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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wissen Sie übrigens, daß Sie die erste Anfängerin sind, die ich persönlich aufsuchte und nicht zum Funkturm bestellte?«
    »Wirklich? Dann ist das ja eine große Ehre.«
    »Ja. Gewiß.« Er sah Vera tief in die großen, tiefbraunen Augen. Augen wie ein Reh. »Es soll Ihnen zeigen, wie groß mein Interesse für Ihr weiteres Leben ist … Gehen wir.«
    *
    Die Verhandlungen mit der Konkurrenz waren zäh.
    Vera Marfeldt hörte nichts mehr von Theo Pelz seit ihrem gemeinsamen Mittagessen. Um so mehr hörte sie von dem Abteilungsleiter Aktuell I und einigen Kolleginnen. Es fielen Bemerkungen wie: »Pelz reagiert immer auf Oberweiten ab 90.« Oder: »Mit den Beinchen klappern, braucht nicht immer Step zu sein.«
    Vera überhörte all diese Gehässigkeiten. Sie machte ihre Ansagen und Absagen, aber sie wurde degradiert. Sie sagte nicht mehr das abendliche Hauptprogramm an, sondern nur die Zwischensendungen zwischen den Reklamen. Man stellte sie bereits jetzt kalt – aber man dachte auch nicht daran, ihre Probezeit abzukürzen, wie es Theo Pelz angeregt hatte.
    »Wenn Pelz etwas mit der Kleinen vorhat, können wir das auch«, sagte Programmdirektor Dr. Fehling von der Konkurrenz. »Sie ist süß, gescheit und begabt. Auf Pelz kann man sich verlassen; er hat einen Riecher für Talente.«
    »Ab Oberweite 90!« frotzelte Ressortchef Unterhaltung.
    »Wenn auch! Das gehört dazu. Wir sind eine Fernsehanstalt. Für seine zwanzig Mark soll der Seher was auf seinem Teller haben …«
    Aber trotz aller Widerstände … es gelang doch. Theo Pelz siegte über Dr. Fehling durch einen ganz einfachen Trick. Er rief ihn an, als die Verhandlungen schon festgefahren waren, und sagte: »Mein lieber Fehling, gestern kommt mein Kameramann Alf Wacker zu mir, der auch ein begeisterter Amateurfotograf ist, und legt mir ein paar Bilder vor. Mich haut's vom Stuhl. Kollege Dr. Fehling in Baden-Baden, auf der Terrasse seines Doppelzimmers, neben ihm im Morgenrock … na, wer wohl? Unsere Margot Sanden. Ich war platt.«
    »Haben Sie die Negative, Pelz?« fragte Dr. Fehling trocken zurück.
    »Natürlich.«
    »Ich lasse sie durch einen Boten abholen und gebe ihm die Freilassung von Vera Marfeldt aus unserem Vertrag mit.«
    »Das ist nett«, sagte Theo Pelz gemütlich. »Man sieht, wieviel wert eine echte Freundschaft unter Kollegen ist …«
    Wortlos legte Dr. Fehling auf.
    *
    Das Aufnahmeteam Carlos Heimann hatte sich in Limassol auf Zypern im feudalen Hotel ›Akrotiri‹ eingemietet. Während Heimann mit seinen Kameramännern und den Aufnahmeleitern in der Gegend herumfuhr, in das Troodos-Gebirge, zu den Ruinen von Curium und zu den Gräbern der Könige, um Motive zu suchen und besonders schöne Drehplätze, lagen Karin Jarut und Tommy Brest am Rande des riesigen, mit Mosaiken ausgelegten Swimming-pools des ›Akrotiri‹, sonnten sich, flirteten mit reichen Amerikanern und ödeten sich an. Tommy Brest entdeckte ein blondes Mädchen in einem goldenen Bikini, spielte seine alte, immer wirkungsvolle Rolle als starker Mann und verschwand später mit seiner Eroberung im Hotel.
    »Sie heißt Karen und kommt aus Schweden«, sagte er ein paar Stunden später zu Karin Jarut.
    »Gratuliere, Tommy.«
    »Und du?«
    »Ein Ölscheich aus Saudi-Arabien hat mich eingeladen.«
    »Gehst du hin?«
    »Vielleicht.« Sie hob die schönen Schultern. Was man auch über Karin Jarut munkelte oder gar wußte: Sie war wirklich eine schöne Frau, die einen Mann um den Verstand und um sein Bankkonto bringen konnte. Dazu war sie noch eine gute Schauspielerin, von der Pike an, kein hinaufgeschwemmtes hübsches Lärvchen. »Was macht Carlos?«
    »Er hat einen tollen Küstenabschnitt entdeckt, südöstlich von Palea Paphos. Dabei hat er einen Einfall bekommen. Ich soll von einem der Felsen der Aphrodite herunterstürzen. Blöder Hund! Bin gespannt, wo er dafür ein Double auftreibt.«
    Am Nachmittag ritt Karin Jarut aus. Sie hatte sich ein Pferd gemietet und einen griechischen Jungen; der sie begleitete. Bis Yerasa fuhren sie mit einem Jeep, stiegen dort auf die Pferde und ritten durch die wildromantische Gegend in Richtung Kalokhorio und Zoopiyi. Bei einer Baumgruppe rasteten sie. Karin Jarut ging noch ein wenig am Ufer eines kleinen Flusses entlang und suchte Fische in dem gurgelnden Wasser, als der Pferdeboy plötzlich einen lauten Aufschrei hörte. Er sah, wie Karin um sich schlug, dann wegrannte, stolperte, hinfiel und auf allen vieren weiterkroch. Mit großen Sprüngen
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