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Der Gesang der Maori

Der Gesang der Maori

Titel: Der Gesang der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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ausgerechnet sie diejenige war, die John mit allen nötigen
Informationen versorgte?
    Â»Nun, es war keineswegs ein Zufall, dass Johns Supermarkt
ausgerechnet Fiona’s Foodmarket hieß. Zumal inzwischen ohnehin alle nur noch
die Abkürzung ›FiFo‹ benutzen, was ja auch sehr schön aussieht auf den Tüten.«
    Â»Da war ich schon drin!«, entfuhr es Katharina. »Kurz vor dem
Erdbeben!«
    Â»Sicher«, nickte Paikea. »Da war wohl jeder aus Christchurch schon
drin. Die meisten nehmen einfach an, dass Fiona die Frau von John ist. Oder
dass er den Namen gewählt hat, weil er gut klingt. Aber die Wahrheit ist viel
einfacher: Fiona gab den ersten Kredit zur Gründung des Supermarktes …«
    Â»â€¦Â und seitdem treffe ich sie regelmäßig, um ihr ihren Anteil
auszuzahlen und zu hören, wie es meiner Familie ergeht«, ertönte eine kräftige
Stimme von der Tür der Veranda her.
    Katharina fuhr herum. Sina hatte ihr so oft den Mann beschrieben,
der auf der Beerdigung aufgetaucht war, dass sie es jetzt fast nicht glauben
konnte, als sie ihn vor sich sah. Seine Augen leuchteten genau wie bei Sina in
dem eigentümlichen Meeresgrün. Oder Meeresblau. Seine Nase war schief und
erzählte von seinem bewegten Leben. Er trug eine helle Hose und ein weißes Hemd
und sah durch und durch wie ein älterer, gepflegter und sehr erfolgreicher
Unternehmer aus. Er kam näher und streckte ihr die Hand entgegen.
    Â»Du musst Katharina sein, wir haben gerade miteinander telefoniert.
Ich darf doch Katharina sagen? Immerhin bist du die erste Frau, die Matiu zu
seinen Eltern nach Hause bringt …«
    Katharina nickte nur.
    Matius Vater ließ sich auf einen Stuhl fallen, schenkte sich ein
großes Glas mit Eistee voll und nahm einen langen Schluck. Dann sah er
Katharina an. »Du hast mich also gefunden. Und du hast recht. Ein paar Jahre
lang lebte ich als John Cavanagh in Charteris Bay mit meinem Bruder Ewan und
meinem Ziehvater. Keine glücklichen Jahre, deswegen habe ich es vermieden,
meinen Vater wiederzutreffen, und aufgehört, seinen Namen zu tragen.«
    John junior. John
Denson. John Cavanagh.
    Katharina konnte es nicht glauben. Sie hatte ihn gefunden. Der Mann,
der angeblich unauffindbar irgendwo auf einer Pazifikinsel lebte, war immer in
Christchurch gewesen. Ganz in der Nähe. Sina und Brandon hatten in seinem
Supermarkt eingekauft und nicht geahnt, dass sie damit bei John fast zu Hause
waren.
    Sie schluckte. »Und Sie wussten immer Bescheid? Über alles, was in
der Familie passierte?«
    Â»Zumindest alles Wichtige«, nickte John. »Allerdings hatte Fiona in
den letzten Wochen keine Zeit für ein Treffen. Seit dem Erdbeben ist sie mit
den Aufräumarbeiten beschäftigt. Außerdem hatte mein Ziehvater wohl einen
Schlaganfall, sie fühlt sich verpflichtet, ihn täglich zu besuchen.«
    Â»â€¦Â und deswegen hattest du keine Ahnung von Avas Krankheit«,
murmelte Katharina.
    Â»Nein. Ich bin mir allerdings auch nicht sicher, ob ich deswegen
sofort aus meinem Versteck gekommen wäre. Es hätte doch immerhin sein können,
dass ihre Eltern oder der Rest ihrer Verwandtschaft als Spender infrage kommen,
oder?«
    Â»Ja«, nickte Katharina. »Aber Sina sagt, inzwischen seien alle
getestet. Auch die Verwandten, von denen Ewan bis heute nichts ahnt.«
    Â»Ach, ihr habt ihm immer noch nicht von Ruiha erzählt?« John hob
eine Augenbraue an. »Ich habe mich schon gewundert, als er nicht zu Ruihas Beerdigung
aufgetaucht ist. Immerhin seine leibliche Mutter …«
    Â»Das weiß er nicht. Brandon und Sina haben zwar irgendwann erfahren,
dass Ewan eigentlich Maori-Wurzeln hat – aber nachdem Ruiha gestorben war,
haben sie beschlossen, das Geheimnis für sich zu behalten. Brandon wollte so
den Frieden in seiner Familie bewahren, wenn ich das richtig verstanden habe.«
Sie sah John neugierig an. »Aber woher hast du dann von Ruihas Tod erfahren –
und warum bist du zu dieser Beerdigung gegangen?«
    John lächelte. »Fiona mag eine sehr loyale und wunderbare
Haushälterin sein. Aber sie ist auch ein kleines bisschen neugierig. Sie hat
mitbekommen, dass der alte George seinem Enkel Brandon die Freundin verbieten
wollte. Als Brandon dann völlig aufgelöst in das Haus seines Großvaters kam,
hielt sie sich wohl in der Nähe der Tür zum Büro auf. So laut wie

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