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Der Goldschatz der vom Himmel fiel

Der Goldschatz der vom Himmel fiel

Titel: Der Goldschatz der vom Himmel fiel
Autoren: Stefan Wolf
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oder
Mütze.
    Jetzt zog er die Handschuhe aus
und griff zum Telefon.
    Von einem Zettel las er Uwes
Rufnummer ab.
    Fehlversuch — beim ersten Mal.
Er verwählte sich, wählte statt 00216... undsoweiter, 001216 — und landete in
den USA, in Cantón, Ohio, wo er offenbar in eine scharfe Auseinandersetzung
hineinplatzte, bei der ein Fernsprechteilnehmer gerade aufgelegt hatte. Der
andere — eine Frau mit Sägeblatt-Stimme — meinte wohl, es erfolge Rückruf,
schrillte nämlich gleich los: „Bill? Heyyyyyyyyy, Billllll! Pull your ass together,
lame duck! It’s all Greek to me. (Reiß
dich zusammen, lahme Ente! Ich verstehe nur Bahnhof.) “

    „Sorry, wrong number! ( Entschuldigung!
Falsch verbunden!)“, knurrte Berthold und legte auf.
    Und wählte erneut.
    Rauschen in der Leitung. Dann
Uwes Knarr-Stimme.
    „Hallo! Dobar dan, gospodine ( Guten
Tag, mein Herr) !“
    „Red mit mir bitte Deutsch“,
sagte Berthold. „Hallo, Uwe! Ich bin’s.“
    „Hallo, Berti! Wie geht’s?“
    „Bestens. Walburga hat mich
gerade geohrfeigt.“
    „Warum das denn?“
    „Gewohnheit.“
    „Unsere Mütter! Mit meiner bin
ich besser dran. Edeltraut lebt nicht mehr.“
    „Du hast sie ins Grab geärgert,
wie Mütter zu sagen pflegen.“
    „Nimm dir ein Beispiel.“
    „Ich hab der alten Henne
K.o.-Tropfen verpasst.“
    „Na, sowas! Wird sie im
Altersheim nicht ruhig gestellt?“
    „Uwe! Es ist ein teures
Altersheim. Im Ruhekissen behandelt man die Bewohner wie Gäste.“
    „Für Geld ist offenbar alles
möglich. Du wirst mir gleich sagen, weshalb du sie narkotisiert hast, nicht
wahr? Denn deshalb rufst du doch an.“
    „Stimmt! Bist du allein?“
    „Nur mein Lieblingskamel sitzt
auf dem Diwan und kaut Datteln.“
    „Kamel?“
    „War ein Witz. Fatima ist
Araberin. Spricht Englisch, aber kein Deutsch.“
    „Bist du sicher?“
    „Absolut.“
    „Uwe, was ich dir jetzt
erzähle, wird der Coup unseres Lebens.“
    „Schieß los! Fatima ist total
betrunken.“
    „Betrunken? Alkohol ist doch
verboten im Islam.“
    „Fatima meint, Allah sieht
nicht jeden. Sie ist ein Luder. Hat aber märchenhafte schwarze Augen.“
    „Um es gleich zu sagen, Uwe:
Wie auch immer der Schatz geborgen wird — ich beanspruche die Hälfte? Dann,
wenn nur wir beide teilen. Falls du deinen Chef Sloby Slibowitz mit reinnehmen
willst, kriege ich ein Drittel.“
    „Abgemacht. Von welchem Schatz
sprichst du?“
    „Von ungefähr 500 Kilo Gold.“
    „Wie bitte? Das wären ja zehn
Zentner.“
    „Wenn’s dir so lieber ist.“
    Uwe pfiff leise, sagte dann was
auf Englisch zu seiner Freundin und schien rasch zu überlegen. Mit Erfolg.
    „Berti! Wenn du Walburga
betäuben musstest, hast du ihr was geklaut. Es betrifft einen Goldschatz. Damit
hat deine Mutter nichts zu tun. Aber ich ahne, dass es mit ihrem ersten Mann zusammenhängt,
dem Kampfflieger Hektor Schwitzke.“
    „Ich freue mich festzustellen,
dass du auch im Exil nicht verblödest.“
    „Hektor hatte kein Gold. Aber
er war einer der besten Flieger bei den Nazis. Unter denen — die ich allesamt
so bewundere wie meinen Chef Sloby — waren etliche, die damals, 1942, schon in
die Zukunft dachten. Sie wollten Vorsorgen, nicht wahr? Für den Fall, dass der
Krieg nicht so verläuft, wie sie sich das wünschten. Dann war zu befürchten,
dass man sie für Kriegsverbrecher halten würde — was zurzeit mit Sloby und mir
passiert. Bei einem unglücklichen Ausgang — statt des Endsiegs — würden jene
Nazis von damals untertauchen müssen. Und das geht am besten mit Geld. Oder
Gold. Denn das ist eine Währung, die zu allen Zeiten überall auf der Welt gilt,
galt und gelten wird.“
    „Dich kann man nicht
überraschen, Uwe. Du hast ins Schwarze getroffen.“
    „Bitte, Einzelheiten!“
    „Ich lese dir den Brief vor,
den Hektor im Frühjahr 1942 an meine Mutter schrieb.“
    „Hoffentlich nichts
Rührseliges.“
    „Wie man’s nimmt. Der Mann
hatte Todesahnungen.“
    „Kann von Vorteil sein. Man ist
vorbereitet.“
     
    „Also, hör’s dir an, Uwe!“
Berthold räusperte sich. „Liebes Veilchen, meine Walburga!

    Diesen Brief schmuggelt mein
Freund Hartmut nach Deutschland — denn ich bin zurzeit in Italien stationiert —
und wirft ihn dort ein. Ich befürchte sonst Zensur. Man kann nie wissen, wie du
weißt. Denn was ich dir mitteile, ist wirklich ein dicker Hund. Aber zunächst
einmal zu meinem Befinden, das dich doch immer interessiert. Es ist nicht gut.
Ich habe ein Vorgefühl, von dem ich
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