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Der Geschmack der Liebe

Der Geschmack der Liebe

Titel: Der Geschmack der Liebe
Autoren: Mia König
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hatte, war, dass Maximilian Hansen überraschend gestorben war.
    Jetzt rupfte Luisa den Teig in Stücke, ballte die Faust und schlug damit die mehr oder weniger runden Teile flach. Es gelang ihr einfach nicht, Christines Gesicht zu vergessen, als der herbeigerufene Arzt nur noch den Tod ihres Mannes feststellen konnte.
    „Das kann nicht sein“, hatte Christine Hansen immer und immer wieder gemurmelt und sich geweigert, Maximilians Hand loszulassen. „Er ist kerngesund! Erst neulich hat er sich durchchecken lassen.“
    Eleonore Hansen, weiß wie ein Laken und um Fassung ringend, hatte die Gäste gebeten, die Familie alleine zu lassen. Geschockt war Luisa von Bord gegangen. Vorbei an Daniel Hansen, der völlig mechanisch ein Glas nach dem anderen in sich hineinkippte. Lauter Bilder waren in Luisas Kopf durcheinandergewirbelt. Herr Hansen, wie er mit Johann Rieger schäkerte, Herr Hansen mit einer Kaffeetasse in der Hand in der Küche, Herr Hansen, wie er die Röster bat, die neue Kaffeemischung noch ein letztes Mal zu probieren, bevor sie an den Handel ausgeliefert wurde. Das Nächste, an das sie sich erinnern konnte, war, dass sie vor Mollys Haustür stand.
    Langsam ließ sie die Schultern sinken. Sie wusste genau, warum sie so reagierte. Maximilian Hansens Tod mitzuerleben hatte sie an den Tag vor inzwischen fünf Jahren erinnert. Sie war aus der Schule gekommen und hatte ihre Mutter in der Küche vorgefunden. Bleich, zerzaust und mit verweinten Augen. Luisas Vater war auch einfach umgefallen und nicht mehr aufgestanden. Und eigentlich hatte sie noch immer nicht ganz begriffen, dass er nicht wiederkommen würde. Dass er nicht eines Tages plötzlich wieder in der Küche am Tisch säße, als sei nichts gewesen. Luisa hatte damals darauf gewartet, dass ihr endlich die Tränen kamen. Aber ihre Augen waren trocken geblieben, und dafür hatte sie sich geschämt.
    Maximilian Hansen war so etwas wie ein Mentor für sie gewesen. Und vielleicht sogar ein wenig mehr. Nicht, dass sie ihn je mit ihrem Vater verglichen hätte, aber Maximilian Hansen hatte Luisa nach ihrer Meinung gefragt, ihr das Gefühl gegeben, er nehme sie ernst. Ja, manchmal hatte er sie angeschaut, als wäre er aus irgendeinem Grund stolz auf sie, sodass es Luisa richtig warm ums Herz geworden war. Was war das nur mit den starken Männern in ihrem Leben? Warum verschwanden die immer einfach so? Das war verdammt noch mal nicht gerecht!
    „Soll ich den Backofen vorheizen?“ Molly legte vorsichtig den Arm um ihre Freundin. Doch Luisa schüttelte traurig den Kopf.
    „Nee, lass mal, die sind nix geworden.“
    Resigniert blickte sie die formlosen Teigstücke an, die vor ihr lagen, und versuchte die Tränen, die plötzlich in ihren Augen standen, zu unterdrücken. Das war jetzt aber nicht wahr, oder? Jetzt fing sie also schon an, wegen ein paar missratener Cookies zu heulen? Wie verquer war das denn?

3. KAPITEL
    Am Montagmorgen schlich Luisa mit gesenktem Kopf in die Firma. Vorbei an dem verwaisten Pförtnerhäuschen, entlang den stillstehenden Röstmaschinen, an der geschlossenen Tür der Kaffeeküche vorbei, aus der kein Laut kam. Im Sitzungssaal schließlich, in den die gesamte Belegschaft gebeten worden war, suchte sie sich einen Platz möglichst weit hinten. Um ehrlich zu sein, wünschte sie sich weit weg oder zumindest zu ihrer Röstmaschine. Doch da betrat Eleonore Hansen den Raum. Ihre sonst so klaren eisblauen Augen waren gerötet, als habe sie die ganze Nacht geweint. Das ovale Gesicht mit den feinen Zügen wirkte eingefallen vor Kummer.
    „Guten Morgen“, begrüßte sie die versammelten Mitarbeiter. Die Vierundsiebzigjährige ließ es sich trotz des schmerzlichen Verlustes nicht nehmen, diese Versammlung selbst zu eröffnen. Sie sah sehr traurig aus. Luisa hatte Mitleid mit der Patriarchin.
    „Ich habe Sie alle hierhergebeten, um Ihnen die traurige Mitteilung zu machen, dass mein Sohn Maximilian am Samstagabend überraschend verstorben ist, wie sicherlich viele von Ihnen bereits in der Presse gelesen haben“, begann Eleonore Hansen mit bedrückter Stimme. Die Belegschaft tauschte nun betroffene Blicke aus. Die alte Dame räusperte sich und rang um Fassung. „Sie alle sind eingeladen, meinem Sohn am Donnerstagmorgen um neun Uhr die letzte Ehre zu erweisen. Aber auch wenn sein Tod uns zutiefst bestürzt, ist es gerade jetzt besonders wichtig, alles dafür zu tun, dass die Firma – seine Firma – nicht darunter leidet. Das wäre sicherlich im
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