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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller
Autoren: Tom Piccirilli
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über Monate in die Schlagzeilen, was aber nicht weiter stört.
    Die Schule wird mit Sicherheit geschlossen werden. Judith hat bereits angefangen, den Laden dichtzumachen und Lebensläufe zu verschicken. Wahrscheinlich ist es das Beste, wenn die Schule vier oder fünf Jahre geschlossen
bleibt und danach wieder ein Hotel daraus wird. Bis dahin ist Three Rivers komplett am Ende und bereit für einen Investor, der ein paar neue Fabriken aufmacht und die Leute aus den Hügeln zurückholt, damit sie sich mit den neuen Arbeitskräften vermischen, die aus der Großstadt hochgeschickt werden.
    Finn zieht wieder nach Manhattan und hat das Glück, eine möblierte Einzimmerwohnung im Village um die Ecke von der NYU zu finden. Innerhalb weniger Tage hat er einen neuen Job. Er vermutet, der Alibibehinderte auf dem Campus zu sein, aber das ist ihm egal. Er muss erst im Herbstsemester anfangen.
    Er sitzt bei seiner Psychiaterin.
    Wie ist es Ihnen ergangen?, fragt sie ihn.
    Sie verströmt das Desinteresse einer Abschlussballpartnerin, die man zwanzig Jahre später an der Supermarktkasse trifft.
    Jedes Mal, wenn sie sich bewegt, klimpern ihre Ohrringe, und ihre Kette klackert. Wahrscheinlich aus Perlen. Sie sehen bestimmt wunderschön aus, aber sie klingen falsch. Er hört, wie sie die Strümpfe hochzieht und an den Schenkeln zuschnappen lässt. Sie streicht mit den Händen über ihre Beine, entweder bewundernd oder kritisch.
    Gleich hat sie bestimmt ein Rendezvous, wahrscheinlich das zweite Treffen, mit jemandem, den sie richtig beeindrucken will. Als sie direkt nach ihrer Sitzung geht, kann sie kaum ihre Erregung verbergen. Vielleicht will sie auch nur Eindruck auf ihren nächsten Patienten machen. Sie ist in einen Sexbesessenen verknallt, der ihr in allen Einzelheiten seine Stellungen schildert. Der ihr erzählt, wie er die Frauen auf den Kopf schlägt, während
er sie von hinten nimmt. Es widert sie an und macht sie feucht.
    Sie hustet hinter vorgehaltener Hand, genervt von Finns Schweigen. Da sie nicht in seinen Augen lesen kann, muss er ihr undurchschaubar vorkommen. Sie hat die Situation nicht unter Kontrolle. Sie hatte noch nie irgendetwas unter Kontrolle, aber das wird ihr immer nur klar, wenn sie mit Finn in einem Raum sitzt.
    Die klimpernden Ohrringe klingen fast traurig. Er will sie ihr vorsichtig von den Ohren ziehen, sie streicheln und ihnen sagen: Es ist in Ordnung, jetzt wird alles gut.
    Ob sie ihm immer noch erzählen würde, es sei eine natürliche Reaktion, wenn er leblose Gegenstände behandelt, als wären es Menschen? Ob sie es immer noch normal fände, in seiner Situation, unter diesen Umständen, Dinge beruhigen und trösten zu wollen, besonders, wenn es ihre sind und er sie gepackt hat und nicht mehr loslassen will? Wenn er sie von ihrer Verabredung mit dem nächsten Patienten abhält, der ihr Ding berühren will? Wenn sie wegen ihm erst so spät nach seinem Ding greifen kann?
    Finn überlegt, sie mit dem Finger heranzuwinken und ihr ins Ohr zu flüstern, dass sie Recht hatte. Es war ganz bestimmt wichtig für ihn, seine Unabhängigkeit zu verteidigen. Sein Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen und seinen Selbsterhaltungstrieb auszuleben.
    Wenn er natürlich nur Pfefferspray dabeigehabt hätte, wäre er jetzt tot. Er hat sich bereits ein neues Messer gekauft, das jetzt in seiner Hosentasche steckt.
    Er fängt an zu reden, ohne zu verstehen, was er sagt. Die Stimme ist leise und klingt, als käme sie aus einer Nachbarwohnung am anderen Ende des Hausflurs. Er
versucht vergeblich, die Worte auszumachen. Die Stimme ist aufgekratzt, wütend.
    Er hat sich die Wange wundgekaut. Er muss daran denken, wie er im One Police Plaza in der Schlange stand und auf seine Uniform und seine Waffe wartete. Ray steht neben ihm, seltsam still. Vor ihnen etwa fünfzig Kollegen. Überall nervöses Lachen. Die Jungs sind mit der Polizeischule fertig, offiziell aber noch keine Polizisten, bevor sie nicht vereidigt sind. Ein paar von ihnen reden darüber, wie froh sie sind, in den übelsten Bezirken der Stadt gelandet zu sein. Mehr Action bedeutet mehr Verhaftungen und bessere Chancen auf Beförderung. Sie reden schon von goldenen Dienstmarken und davon, Detective ersten Grades zu werden, bevor sie dreißig sind.
    Seine Psychiaterin sagt: Ich denke, damit sollten wir uns näher befassen.
    Er hat keine Ahnung, warum er hier ist. Er sollte in der Lage sein, das, was ihn erwartet, zu meistern. Die Wut ist nur noch stärker geworden. Er
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