Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Goldschatz der vom Himmel fiel

Der Goldschatz der vom Himmel fiel

Titel: Der Goldschatz der vom Himmel fiel
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Und die Vierbett-Kabine für TKKG hatte
sogar ein Bullauge, wie die Schiffsfenster heißen. Durch das konnten die Kids
hinausblicken — auf die Genueser Hafenanlagen und auf das ziemlich schmutzig
anmutende Wasser.
    In Genua war es deutlich wärmer
als in der TKKG-Stadt, aber ebenfalls Winter.
    Zwei Betten, übereinander,
befanden sich auf der linken Seite der Kabine. Sie wurden von Karl und Klößchen
belegt. Die beiden andern, ebenfalls übereinander, waren rechts angebracht —
vor der Tür zu Bad und WC. Gaby wollte oben schlafen und Tim schob seinen
Pyjama beim Parterre-Bett unter die Decke.
    Am späten Nachmittag legte die
Fähre ab. Der Himmel war mit Wolken verhangen. TKKG standen an der Reling und
beobachteten das Manöver. Die Fähre glitt aus dem Hafen. Möwen kreischten.
Schiffssirenen tuteten. Alle spürten Erwartung und Spannung. Gaby kuschelte
sich in ihre Webpelzjacke und — in Tims Arm, den der TKKG-Häuptling um seine
Freundin gelegt hatte.
    „Heh!“, flüsterte Gaby — und
blickte über Tims linke Schulter in Richtung Heck. „Täusche ich mich? Oder ist
das dieser Kotzbrocken?“
    Tim wandte den Kopf. „Wen
meinst du?“
    Karl und Klößchen standen etwas
entfernt, hatten beobachtet, wie die Schiffsschrauben das Wasser aufwühlten,
und traten jetzt näher.
    „Den großen Feisttyp“, sagte
Gaby leise.
    Tim musterte den Mann, der
knapp außer Hörweite war, jetzt eine Geste machte, als wollte er in der Nase
bohren, aber rechtzeitig innehielt. Es war keiner, mit dem Tim eine
Zweibettkabine gern geteilt hätte. Der Mann glotzte aufs Wasser, als erwarte er
einen Weißen Hai als Reisebegleiter, und grinste. Offenbar war ihm beim
Nachdenken was Lustiges erschienen.
    „Kennst du ihn?“, fragte Tim.
    „Ja. Er heißt Schwitzke-Nöhl.“
Gaby sprach in Tims rechtes Ohr, aber auch Karl und Klößchen konnten mithören.
„Den Namen habe ich mir gemerkt, weil er ja wirklich recht blöd klingt. Mein
Papi hatte den Kerl beim Wickel. Ich meine, Schwitzke-Nöhl wurde vernommen. Ich
bin da aus Versehen reingeplatzt — in die Vernehmung — , weil ich Papi mit
meinen selbst gebackenen Weihnachtsplätzchen überraschen wollte.“

    „Schwitzke-Nöhl kennt dich
also?“
    „Jedenfalls hat er mich
angeglotzt. Und er hat auch gehört, wie ich von Papi angeredet wurde.“
    Tim überlegte. „Entweder
Schwitzke-Nöhls Nicht-Schuld hat sich erwiesen. Oder der Mann befindet sich auf
freiem Fuß, weil keine Fluchtgefahr besteht. Er flieht aber doch, verlässt
nämlich Europa und schippert gen Afrika.“
    „Ich weiß nur, dass es um
Spendenbetrug ging. Schwitzke-Nöhl soll Drücker-Kolonnen beschäftigt haben —
also Klinkenputzer — , die an den Haustüren Spenden sammeln für einen
wohltätigen Zweck, der aber nur behauptet wird. Angeblich was für afrikanische
Babys oder so. In Wahrheit haben sich nur Schwitzke-Nöhl und seine Helfer
bereichert. Ob die Beweise reichten, weiß ich nicht. Mein Papi ist ja jedem
Verdächtigen gegenüber äußerst fair. Aber Schwitzke-Nöhl war ihm
unsympathisch.“
    In diesem Moment passierte es.
    Klößchen ächzte. „Seekrank!“,
konnte er noch hervorstoßen. Dann sprang er zur Reling, eine Hand auf den Mund
gepresst. Doch das half nicht. Dem Schoko-Fan wurde übel. Beängstigend weit
beugte er sich hinüber — und fütterte die Fische.
    Tim war sofort bei ihm.
Klößchen drohte, kopfüber ins Wasser zu fallen. Tim hielt ihn fest.
    Noch während Klößchen würgte,
spürte Tim eine Bewegung neben sich. Er blickte zur Seite — und in die kalten
Schweinsäuglein von Schwitzke-Nöhl. Ekel und Empörung zogen dem die Mundwinkel
auf 20 nach acht.
    „Verzieht euch woanders hin,
ihr Ferkel! So eine Schweinerei! Eine Zumutung für Mitreisende ist das. Der
kleine Fettwanst ist wohl betrunken, wie?“
    „Hauen Sie ab, bevor ich Sie
außenbords verfrachte“, erwiderte Tim. „Das heißt: Bevor ich Sie ins Wasser
schmeiße.“
    „Was?“, giftete Schwitzke-Nöhl
mit einer Stimme wie Mandelentzündung. „Unverschämter Lümmel!“
    Tim, der Klößchen mit beiden
Händen festhielt, konnte sich gerade noch ducken. Sonst hätte ihn die Ohrfeige
voll erwischt. Immerhin streifte ihn eine grobe Pranke. Tims Baseballcap wurde
vom Kopf gefegt.
    Seine Sicherungen knisterten,
wollten durchbrennen. Aber Klößchen hing schlapp wie ein Sack von 60 Kilo
Schokolade in seinen Fäusten. Tim konnte nicht loslassen. Zumal das Schiff
jetzt Fahrt machte und aufs offene Meer hinausstrebte.
    Gibt’s
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher