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Der Glücksritter

Der Glücksritter

Titel: Der Glücksritter
Autoren: Hans Kneifel
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Verfolgern entkommen.
    »Mein Plan war gewesen«, keuchte er vor sich hin, »diesem verfluchten Gürtel des Todes auszuweichen. Wir sind nicht genügend ausgerüstet. Wir wissen nicht, was sich dort an Gefahren verbirgt.«
    Er fühlte keine Angst. Panik war ihm fremd. Er hatte Hunderte von Gefahren und Abenteuern überlebt. Jeden anderen Mann – außer Mythor vielleicht – hätten sie umgebracht. Aber er war unerschütterlich, und er hatte ein Ziel. Bisher jedenfalls war er mit Schrammen und Verstauchungen davongekommen, und immer war er es gewesen, der zuletzt und am lautesten und herzhaftesten gelacht hatte.
    Aber nun stellte sich ihm eine neue Herausforderung. Er stand in den Steigbügeln auf und riss den Arm in die Höhe. Sein Pferd wurde langsamer. Rechts und links neben ihm tauchten Kalathee und Samed auf. Luxon sah kurz in ihre Augen, dann stieß er hervor: »Wir müssen in die Wüste fliehen.«
    Samed stotterte eifrig: »Weit hinter uns habe ich blitzende Waffen und Staubschleier gesehen.«
    »Das sind die Reiter Mythors. Die königliche Garde Leones!« rief Kalathee.
    »Sie werden immer näher kommen!« gab Luxon zu bedenken. »Die Wüste ist unsere einzige Rettung, denn die Reiter kennen die befestigten Pfade. Mythor ist nicht allein. Allein ist er bereits zu fürchten, aber zusammen mit einer Handvoll Reitern wird er uns nicht nur einholen, sondern gefangen nehmen. Und dann wird er meinen Bogen und den unerschöpflichen Köcher haben.«
    »So benutze den Bogen!« schrie Kalathee und machte ein verzweifeltes Gesicht. Sie hatte ihm sehr viel geholfen; selbst diesen geringen Vorsprung vor Mythor verdankte er ihr und ihrem selbstlosen Einsatz.
    Nein! Er durfte sie nicht im Stich lassen. »Nicht im freien Gelände!« rief er.
    Nebeneinander gingen ihre Pferde. Die trockene Luft der Wüste ließ den Schweiß im Fell der Tiere ebenso rasch verschwinden wie den auf Gesichtern und Stirnen der Menschen. Es war, als wehe ständig ein leichter, kühlender Wind.
    Hier, in dieser Wüste aus Sand, Hitze und Schatten, dachte Luxon verdrossen und voll Wut, gibt es keine Caer, und auch meine alte Rolle als König der Diebe und Herr der geschickten Finger und des betörenden Augenaufschlags wird mir nichts nützen!
    Er drehte sich um. Tatsächlich! Am Horizont, der viel zu nahe war und durch die waagrechten und steil ansteigenden Schnittlinien der Dünen und Täler markiert wurde, tauchte eine Gruppe Reiter vor einem Schleier aus Sand und Staub auf. Waffen, Helme und Schilde funkelten im Licht der Sonne.
    »Es geht nicht mehr schneller. Unsere Pferde brauchen eine Pause!« keuchte der Junge.
    »Und weit und breit kein Versteck!« rief Kalathee. Der leichte Schimmer der Bräunung, der ihre Haut jetzt überzog, machte sie selbst in diesem Augenblick reizvoll und begehrenswert.
    Luxon verscheuchte diese Gedanken und antwortete stoßweise: »Sie werden uns bald eingeholt haben. Die einzige Rettung… dort hinein!« Er wies nach rechts.
    Rechts von ihnen war die Wüste, dahinter ragten die Kegel der erloschenen und tätigen Vulkane auf, die Fumarolen, Erdspalten und die glasartig brechende Lava, die längst erkaltet war.
    Geröll, verkarstete winzige Hügel, die vielen Skelette und die versteinerten Reste uralter Bäume und kleinerer Gewächse bildeten hier den nördlichsten Teil der Wüste. Die kaum kenntliche Straße wand sich wie eine Schlange entlang den kaum sichtbaren Geländemerkmalen. Luxon riss am Zügel, und sein Pferd scheute. Aber er zwang es, in die skurrile Landschaft aus erkalteter, verformter und verwitterter Lava einzutauchen. Zuerst kam ein schmaler, verzweigter Gürtel aus trügerischem Grün.
    Hin und wieder kondensierte feuchter Wind an den Pflanzen. Der vulkanische Sand saugte die Feuchtigkeit auf. Und die Pflanzen wechselten ihre Farbe von Grün zu hellen Brauntönen. Die Ranken wurden von den Pferdehufen in den Sand getreten, kleine und große Geröllsteine wurden zur Seite geschleudert. Das Tempo der Pferde nahm ab, aber binnen weniger Sätze führten die Pfade hinter großen Lavabrocken vorbei, und die Verfolger verschwanden vorübergehend.
    »Hoffentlich entkommen wir ihnen in der Geröllwüste!« keuchte Luxon.
    Danach kam, wie er wusste, ein weites Gebiet aus vielfarbigem Lavagestein, das zu Pferde kaum zu durchqueren war. Die Tiere galoppierten mal nach rechts und mal nach links, die Ranken schlangen sich um ihre Fesseln, wieder rutschte Geröll nach unten.
    »Sie rücken auf!« rief Samed, der
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