie den Sänger nannten. Es herrschte wenig Betrieb dort unten. Ein paar der Soldaten liefen zwischen den Hütten hin und her, und zwei Frauen waren an einer Feuerstelle in der Mitte des Lagers damit beschäftigt, etwas zu kochen. Vorsichtig gaben die drei sich Zeichen und trafen an einer besonders dicht bewachsenen Stelle wieder zusammen.
     
    Sie legten sich in das dichte, hohe Gras, und Kerner rollte sich herum. »Habt ihr es auch gesehen? Die Hütte hinter der des Generals , das muss sie sein. Einen Vorteil hat es jedenfalls. Sie liegt am weitesten abseits von den anderen, und wir haben von dort aus alles im Blickfeld. Nur die Wachen bereiten mir Kummer. Sie sind bewaffnet bis an die Zähne, und den Eindruck, als ob sie sich erschrecken ließen, machen sie auch nicht gerade. Also, was sollen wir tun?« Siegfried von Löwenberg kratzte sich am Kopf. »Jedenfalls sollten wir nichts überstürzen. Wir haben drei Stunden Zeit. Lasst uns das Lager eine Zeit lang beobachten, um vielleicht die Abläufe etwas besser zu erkennen. Dann können wir einen Plan machen.« Kerner und Lord Griffin nickten. Es war im Moment das Vernünftigste, was sie tun konnten. Fast schon eine ganze Stunde lagen sie so da und beobachteten das Camp. Die Sonne stand jetzt senkrecht über ihnen, und die feuchtwarme Luft stand förmlich in dem dichten Urwald. Unten zeichneten sich keine großen Veränderungen ab. Kerner sah zu den Anderen herüber. »Lange können wir nicht mehr warten. Die Zeit wird knapp.«
     
     
    Plötzlich wurde es laut im Lager. Von der gegenüberliegenden Seite näherten sich vier der Rebellensoldaten. Vor sich her trieben sie zwei kleine Mädchen, die durch die derben Tritte und Schläge der Soldaten immer wieder auf den Boden fielen. Sich angstvoll zu ihnen umdrehend, standen sie auf und liefen weiter. Als sie im Lager ankamen, versammelten sich einige der Männer. Sie fingen an zu klatschen. Dann hörten die drei, wie die Rebellensoldaten anfingen ein Kinderlied zu singen. Es war das Lied, das sie schon auf der Fahrt hierher von dem Blauhelmoffizier kannten. Die ganze Szene wirkte unwirklich und beklemmend. Eine Tür im Camp öffnete sich. Es war die Tür an der Hütte hinter dem General Headquater . Ein Mann trat heraus. Er trug eine schmutzig-graue Hose mit Trägern daran. Das früher einmal weiße Unterhemd wirkte sogar auf diese Entfernung verschwitzt und speckig.
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