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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus
Autoren: Richard Stark
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der sie den Wagen hatten stehenlassen unddie dort oben aus der Dunkelheit hinab ins Licht geführt hatte und zwischen den Bäumen verschwunden war. Hier kam sie aus dem beleuchteten Teil des Waldes und wand sich bergab ins Dunkel.
    »Das ist sie«, sagte Elkins. »Das Haupthaus ist da oben, das Haus für den Wachdienst irgendwo im Tal.«
    »Ich sehe es nicht«, sagte Lloyd.
    »Es muss ungefähr fünfhundert Meter von hier sein«, sagte Elkins zu ihm.
    »Der schöne Teil des Ausflugs kommt, wenn wir den ganzen Weg wieder bergauf gehen müssen«, bemerkte Wiss.
    Sie gingen an der Straße entlang. Während das Licht hinter ihnen verblasste, tauchte weiter vorn ein anderes Licht auf, ein gelbliches Rechteck. »Das wird der Wachdienst sein«, sagte Wiss.
    So war es – das einzige beleuchtete Fenster in einem sonst dunklen Haus. »Lloyd«, sagte Parker, »warum ist das Haus nicht gesichert?«
    »Tja, hier gibt’s eben nichts von Wert«, sagte Lloyd. »Die sollen ja bloß auf das Haupthaus aufpassen.«
    Sie näherten sich dem gelblichen Rechteck, und Parker konnte die undeutlichen Umrisse eines schachtelförmigen zweistöckigen Hauses mit breiter Frontveranda ausmachen, die Art von Gebäude, die man an jeder Seitenstraße in einer wohlhabenden Gegend im Mittleren Westen fand. Hier, an einem Berghang mitten im Wald, wirkte es irgendwie fehl am Platz, als hätten die Leute, die das Haus gebaut hatten, es versäumt, sich die Umgebung genauer anzusehen.
    Es war beinahe vier Uhr morgens. Bevor sie wieder beim Wagen waren, würde es hell sein, und in Havre würden sie erst im Lauf des Vormittags eintreffen. Dann musste Lloyd schleunigst zum Flughafen. Parker sagte: »Wir müssen rausfinden,wie viele Leute es sind und was für Waffen sie haben.«
    »Parker«, sagte Wiss, »ich ziehe solche Coups am liebsten heimlich durch. Gibt es keine Möglichkeit, an denen vorbeizukommen?«
    »Nein«, sagte Parker.
    »Da muss ich ihm zustimmen«, sagte Lloyd.
    »Haben wir nach Lage der Dinge eine Chance?« fragte Elkins. »Parker, was meinst du?«
    »Vielleicht«, sagte Parker.
    Lloyd hatte Wiss’ Nachtsichtgerät mitgenommen. Er setzte es auf und sagte: »Ich muss herausfinden, wo die Kabel ins Haus führen.«
    Sie schlichen langsam am Haus vorbei. Lloyd ging voran, sah nach vorn und zurück und beugte sich vor, um den Boden zu untersuchen. Schließlich ließ er sich auf alle viere nieder und kroch über den kürzlich gemähten Rasen zum Haus. Dort fand er den Verteilerkasten, wo die unterirdisch verlegten Strom- und Glasfaserkabel ins Haus führten. Die anderen blieben an der Straße, versuchten zu erkennen, was er dort tat, und hofften, dass im Haus niemand auf ihn aufmerksam wurde.
    Nach zehn Minuten kroch er wieder zurück zur Straße und stand auf. »Ich kann rein«, sagte er.
    »Die Frage ist«, sagte Elkins, »ob wir auch reinkönnen.«

SIEBEN
    »Zeit, nach Hause zu fahren, nachzudenken und einen Plan zu entwickeln«, sagte Elkins.
    Es war Samstag morgen, ihr fünfter Tag hier. Sie saßen wieder in dem Familienrestaurant und frühstückten. »Was meinst du, Parker?« sagte Wiss. »Ist da für uns was zu holen?«
    »Eure Gemälde«, sagte Parker.
    Lloyd hatte den Cherokee genommen und am Flughafen von Great Falls zurückgegeben. Die anderen hatten zwei unauffällige Ford Taurus gemietet, dunkelbraun und dunkelgrün, und die Tage damit verbracht, das Wachpersonal und ihr Haus auszukundschaften.
    Parker hatte die Aufgabe übernommen, das Kommen und Gehen der Wachleute aufzuzeichnen. Die Berge waren hier dichtbewaldet, doch weiter unten, wo sich die Straßen und Ortschaften befanden, waren die Hänge gerodet – weite, mit Felsen oder Präriegras bedeckte Flächen, auf denen ein Haus, ein Wagen oder auch nur ein Mensch kilometerweit zu sehen war. Dadurch war es für einen Beobachter viel schwieriger, unbemerkt zu bleiben, als in der Stadt, wo jemand, der in einem von Tausenden geparkter Wagen saß, niemals Aufmerksamkeit erregen würde.
    Also tat Parker das Gegenteil: Er kaufte ein Klemmbrett, einen gelben Bauarbeiterhelm, einen blauen Overall und einen Klappstuhl, setzte sich an den Rand der mit Rollsplittbestreuten Landstraße und las die Daily News . Den dunkelgrünen Taurus hatte er zu seiner Linken abgestellt, rechts von ihm war die Abzweigung, die zu Marinos Anwesen führte. Die ersten zwei Kilometer der Privatstraße verliefen durch baumloses, felsiges Gelände, so dass er jedes Fahrzeug, das sich von dort näherte, schon lange
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